Bad Kissingen stellt eine Notunterkunft für 200 Flüchtlinge. Die Einrichtung wird kurzfristig in einem alten Industriegebäude in der Röntgenstraße aufgebaut. Die ersten Menschen sollen dort schon in der nächsten Woche Unterschlupf finden.
Der Landkreis macht sich für 200 Flüchtlinge bereit. In der vergangenen Woche hat der Bezirk dem Landkreis die Anweisung gegeben, einen Notfallplan einzuleiten. Der Grund: Die Erstaufnahmeeinrichtungen in der Region kommen an ihre Grenzen. Die Kapazitäten in Schweinfurt und Würzburg sind bald aufgebraucht. Jetzt ist der Landkreis Bad Kissingen an der Reihe, eine Notunterkunft zu stellen. Ein ehemaliges Industriegebäude in der Röntgenstraße soll den Menschen ein erstes Obdach bieten. Schon ab nächster Woche könnten die ersten Flüchtlinge in der Stadt ankommen.
"Die Vorbereitungszeit ist sehr kurz", sagt Emil Müller (CSU), stellvertretender Landrat. Für die Ankunft wird alles über einen Krisenstab organisiert: Rotes Kreuz, Technisches Hilfswerk, Caritas Flüchtlingsberatung, Bauhof und Bundeswehr packen an. Seit Januar ist bekannt, dass die Stadt mit einem Notfallplan reagieren können muss. Jetzt ging doch alles ganz schnell. Der Kreis beeilte sich, eine passende Immobilie zu finden. In früheren Plänen sollten zwei Turnhallen genutzt werden - fürs Amt eine unkomplizierte Lösung, da diese ohnehin dem Kreis gehören. Andererseits hätten Schulen und Vereine ein großes Problem gehabt: Sport wäre darin bis auf Weiteres nicht möglich gewesen. "Das wollten wir umgehen", sagt Emil Müller. Eine andere Option musste her. Schließlich wurden die Beamten in der Röntgenstraße in Richtung Winkels fündig. Wo früher eine Wäschefabrik im Betrieb war, soll künftig Platz für bis zu 200 Flüchtlinge sein.
Es bleibt nicht mehr viel Zeit, die 40 Räume auszustatten. Gerade laufen die Reinigungsarbeiten, dann werden Betten und Einrichtung eingebaut. Auf drei Stockwerken können zwischen vier und sechs Leute in einem Zimmer unterkommen. Sichtschutzwände sollen ein Stück Privatsphäre schaffen. Auch deshalb sei das alte Industriegebäude den Turnhallen vorzuziehen, meint Emil Müller.
Dolmetscher vermitteln
Der Landkreis hat mit Erstaufnahmeeinrichtungen noch keine Erfahrungen. Aber er kann aus Strukturen und Netzwerken schöpfen, die sich im Kreis seit der vergangenen Monate aufgebaut haben. 770 Asylbewerber leben im Landkreis derzeit in dezentralen- und Gemeinschaftsunterkünften. Deren Dolmetscher könnten bald wieder eine große Hilfe sein. Aus welchen Ländern die Menschen kommen, die hier Zuflucht suchen, ist nicht bekannt. Auch nicht, wie viele es sein werden, wann genau die ersten eintreffen und wie lange sie in der Erstunterkunft bleiben werden, bevor sie in Gemeinschaftsunterkünften und dezentrale untergebracht werden. Der Landkreis hält sich ab 24. August bereit, rechnet aber erst Ende August mit den ersten Bussen.
Eine medizinische Versorgung, Nahrung, ein Dach über dem Kopf, sanitäre Anlagen - das will der Landkreis in der Notunterkunft zur Verfügung stellen. Ein Sicherheitsdienst soll rund um die Uhr am Gelände sein. Der habe sich in anderen Landkreisen bewährt, meint Regierungsrat Tim Eichenberg. "Es hat nicht immer mit tatsächlicher Sicherheit zu tun", sagt Emil Müller. Die Betreuung habe mehr einen "psychologischen Effekt für Anlieger und Bewohner".
Am Mittwochabend, 19. August, um 18 Uhr wird zur Einrichtung der Notunterkunft eine Bürgerversammlung im Großen Sitzungssaal im Kissinger Landratsamt stattfinden. Stellvertretender Bürgermeister Thomas Leiner (CSU) glaubt an eine gut Stimmung der Kissinger: "Wir haben viele Helferkreise im Hintergrund." Er rechnet damit, dass die Bevölkerung den Plänen positiv gegenübersteht.