Der Bad Brückenauer Wolfgang Fläschner hat eine 29-tägige Tour durch Zentralasien hinter sich. Mit zwei Weggefährten legte er 16.000 Kilometer zurück.
Was Wolfgang Fläschner in den vergangenen 29 Tagen durchgemacht hat, sieht man am besten an seinen Händen: Hornhaut und aufgesprungene Blasen ziehen sich über alle Finger. Gute 10.000 Kilometer legte er mit seinem Motorrad zurück, dazu noch der Transport seines Bikes und die seiner Begleiter Martin Scheerer (55) und Henning Willig (54). Allerdings ging es nicht auf gut ausgebauten Teerstraßen, sondern durch Wüsten und über Schotter: "Man fährt
ständig mit absoluter Hoch-Konzentration", berichtet er. Dabei verkrampften sich die Hände unweigerlich. Deshalb die Blasen.
Bei dem Trip durch Zentralasien war alles dabei: Die drei Abenteurer fuhren bei 45 Grad in den Wüsten Usbekistans und minus 5 Grad am Kyzyl-Art-Pass an der Grenze nach Kirgistan, 30 Meter unter dem Meeresspiegel in Kasachstan bis zu fast 4700 Meter am Ak-Baytal-Pass.
"Da bringt das Motorrad vielleicht noch 20 Prozent an Leistung", berichtet Fläschner. Damit das Mischverhältnis in der dünnen Luft noch stimmt, mussten die Biker immer wieder die Vergaserdüsen wechseln.
"Der Reiseverlauf war schwieriger als gedacht, aber auch viel faszinierender", sagt Fläschner im Rückblick, und: "Das war am Limit, für Mensch und Maschine ausgereizt: Mehr wäre nicht gegangen." Schon alleine die Autofahrt bis Donezk war ein
Kraftakt: Gut 36 Stunden fuhren die drei durch, um die 2600 Kilometer möglichst schnell hinter sich zu bringen.
Aufbruch oft schon um 5 Uhr "Die Tagesetappen begannen wir meist schon um 5 Uhr, um die morgendliche Kühle auszunutzen", erzählt Fläschner. Faszinierend ist für ihn die Weite und die Leere des Landes: An der alten Seidenstraße, in Städten wie Bukhara, Chiva oder Samarkand treffe man
noch Touristengruppen, aber weiter südlich, in der Grenzregion zu Afghanistan sei so gut wie niemand unterwegs. Umso merkwürdiger für Fläschner war, wenn dann doch plötzlich einmal am Tag ein einsamer Radfahrer unterwegs war: Ein Oberfranke radelte alleine nach Indien, ein Ägypter nach Hongkong und eine Deutsche nach Peking.
Und es gab auch ein ungewöhnliches Wiedersehen: "Wir haben zwei Italiener getroffen, die wir vor zwei Jahren in der Mongolei
getroffen hatten, das ist schon skurril." Ebenfalls kurios: eine chinesisch-spanischen-brasilianische Motorradgruppe, die von China nach Portugal über ein Motorradtreff in Garmisch-Partenkirchen unterwegs war.
Unfall in der usbekischen Wüste "Ich bin auch einmal abgestiegen", kann Wolfgang Fläschner nach seiner Rückkehr in Bad Brückenau über einen Unfall lachen: Im Wüstensand verlor er die
Kontrolle über sein Motorrad. Auch wenn die Yamaha Tenere XT 600 nur 160 Kilogramm wiegt, plus 40 Kilo Gepäck: "Alleine wäre ich da nicht mehr aufgekommen." Zudem blieb ihm eine Verletzung erspart. Auch mehrere Flussdurchfahrten mit einem halben Meter Tiefe und 20 Metern Breite wurden zum Hindernis: "Ein Umkippen des Motorrades auf dem glatt geschliffenen Geröll im Flussbett lässt sich nicht immer vermeiden, was mit einem unfreiwilligen Badevorgang im kalten Wasser
einhergeht", lacht Fläschner.
Abenteuerlich war auch die Fahrt durch die teilautonome Bergregion Kuhistoni Badakhshon: "Das war schon schwierig, aber es gab keine Gefahr für Leib und Leben." Auf alle Fälle konnten die Abenteurer trotzdem das Panorama genießen: "Im Wakhan-Tal treffen sich die Gebirgszüge des Hindukusch und des Pamirs und man ist ständig von weit über 7000 Meter hohen Bergen umringt", schwärmt Fläschner.
"Das ist schon berauschend."
Mit russischer Polizei-Eskorte Ein ganz besonderes Erlebnis gab es zum Abschluss: Zurück in Russland trafen die drei Deutschen auf eine noble Jagdgesellschaft. Nach eigenen Schießversuchen und einer Feier rief ihnen einer der Jäger eine Polizei-Eskorte, die sie in die nächste Stadt begleitete. "Ganz so, wie man es aus irgendwelchen Agentenfilmen kennt", wundert sich Fläschner.