Seit diesem Schuljahr gibt es eine Jugendsozialarbeiterin an der Grund- und Mittelschule in Wildflecken: Als Bindeglied zwischen Lehrern, Kindern, Eltern.
Schon nach der ersten Schulstunde sitzen drei Kinder auf der Bank vor dem Zimmer von Lindita Memedi. "Frau Memedi, du musst mir helfen", sagt eines der Mädchen mit Nachdruck. Auch die anderen Kindern sehen aus, als würde sie etwas bedrücken. Das Mädchen hat eine Karte dabei. Diese Karte bekommen die Schüler von ihren Lehrern, wenn ein Gespräch mit der Jugendsozialarbeiterin gewünscht wird.
Erst seit Beginn des laufenden Schuljahres arbeitet Memedi in Wildflecken an der Grund- und Mittelschule, und doch ist sie in den Köpfen der Kinder bereits fester Bestandteil des Schulalltages. Nicht nur während des Schulvormittags, sondern auch in der Offenen Ganztagsschule ist sie durchgehend für die Kinder da. Die Jugendsozialarbeits-Fachstelle, über die Lindita Memedi angestellt ist, läuft über das Kolping Werk. Es ist externer Träger des staatlichen Förderprogrammes "Jugendsozialarbeit an Schulen" (JaS), das vom Landkreis Bad Kissingen seit dem Jahr 2013 angeboten wird.
Unmittelbare Hilfe
"Manchmal reichen ein paar tröstenden Worten oder eine Entspannungsübung. Manchmal braucht es Gespräche mit den Eltern bis hin zu Gruppenarbeiten mit den Schülern", sagt Memendi. Konkret, erzählt sie, renne sie auch mal mit einem Schüler um das Schulgebäude, um Dampf abzulassen. Oder sie spielt eine Runde Fußball mit ihnen. Die 26-jährige Memedi, die ein Studium der Sozialen Arbeit in Würzburg absolviert hat, ist offen für die Bedürfnisse der Kinder. Genau das, was die Kinder in schwierigen Momenten brauchen - und was ihnen der Schulalltag oft nicht bieten kann. Das alles ist Konfliktprävention und niederschwellige Hilfe für die Schüler.
"Um die Kinder auch in der Freizeit zu erreichen, arbeite ich auch beispielsweise am Wochenende mit der Gemeindejugendarbeiterin zusammen", sagt Memedi. Und sie bietet Hip-Hop an - all das, was viele Kinder mögen. "Mir ist der enge Kontakt zu den Kids sehr wichtig", sagt die aus Fulda stammende junge Frau.
Entlastung für Lehrer
"Konflikte zwischen den Schülern hemmen oft den Unterricht", sagt Schulleiterin Christiane Helfrich. Ein Lehrer müsse in Konfliktfällen die Kinder vertrösten, er muss ja mit dem Unterricht weitermachen. Doch manchmal bedarf es noch im Unterricht einer dringenden Lösung und einer professionellen Schlichtung. Bisher mussten das alles die Lehrer leisten. "Mit der JaS-Stelle haben wir seit diesem Jahr jemanden hier, der ausschließlich für solche Situationen da ist", freut sich Helfrich. Noch während des Unterrichts können Kinder im Notfall mit ihren Konflikten - ob familiär oder schulisch - zu der Jugendsozialarbeiterin gehen. "Hier wissen die Schüler, dass sie nicht mit Noten beurteilt werden oder dass Frau Memedi alles den Lehrern erzählt", sagt Helfrich. Das sei eine unglaubliche Entlastung und Hilfe für die ganze Schule.
Von den 96 Grundschülern und 25 Mittelschülern an der Schule haben viele Kinder einen Migrationshintergrund. Nicht nur Flüchtlinge, sondern auch Migranten aus der EU und Arbeitsmigranten aus außereuropäischen Ländern bilden einen großen Teil der Schüler. "Da prallen manchmal verschiedene Welten aufeinander und es entstehen Konflikte", sagt Helfrich über die Situation. Auch aus diesem Grund setzt sich die Schulleiterin bereits seit mehreren Jahren für eine JaS-Stelle an ihrer Schule ein.
Bisher habe es aufgrund zu geringer Migrationszahlen an der Schule nicht geklappt. Bisher war das ein ausschlaggebendes Kriterium für eine JaS-Stelle. Doch seit diesem Jahr gibt es neue Förderkriterien, weshalb eine 20 Stunden-Stelle an der Wildfleckener Schule möglich wurde. Zusätzlich betreut Memedi die Kinder in der Offenen Ganztagsschule mit zwölf Stunden nachmittags, ebenfalls ein Angebot des Kolping-Werks. "Darüber sind wir so glücklich", sagt Helfrich zu der Situation im laufenden Schuljahr. Bereits vor einigen Jahren machte die Schulleiterin Erfahrungen im Rahmen eines Projekts des Jugendamtes mit einer Sozialarbeiterin an der Schule. "Das war damals ein unheimlicher Gewinn und deshalb lag uns so viel daran, wieder eine ähnliche Stelle zu bekommen", sagt Helfrich.