Das große Bauvorhaben bei Paul & Co sorgt für viele Nachfragen in Wildfleckens Marktgemeinderat. Kritische Töne gibt es zur Antragspolitik des Unternehmens.
Erneut hat sich der Wildfleckener Marktgemeinderat mit den umfangreichen Baumaßnahmen beim Hülsenhersteller Paul & Co in Oberwildflecken befasst. Architekt Klaus Abert und Prokurist Thomas Schmöger stellten sich den kritischen Nachfragen der Kommunalpolitiker. "Warum werden Bauanträge erst gestellt, obwohl doch schon längst gebaut wird", wollte Walter Rüttiger (PWW) wissen. "Ich fordere die Firma Paul & Co dazu auf, sich an die Regeln zu halten", so Rüttiger weiter.
Schmöger machte deutlich, dass es keinesfalls die Absicht des Unternehmens sei, Regeln zu brechen oder sich über solche hinwegzusetzen. Vielmehr führe der große Zeitdruck dazu, dass die tatsächliche Bauphase und das Genehmigungsverfahren teilweise parallel zu einander ablaufen. Das Unternehmen sei jedoch immer im Gespräch mit dem Landratsamt gewesen und habe dort frühzeitig über das Vorhaben unterrichtet. "Wir sind Getriebene. Wir wollen durch die Baumaßnahmen den Standort stärken", sagte Prokurist Schmöger.
Oliver Masso (CSU/PWG) kritisierte, dass der Gemeinderat erst sehr spät von den Baumaßnahmen erfahren habe. Mit Hinblick auf das neue Werk 2 am Standort Oberwildflecken sagte Masso: "Das neue Gebäude ist schon sehr wuchtig. Man kann sich darüber streiten, ob sich das wirklich ins Ortsbild einfügt. Im Moment erscheint es mir extrem wuchtig."
Bürgermeister Gerd Kleinhenz (PWW) berichtete ebenfalls über seine ersten Eindrücke hinsichtlich des umstrukturierten Werksteils: "Es ist ein mächtiges Bauwerk, das natürlich auffällt. Das Ganze hat ja schon Form und Gestalt angenommen."
Abert und Schmöger stellten den Gremium im Detail die Pläne für das neue Werk 2 vor, das quasi über das bestehende Werk drübergebaut wird. Durch das vergrößerte Werksgebäude entfällt der frühere Staplerverkehr über die Kreuzbergstraße komplett, weil der Rohstoff Papier direkt im neuen Werk gelagert werden kann und nicht mehr außerhalb des Werksgeländes untergebracht werden muss. Verladen wird künftig nur noch im Innern, beziehungsweise in Schleusen, die beidseitig geschlossen werden können.
Zwei Gegenstimmen
Holger Trump (CSU/PWG) machte deutlich, dass man sehr wohl um die Bedeutung des Unternehmens als Arbeitgeber in der Region wisse, aber man sei als Marktgemeinderat völlig aufgeschmissen, wenn man von der Ortsbevölkerung Nachfragen zu den Baumaßnahmen bekomme, die man schlicht nicht beantworten könne. Bei der Abstimmung über die Umstrukturierung und die Neubauten am Werk 2 bewilligte die Mehrheit der Wildfleckener Räte bei zwei Gegenstimmen das bereits begonnene Bauvorhaben.
Abert und Schmöger stellten auch den Neubau von Pförtnerhaus und Logistikzentrum auf dem Werksgelände vor. Hierdurch werde sich für den Ort Oberwildflecken eine deutliche Entlastung ergeben, weil die Lkw nicht mehr entlang der Ortsstraßen parken müssen, sondern allesamt Parkmöglichkeiten direkt am Logistikzentrum finden werden. Die Königsberger Straße werde dann gar nicht mehr von Lkw-Verkehr frequentiert. Abgerissen wird der Kreuzberghof, dessen Areal in das Werksgelände integriert wird. In diesem Bereich wird ein begrünter Lärmschutzwall entstehen, dessen Höhe voraussichtlich sechs Meter betragen wird. Damit werde sichergestellt, dass die Wohnhäuser in der Königsberger Straße nicht vom Lkw-Lärm beeinträchtigt werden. Diese Baumaßnahme bezeichnete Bürgermeister Kleinhenz als "sehr erfreulich".
Naturstein-Fassade
Das neue Pförtnerhaus, das die gesamte Versandabteilung beherbergen soll, wird mit einer Naturstein-Fassade versehen und nimmt damit die Neu-Gestaltung des Bürogebäudes optisch mit auf. Hinsichtlich des neuen Logistikzentrums hatten die Kommunalpolitiker keine Einwände. Das Gremium befürwortete diese Pläne einstimmig.