Ein Zeitlofser wollte das schnelle Geld - und bezahlte mit dem Leben. Zwei Komplizen müssen sich nun wegen Mordes zur Vertuschung einer Straftat verantworten.
Es ist so ziemlich alles schief gelaufen, was schief laufen konnte. Auf der Suche nach schnellem Bargeld sprengte ein Trio aus dem hessisch-bayerischen Raum einen Fahrkarten-Automaten in die Luft. Dann traf ein herumfliegendes Metallteil einen der Täter, einen 47-Jährigen aus Zeitlofs, in den Kopf.
Doch anstatt ihren Komplizen sofort ins Krankenhaus zu bringen, packten die beiden Männer den Mann in dessen Auto - und luden ihn erst am Bahnhof Bad Soden-Salmünster wieder ab. Dann riefen sie die Polizei. Doch die Beamten, die den Zeitlofser fanden, konnten ihm nicht mehr helfen. Er starb im Rettungswagen.
Opfer schlug Tatort vor "Das spricht für eine gewisse Kaltblütigkeit", sagt Rudi Neu, Pressesprecher am Polizeipräsidium Südosthessen.
"Die fahren ihren Kumpel 120 Kilometer durch die Gegend und lassen ihn dann schwerstverletzt irgendwo auf einem Parkplatz liegen." Und warum ausgerechnet Salmünster? "Die Täter hatten ihr soziales Umfeld dort", sagt Oberstaatsanwalt Jürgen Heinze, Sprecher der Staatsanwaltschaft Hanau.
Ermittlung über Landesgrenzen Die Initiative für die Sprengung ging offenbar vom Opfer selbst aus. Die Bahnhaltestelle Gaubüttelbrunn (bei Wittighausen, Baden-Württemberg), die sich das Trio für seine Tat aussuchte, war nur dem Zeitlofser bekannt. Seine beiden Komplizen - ein 35-Jähriger und ein 51-Jähriger, beide aus Schlüchtern - waren vor der schicksalhaften Nacht vom 16. auf den 17. September noch nie auf dem kleinen Bahnhof gewesen, sagt Heinze.
Woher der Zeitlofser den Ort kannte, ließ er aber offen.
Gaubüttelbrunn ist ein Ortsteil der unterfränkischen Gemeinde Kirchheim, die direkt an Baden-Württemberg grenzt. Die Haltestelle Gaubüttelbrunn liegt schon im Nachbarland, deshalb stellte die Polizei nicht sofort einen Zusammenhang zwischen der Sprengung und dem Tod des Zeitlofser im hessischen Salmünster her.
Zunächst gingen die Beamten von einer Schlägerei mit tödlichem Ausgang aus. Auffallend jedoch: Die Blutlache auf dem Parkplatz war recht klein, der Rücksitz des grauen Mercedes C-Klasse, den die Täter am Bahnhof in Schlüchtern abstellten und der noch am Tattag gefunden wurde, aber von Blut getränkt.
Erfahrene Ermittler lösen den Fall Von der Kriminalpolizei Tauberbischofsheim wussten die Ermittler, dass es bei der Automaten-Sprengung einen Verletzten gegeben haben musste, denn auch dort fanden die Beamten Blutspuren. Eigens für den Fall "Bahnhof" bildete die Kriminalpolizei Gelnhausen eine achtköpfige Arbeitsgruppe unter der Leitung von Andrea Schütte.
Das sind erfahrene Ermittler, die zum Teil noch vor den Ergebnissen der Spurenauswertung den Fall lösten", lobt Neu die Kollegen. Akribisch trugen die Beamten alle Informationen zusammen und gingen Hinweisen aus der Bevölkerung nach. Dabei war die Ermittlung nicht ganz einfach, denn durch den länderübergreifenden Tathergang waren mehrere Behörden involviert.
Am Donnerstag präsentierten die Ermittler nun das Ergebnis: Das Trio habe "nicht professionell gearbeitet", sagt Oberstaatsanwalt Heinze.
Die Automaten-Sprengung sei eine "einmalige Tat" gewesen. Ein Zusammenhang mit den so genannten Automaten-Bombern, nach denen Ende Juli im Bereich Schlüchtern/Salmünster in einer groß angelegten Aktion gesucht wurde, bestehe nicht.
Magere Beute gemacht In Zeitlofs ist die Betroffenheit groß. "Für die Familie ist das natürlich schlimm", äußert Bürgermeister Wilhelm Friedrich (CSU) sein Mitgefühl. Am 24. September war das Opfer unter großer Anteilnahme der Bevölkerung zu Grabe getragen worden. Ein makaberes Detail macht die Sinnlosigkeit des Raubzuges ganz besonders deutlich. Laut Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft Hanau und des Polizeipräsidiums Südosthessen stellten die Ermittler sowohl die Tatwerkzeuge als auch die Beute sicher. Es waren nicht mal 300 Euro Münzgeld.