Normalerweise trotzen Pilger Wind und Wetter. Doch auch die Gläubigen sind mitunter ein wenig wetterfühlig und so blieben einige Wallfahrer heuer zuhause - und viele Hostien übrig.
"Ich hatte Sonntag ein Gespräch mit Gott und bat um etwas Regen für die sonst staubigen Wege hinauf zum Ehrenberg. Gott stellte aber die Bedingung, dass es dann nur wieder aufhört, wenn alle recht fromm sind", so ein sichtlich gelöster Dekan und Wallfahrtsgeistlicher Michael Krammer zum Ende der Virgilfeier Donnerstagnacht.
Gegen 19 Uhr Uhr schlossen sich die himmlischen Schleusen und die rutschigen 254 Stufen hinauf zur Wallfahrtskirche trockneten noch etwas für die letzten Wallfahrer ab. Erst nach Ende der Feier gegen 23 Uhr - die meisten Gottesdienstbesucher hatten bereits wieder den Abstieg hinter sich - regnete es dann wieder. "Gegenüber den Vorjahren haben wir heuer nur gut die Hälfte an Hostien für die Kommunion gebraucht", so der verantwortliche Messner Bernhard Kretz aus Speicherz, der insgesamt über 24 Stunden auf den Beinen war, um die zweitägigen Feierlichkeiten des "Fest der leiblichen Aufnahme Mariens in den
Himmel", reibungslos ablaufen zu lassen. Rund 1500 Gläubige dürften also dem schlechten Wetter zum Auftakt des Hochfestes getrotzt haben.
Neun große Gruppierungen wurden von Dekan Krammer namentlich eingangs der Virgilfeier begrüßt, teilweise begleitet durch eigene Musikgruppen. So gestaltete der Musikverein Hohenroth in gewohnter Manier wieder die Virgilfeier, deren Liedauswahl heuer besonders positiv bei den Besuchern ankam. Die Musik aus Sandberg begleitete anschließend bis weit nach Mitternacht die Gebete und Meditationen der Gläubigen in der Wallfahrtskirche. Währenddessen richteten sich die ganz Unerschrockenen unter dem Dach des Freialtars und in Zelten auf eine nasse, sehr kühle und nicht sehr lange Nacht ein.
Zeichen der Glaubensverehrung Den hohen Stellenwert des Wallfahrtsortes Maria Ehrenberg symbolisiert jährlich die Anwesenheit zahlreicher
Geistlicher und kirchlicher Würdenträger. Zum zweiten Mal zog es daher auch den als Rheinländer sowieso großen Marienverehrer Bischof Dr. Friedhelm Hoffmann aus Würzburg in die an diesem Abend raue Rhön. "Ich komme immer gerne in die Rhön, leider konnte ich sie außerhalb kirchlicher Anlässe privat noch nicht kennen lernen", sagte der Bischof nach den Feierlichkeiten in der Runde seiner Konzelebranten bei einer kleinen Vesper.
"Diese Feier war mir eine besondere Freude und hat sehr bewegt", so der Bischof weiter. In seiner Festpredigt ging er in launigen Worten auf die Bedeutung des Hochfests für die Christen ein und brachte das 1950 von Papst Pius erklärte Dogma zur himmlischen Aufnahme Mariens in einfachen Worten den Pilgern nahe: "Gerade angesichts des heutigen Festes wird trotz der zahlreichen Weltkrisen deutlich, dass Gott allein Herr des Weltgeschehens bleibt.
Jede Kerze hier ist ein Zeichen der Hoffnung Gottes." Weiter sagte der Bischof: "Pilgern ist das deutlichste Zeichen der Glaubensverehrung."
Dekan Krammer dankte in seinen Schlussworten dem Bischof für sein Kommen und würdigte den ehrenamtlichen Einsatz der Christen: "Ohne die vielen Helfer im Hintergrund würde ich nie ,Herr dieser Massen' werden. Kommt gut häm!" Die Feuerwehr Kothen, eine große Bereitschaft des Roten Kreuzes und unzählige Helfer aus den Kirchengemeinden Kothen und Motten halfen in vielfältiger Weise mit, das Hochfest trotz Wetterwidrigkeiten wieder zu einem spirituellen Erlebnis für jeden Anwesenden zu machen.