Urlaub auf Lebenszeit

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Die Wohngruppe der Senioren harmoniert und sitzt gern draußen zum gemütlichen Plausch zusammen. Die Pensionsinhaber Gundula Langeworth (links stehend) und ihr Mann Hans-Joachim (hinten rechts) sind in ständigem Kontakt mit ihren Dauergästen. Foto: Rolf Pralle
Die Wohngruppe der Senioren harmoniert und sitzt gern draußen zum gemütlichen Plausch zusammen. Die Pensionsinhaber Gundula Langeworth (links stehend) und ihr Mann Hans-Joachim (hinten rechts) sind in ständigem Kontakt mit ihren Dauergästen. Foto: Rolf Pralle

Eine alternative Wohnform für Senioren haben sie die Inhaber der Kurpension Margarete vor Jahren ausgedacht. Heuer feiern sie 25-jähriges Bestehen.

"Der Wunsch nach Selbstständigkeit war bei uns schon immer sehr ausgeprägt", erinnern sich Gundula und Hans-Joachim Langeworth an die Anfänge ihrer Idee. Kurz nach der deutschen Wiedervereinigung sahen sie gute Chancen, mit Hilfe der Treuhand ein geeignetes Beherbergungsobjekt in der ehemaligen DDR zu erwerben. Diese Pläne legten sie aber recht schnell aus verschiedenen Gründen ad acta. Nach intensiven Recherchen wurden die gebürtigen Bielefelder schließlich im Staatsbad fündig, wo sie im Juni 1993 die Kurpension Margarete erwarben.

"Mentalitätsmäßig lagen zwischen unserer Heimat in Ostwestfalen-Lippe und Unterfranken schon Welten", blicken der Diplom-Betriebswirt und die Diplom-Verwaltungswirtin heute mit einem Schmunzeln zurück. "Aber mit der Zeit und gutem Willen bei allen Beteiligten, wobei hier besonders die damaligen Mitarbeiterinnen zu nennen sind, fanden wird uns doch relativ schnell zurecht".
Die Gäste seien in ganz Bad Brückenau einfach dagewesen und mit steter Regelmäßigkeit auch wiedergekommen - bis zur vom damaligen Gesundheitsminister Horst Seehofer initiierten Gesundheitsreform. "Das war ein herber Einschnitt. Der latente Niedergang der Kurorte wurde damit nur noch beschleunigt", lassen die Langeworths eine "schlimme Zeit" Revue passieren, "in der wir plötzlich mit leeren Betten dastanden".

Die zeitweilige Rettung brachten Senioren-Reisegruppen, deren Touren von Stadtverwaltungen oder Organisationen subventioniert wurden. Doch auch dieses Klientel hatte schnell das Vier- und Fünf-Sterne-Segment entdeckt oder fuhr lieber für wenig Geld ins benachbarte Ausland. "Da konnten viele Häuser und ganze Orte nicht mehr mithalten. Zu lange hatte man es sich bequem gemacht, in der Hoffnung, es würde schon irgendwie weitergehen", rekapituliert Hans-Joachim Langeworth.

Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung hatte sich das Ehepaar schon früh mit dem Thema "Alternatives Wohnen im Alter" beschäftigt und neben dem Pensionsbetrieb Zimmer an Dauergäste vermietet, "die praktisch Urlaub auf Lebenszeit machten". Rund 15 Jahre ist es jetzt her, dass der Slogan "Kurpension statt Altersheim" geboren wurde. Und diese Idee trug Früchte. Heute leben in der Wohngruppe im Haus Margaretheim Staatsbad zwölf ältere Damen und Herren ähnlich wie in einer ambulant betreuten Wohngruppe zusammen. "Allerdings haben unsere Gäste den Vorteil, dass sie die Annehmlichkeiten einer Kurpension für sich in Anspruch nehmen können", schildern die Langeworths diese Form der Lebensgestaltung.

Besonders stolz sind die heute 63-jährigen Pensionsinhaber darauf, dass die Gäste ihren Unterhalt fast immer aus den eigenen Rentenbezügen bestreiten können. Keiner sei auf amtliche oder sonstige Bezuschussungen angewiesen: "Das ist ein gutes Gefühl für beide Seiten".

"Der Fremdenverkehr spielt für uns nur noch eine untergeordnete Rolle", bilanzieren Gundula und Hans-Joachim Langeworth nach 25 Jahren im Geschäft. Kurzzeitgäste könnten aus organisatorischen Gründen gar nicht mehr aufgenommen werden. Aber für den einen oder anderen Stammgast der vergangenen Jahre, der der Kurpension Margarete auch in schweren Zeiten die Treue gehalten hat, "findet sich für ein paar Tage immer noch ein Platz".