Viele Bürger informierten sich über den geplanten Solarpark. Die meisten Fragen wurden beantwortet. Eine wichtige Zahl aber fehlte.
Nachdem Ende August die Emotionen über den geplanten Solarpark in Unterleichtersbach hochgekocht waren, nutzten viele Bürger die Chance, sich über das Projekt zu informieren. Stefanie Menzinger von der Firma Energiebauern GmbH aus Sielenbach stellte die Eckdaten vor (siehe Info-Kasten). Immer wieder gab es Einwürfe, auch kritische Fragen wurden gestellt. Alles in allem aber hörten Bürger und Gemeinderäte aufmerksam zu.
Die Dimension des Solarparks veranschaulichte Menzinger mit einem Beispiel. Mit der installierten Leistung von 4,5 Megawatt könne der Solarpark etwa 1070 Vier-Personen-Haushalte ein Jahr lang versorgen. Sie geht dabei von 1000 Sonnenstunden im Jahr und einem durchschnittlichen Verbrauch der Haushalte von 4200 Kilowattstunden jährlich aus. Mit Fotomontagen demonstrierte der Investor, wie gut sich der Solarpark in die Landschaft einfügen würde. Das ließen die Bürger aber nur zum Teil gelten: Der Blick von der Siedlung aus (Hermann-Wandke- und Ludwig-Weber-Straße) fehlte nämlich.
Geräuschkulisse und Jagd
Die Unterleichtersbacher wollten viele Details wissen. Ein altes Zufahrtsrecht führe über das Gelände, wandte einer ein. Wie laut die Anlage denn brummen würde, fragte eine Frau. Da der Ort 120 Meter vom Solarpark entfernt liege, würde man nichts hören - zumal nachts die Sonne ja nicht scheint, antwortete Menzinger. Die Jagdpächter Thomas und Wolfgang Reinermann machten ihrem Unmut Luft: Das gesamte Areal um den Solarpark könne für die Jagd nicht mehr genutzt werden. Sollten Schafe unter den Solarpanels weiden, würden Rehe das Gebiet ganz und gar meiden. Immer wieder wurde deutlich: Die meisten Bürger sind nicht grundsätzlich gegen Solarenergie. Sie sehen vor allem den Standort des Solarparks kritisch.
Ausführlich ging Menzinger auf den Rückbau der Anlage ein. Nach 20, spätestens aber nach 30 Jahren werde der Solarpark abgebaut. Sowohl im Pachtvertrag als auch in einer Vereinbarung mit der Gemeinde könne das festgeschrieben und sogar eine Bürgschaft hinterlegt werden. Als Vorteile ihres Unternehmens stellte sie heraus, dass keine Anteile an der Anlage an externe Investoren verkauft würden. Zudem biete die Firma Errichtung, Betrieb und Rückbau des Solarparks aus einer Hand an. Ängsten, dass die Anlage nachträglich deutlich vergrößert werden könnte, hielt Bürgermeister Dieter Muth (Freie Wähler) entgegen, dass dies zwar theoretisch möglich sei, der Gemeinderat dabei aber ein Mitspracherecht habe.
Eine Gewissensfrage
"Wie steht denn die Gemeinde zum Projekt?", fragte ein Bürger gegen Ende. "Wir wollen die Meinung der Bürger hören", antwortete der Bürgermeister. Dem entsprechend könne der Gemeinderat eine Entscheidung treffen. Die Meinungen allerdings scheinen geteilt zu sein. Von einer "Gewissensfrage", die Energiewende zu unterstützen, sprach einer. Jemand anderes warf ein, dass in Deutschland längst eine Überproduktion an Solarstrom herrsche, so dass an Sonnentagen sogar Kraftwerke abgeschaltet werden müssten, um der Strommenge Herr zu werden. Aber auch andere Stimmen meldeten sich zu Wort. "Das Emotionale" komme viel zu kurz, sagte eine Frau. Durch einen Solarpark gehe die schöne Landschaft doch verloren.
Informationen zum geplanten Solarpark: Um welche Flächen geht es? Sechseinhalb Hektar groß ist das Gelände. Das entspricht etwa neun Fußballfeldern. Das Gelände liegt zwischen Wiesen-und Bernbrunner Straße in Unterleichtersbach. Der Solarpark wird aber nicht direkt an die Straßen angrenzen.
Was ist genau geplant? Ein Solarpark mit einer installierten Leistung von 4,5 Megawatt soll gebaut werden. Nach heutigem Stand der Technik sind die Anlagen drei Meter hoch. Der Zaun ist üblicherweise 2,30 Meter hoch. Kleine Tiere wie etwa Hasen können unter dem Zaun hindurchschlüpfen. Auch eine Beweidung durch Schafe wäre denkbar. Der Solarpark soll von Hecken umgeben werden, die etwa vier Meter hoch wachsen. Wechselrichter und ein bis zwei Transformatorstationen werden gebaut. Für den Anschluss ans Stromnetz müsste eine Leitung von etwa eineinhalb Kilometer Länge gelegt werden.
Wer verdient dran? In erster Linie möchte der Investor mit dem Solarpark Geld verdienen. Aktuell liege die Einspeisevergütung für Solarstrom bei 6,5 Cent pro Kilowattstunde, sagte Stefanie Menzinger von der Energiebauern GmbH. Die garantierte Vergütung laufe über 20 Jahre, danach werde der Solarpark abgebaut oder weiter vermarktet. Auch der Verpächter bekommt sein Geld, genauso wie die Gemeinde Oberleichtersbach. Nach fünf Jahren fließen 70 Prozent der Gewerbesteuer in die Standortgemeinde. Wie hoch diese Einnahmen aber genau sein könnten, blieb bei der Info-Veranstaltung offen.
Wann trifft die Gemeinde eine Entscheidung?Der Investor muss diese und weitere Fragen noch beantworten. Bürgermeister Dieter Muth (Freie Wähler) geht davon aus, dass der Gemeinderat in vier bis sechs Wochen über das Projekt entscheiden wird.