Sohn führt Jägerhof in Bad Brückenau

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Karin Deckert gab im April 2012 den Jägerhof an die nächste Generation weiter. Nun führt Christian Deckert Regie. Foto: Ulrike Müller
Karin Deckert gab im April 2012 den Jägerhof an die nächste Generation weiter. Nun führt Christian Deckert Regie. Foto: Ulrike Müller
Und so sieht's im Hotel aus: Fotos: Jägerhof
Und so sieht's im Hotel aus: Fotos: Jägerhof
 
 
 
 
 

Christian Deckert war noch nicht einmal 30 Jahre alt, als er das Hotel Jägerhof übernahm. Seiner Mutter war wichtig, dass sich der Generationswechsel nicht in die Länge zieht.

Wenn Karin Deckert in ihrem Jägerhof nach dem Rechten schaut, dann nimmt sie den Aufzug in den vierten Stock, geht von oben bis unten durchs Haus und notiert akribisch, was alles gerade nicht seine Ordnung hat. Seit 35 Jahren ist das Hotel im Staatsbad nun schon ihr zweites zuhause und Karin Deckert sieht alles. Wenn Christian Deckert seinen Rundgang macht, dann beginnt er unten im Erdgeschoss. Und er nimmt nicht den Aufzug, sondern die Treppe.

"Das war ein großer Spielplatz, das Haus", sagt Christian Deckert. Er ist hier aufgewachsen, im Jägerhof. Da, wo heute der Blaue Salon ist, war früher das Wohnzimmer der Familie. "Da stand der Gast direkt vor der Tür", erinnert sich seine Mutter. Manche Stammgäste, die den kleinen Jungen haben aufwachsen sehen, erleben ihn heute als Chef. Denn im April 2012 hat Karin Deckert das Hotel an ihren Sohn übergeben.

"Warum sollte ich nicht das nutzen, was zuhause direkt vor meiner Tür steht?", fragte sich der heute 31-Jährige als junger Mann. Sein Abitur hatte er mit dem Schwerpunkt Maschinenbau gemacht, doch "das war's nicht". Nach einer Station bei der Bundeswehr lernte er Hotelfachmann und absolvierte von 2006 bis 2008 ein Studium zum Hotelbetriebswirt an der Hotelfachschule Heidelberg.

Dem Sohn Freiraum schaffen

"Ich bin ja reingewachsen und auch gut reingeführt worden", sagt Christian über seine neue Aufgabe. Das war der Mutter wichtig. Sie selbst übernahm 1987 das Hotel von ihren Eltern, die Jägerhof und Lindenhof in den 1950ern gekauft und seit 1965 als Gasthaus geführt hatten. Die Tochter, gelernte Hotelkauffrau, lief zehn Jahre mit, bevor ihr die Eltern das Zepter überließen. "Damals habe ich mir gesagt: Das machst du später anders."

Gesagt, getan. Nach etwa zwei Jahren "Parallelstruktur" zog sich Karin Deckert aus dem Hotelbetrieb zurück. "Ich plane jetzt meinen Tag für mich und nicht mehr nach dem Hotel", sagt sie. Ganz weg ist sie freilich nicht, nach mehr als drei Jahrzehnten bleibt sie dem Haus verbunden. "Hab ich schon losgelassen?", fragt sie ihren Sohn und der antwortet schmunzelnd: "Noch nicht ganz... aber das ist positiv", sagt er. Es schaffe ihm Freiräume. So kann er auch mal ein paar Tage wegfahren. Oder etwas im Büro erledigen, wenn seine Mutter mal wieder den Aufzug nimmt und den vierten Stock ansteuert.