Seminar "Gewaltfreie Kommunikation" in Schloss Römershag

3 Min
An Fallbeispielen übten die Teilnehmer, wie durch die richtige Frage- und Sprechtechnik eine Konfliktsituation entspannt werden kann. Foto: Stephanie Elm
An Fallbeispielen übten die Teilnehmer, wie durch die richtige Frage- und Sprechtechnik eine Konfliktsituation entspannt werden kann. Foto: Stephanie Elm
Pamela Huppmann und Silke Limpert-Baumeister können sich besser in ihre Patienten hineinversetzen. Foto: Stephanie Elm
Pamela Huppmann und Silke Limpert-Baumeister können sich besser in ihre Patienten hineinversetzen. Foto: Stephanie Elm
 
Philippe Pereira und Petra Gloxin vom Krankenhaus Schloss Werneck leiteten das Seminar zur gewaltfreien Kommunikation. Foto: Stephanie Elm
Philippe Pereira und Petra Gloxin vom Krankenhaus Schloss Werneck leiteten das Seminar zur gewaltfreien Kommunikation. Foto: Stephanie Elm
 
Ein Credo von Marshall Rosenberg, dem Begründer der gewaltfreien Kommunikation. Foto: Stephanie Elm
Ein Credo von Marshall Rosenberg, dem Begründer der gewaltfreien Kommunikation. Foto: Stephanie Elm
 
Manuela Slany übt Schritt für Schritt den Weg zur gewaltfreien Kommunikation: Wahrnehmung, Benennung von Gefühl und Bedürfnis sowie einer Bitte helfen in der Verbindung Pflegekraft - Patient. Foto: Stephanie Elm
Manuela Slany übt Schritt für Schritt den Weg zur gewaltfreien Kommunikation: Wahrnehmung, Benennung von Gefühl und Bedürfnis sowie einer Bitte helfen in der Verbindung Pflegekraft - Patient. Foto: Stephanie Elm
 
Eine Übung zum aktiven Zuhören zeigte, wie unterschiedlich Gesagtes verstanden wurde. Foto: Stephanie Elm
Eine Übung zum aktiven Zuhören zeigte, wie unterschiedlich Gesagtes verstanden wurde. Foto: Stephanie Elm
 

Die "Gewaltfreie Kommunikation" soll die Verbindung zwischen Patienten und Betreuern verbessern. Bewertungen werden in Gefühle und Bedürfnisse übersetzt.

Ein Patient muss vor dem Frühstück gewaschen werden und seine Medikamente nehmen - er will aber nicht. Und der Pfleger muss noch fünf weitere Heimbewohner herrichten. Alltägliche Situationen wie diese sind für beide Seiten belastend und bergen Potenzial für Stress und verbale Eskalation.

Doch muss man noch nicht mal im Pflegebereich arbeiten, um sich an Situationen zu erinnern, in denen man aneinander vorbeigeredet hat oder sich die Lage verschärfte. Dem vorzubeugen, hat das Pflegeheim Römershag Petra Gloxin und Philippe Pereira vom Krankenhaus Schloss Werneck als Referenten geladen, die das Thema der "Gewaltfreien Kommunikation" (GFK) vorstellten. GFK fördert die Verbindung zwischen Patienten und Betreuern, die für manche Heimbewohner die einzigen Bezugspersonen sind.


Bedürfnis ist der Hauptpunkt

"Unser Verhalten ist ein Spiegel unserer Sprache - wenn wir uns anders verhalten wollen, brauchen wir eine andere Sprache", ist ein Credo des Begründers der Gewaltfreien Kommunikation - Marshall B. Rosenberg. Wesentlich zur De-Eskalierung ist dabei die "Übersetzung" von Urteilen und Bewertungen in Gefühle und Bedürfnisse. "Das Bedürfnis ist der Hauptpunkt", erklärt Petra Gloxin. Wenn ein Heimbewohner sein Bedürfnis nach Selbständigkeit nicht erfüllt sieht, bringt er dies zum Ausdruck. Wenn dieser Bewohner dement oder psychisch krank ist, kann er sein Bedürfnis nur noch schwer artikulieren. Manchmal stehen die Pflegekräfte Patienten gegenüber, die sie beschimpfen oder beleidigen. Belastend ist nicht, dass die Patienten Bedürfnisse haben, sondern die Art, wie sie deren Erfüllung erreichen wollen. Aktives und bewusstes Zuhören ist dabei ein wesentlicher Teil der GFK.
Empathie (Bereitschaft und Fähigkeit, sich in die Einstellungen anderer Menschen einzufühlen) ist laut Rosenberg die Grundvoraussetzung für Gewaltfreie Kommunikation. "Nur wer genug Empathie bekommt, kann auch Empathie geben." Das gilt auch für die Wechselbeziehung zwischen Pfleger und Patient. Nicht nur die Gefühle und Bedürfnisse der Bewohner sollen bewusst wahrgenommen werden, ebenso muss die eigene Befindlichkeit erkannt und geschützt werden. Ein neues Bewusstsein kann in der Praxis schon weiterhelfen.


Übungen und Rollenspiele

Gloxin und Pereira legten aber auch Wert auf praktische Übungen. In verschiedenen Rollenspielen wurden Techniken, die Vorwürfe übersetzen, beispielsweise in das Bedürfnis nach Aufmerksamkeit, für die Teilnehmer immer selbstverständlicher. Schritt für Schritt transferierten sie den theoretischen Input in die praktische Übung.
Die Umsetzung fiel den Pflegekräften am zweiten Tag schon viel leichter. Doch wissen alle um die Schwierigkeit, das Geübte im Arbeitsalltag beizubehalten.

Pamela Huppmann und Silke Limpert-Baumeister arbeiten zusammen in der Demenz-Station. Sie wollen das Gelernte zusammen anwenden, obwohl die Möglichkeiten in ihrem Pflegebereich begrenzt sind. Dennoch war das Seminar für sie ein Gewinn, denn: "Wir können uns nun besser in die Patienten hineinversetzen." Und: "Wir wissen, die Patienten wollen uns nicht ärgern."


Wahrnehmung der Situation

Denn für ihr Gefühl sind sie selbst verantwortlich, dafür kann der Patient nichts. Auf Wunsch wiederholten die Referenten die Vier-Schritte-Übung. Am Anfang steht die Wahrnehmung der Situation (Ein Patient will sich nicht waschen lassen.), dann wird das Gefühl benannt ("Ich bin genervt."), das durch ein nicht erfülltes Bedürfnis entsteht ("Ich brauche jetzt Ihre Mitarbeit.") Daraus resultiert eine Bitte ("Sind Sie damit einverstanden, dass ich Sie jetzt wasche?"), die beim Gegenüber natürlich besser ankommt und verstanden wird als ein Vorwurf ("Immer stellen Sie sich quer!").

Die Aufmerksamkeit soll gerichtet werden auf die Erfüllung des Bedürfnisses und nicht auf die Dinge, die nicht funktionieren. Manuela Slany erfährt in ihrer Arbeit immer wieder "Situationen, aus denen ich erst mal rausgehen muss". Seit zwei Jahren arbeitet sie im Pflegeheim Römershag und betreut Patienten mit Demenz- und psychischen Erkrankungen. Mit den vier Schritten der Gewaltfreien Kommunikation kam sie gut zurecht, und auch die Wahrnehmung der Gefühle und die Benennung eines Bedürfnisses gingen ihr "viel einfacher von den Lippen".


Auch Mitarbeiter schützen

Heimleiter Roberto Ranelli lässt seine Mitarbeiter kontinuierlich weiterbilden. Zusätzlich zur fachlichen Kompetenz nehmen alle an den Schulungen teil: "Alle Rädchen müssen ineinandergreifen." Obwohl das Pflegeheim mit 80 Mitarbeitern bei knapp 100 Patienten eine gute Personalsituation hat, sollen die Pflegekräfte Werkzeuge zur Vermeidung von Konfliktsituationen an die Hand bekommen.

Mit der Fähigkeit, Stress zu verarbeiten, soll auch der Mitarbeiter geschützt werden. Bereits am ersten Seminartag bekam Ranelli positive Reaktionen zu hören: "Man geht schon ganz anders auf die Bewohner zu." Er legt Wert auf regelmäßige Weiterbildungen und deren Wiederholungen, um der "Betriebsblindheit" vorzubeugen. Es sei wichtig, sich selbst immer zu hinterfragen und Probleme anzusprechen. Schritt für Schritt auf dem Weg für ein offenes Miteinander.