Bei ihrem Motto-Konzert hieß es "ab in die Neue Welt"
Zwei große Sternenbanner-Fahnen links und rechts neben der Bühne, blau-weiße Schals mit rot-weißen Kokarden verziert, die Musiker nicht in Tracht, sondern in Jeans, weißen Shirts und Sternenbanner-Fliegen, so präsentierte sich die Trachtenkapelle des Musikvereines Schondra bei ihrem Mottokonzert in der Schondratalhalle. Mottokonzerte haben beim Musikverein eine lange Tradition. War das Thema im vergangenen Jahr die Natur, so lautete das diesjährige Motto Amerika, genauer gesagt, die Vereinigten Staaten von Amerika.
Der musikalische Leiter, Tobias Frühwirth, hatte mit seinen 34 Musikern ein Programm erarbeitet und einstudiert, welches von Anfang an begeisterte und die Zuhörer in der bis auf den letzten Platz besetzten Halle förmlich mitriss. Schon der Einstieg mit dem amerikanischen Militärmarsch "Unter dem Sternenbanner", den 1896 der amerikanische Marschkönig John Philip Sousa komponierte, ließ amerikanisches Feeling aufkommen. Wie auch das Moderatorenteam Mona Schuhmann, Josef Schuhmann und Alexander Scheller, witzig und charmant den Zuhörern suggerierte, fühlte man sich wie in einer amerikanischen Veranstaltung.
Während Alexander Scheller die Stücke auf Englisch erläuterte, übersetzte Josef Schuhmann als Dolmetscher humorvoll und knapp dessen Ansage in den gehaltvollen Schondraer Dialekt. Mona Schuhmann fiel die Aufgabe zu, für Zuhörer, die nicht des Dialektes mächtig waren, ins Hochdeutsche zu übersetzen. Wahre Begeisterung und Lachsalven waren jedes Mal zur Folge.
Weil Amerika die Wiege des Gospelgesanges ist, interpretiert der Schondraer Gospelchor "Lift your voice", unter der Leitung von Christel Hentschel, gefühl- und stimmungsvoll den Gospel "Down by the riverside" und den Schmusesong "Hallelujah", bevor man gemeinsam mit der Kapelle ein Medley bekannter Spiritual intonierte, bei dem Michael Hohmann als Trompetensolist fungierte. Neben amerikanischen Schlagern und Filmmusiken waren auch drei symphonische Dichtungen und Konzertwerke die markanten Höhepunkte des Konzertes. Mit "Virginia" von Jacob de Haan beschrieb die Kapelle den amerikanischen Staat Virginia, die Kolonisation, die Sklaverei und den amerikanischen Bürgerkrieg.
Die bewegenden Ereignisse wurden mal in lebhafte, dann wieder langsame, mal in kämpferische, dann friedvolle oder melancholische und schließlich optimistisch stimmende Musik umgesetzt. Weiterer Glanzpunkt war die Fantasy for Band "Oregon". In "Oregon" entführt der holländische Komponist Jacob de Haan auf eine abenteuerliche Zugfahrt durch die faszinierende Landschaft einer der nordwestlichen Staaten Amerikas. Ein langsames Thema in Moll, gepaart mit Variationen in Western- und Rockrhythmen und melodiösen Passagen machten diese musikalische Reise so spannend und unterhaltend. Die dritte im Bunde war die "New York Overture" von Kees Vlak. Hier wird die pulsierende Stadt beschrieben.
Die Kapelle zeigte, dass sie auch anspruchsvolle Konzertliteratur interpretieren kann. Überaus konzentriert und spielfreudig, mit ansprechender Dynamik und gleichbleibendem Rhythmus, folgten die Musiker engagierten ihrem Dirigenten. Beeindruckend an der Kapelle war auch, dass die Überzahl junge Musiker waren. Posaunist Arnold Scheller, der sich als ältesten Musiker des Orchesters bezeichnete, sagt: "Ich habe schon bei vielen Konzerten mitgewirkt. Das jetzige Konzertprogramm ist das Beste, das wir je hatten. Ich bin stolz, dass ich in dieser tollen Truppe spielen darf." Mit üppigen Zugabe-Rufen und riesigem Applaus belohnten die Zuhörer und forderten drei Zugaben von den Musikern, was diese auch gerne gaben.