geboren den Elbrus zu übersteigen. "Ob der Elbrus oder der Mount Blanc
mit seinen 4810 Meter der höchste Berg Europas ist, hängt von der
Definition der innereurasischen Grenze ab und ist immer noch
umstritten", erklärte Nimec. "Der Elbrus jedenfalls liegt im Süden
Russlands, nahe der Georgischen Grenze. Der Berg ist ein erloschener,
stark vergletscherter Vulkan. Lange Zeit durfte der Berg nicht
bestiegen werden, da er als Heiliger Berg gesehen wurde."
Nachdem alle Reiseformalitäten geklärt waren, machten sich die drei
Bergfreunde auf den Weg. Vom Flughafen München ging es nach Moskau und
Mineralnye Vody. Im Gepäck hatten sie ihre komplette Bergsteigermontur.
"Ich habe mir eigens für Russland eine Dauenhose und Daunenjacke
gekauft. Die besonderen Herausforderungen am Elbrus sind die extreme
Wetteranfälligkeit und die enormen Temperaturschwankungen von bis zu
Minus 30 Grad", berichtete Nimec.
Von Mineralnye Vody aus folgte ein Transfer in das Bergsteigerdorf
Terskol. Nimec hat vor allem die weitgehend unberührten Natur
begeistert. "Der Elbrus vereint landschaftlich die unterschiedlichsten
Bilder, von der weitgehend unberührten Natur mit weiten grünen Ebenen im
Norden, bis hin zum modernen Süden mit Skigebieten und Tourismus."
Nach einer Übernachtung brachen die drei Bergsteiger zu einer
Akklimatisationstour zum Observatorium auf der Südseite des Elbrus, auf
3100 Meter, auf. Am nächsten Tag ging es direkt an den Berg, um das
Basislager auf 3700 Meter einzurichten. Im Schnee schliefen sie in
Zelten und kochten auf Gaskochern. "Die Verpflegung war hervorragend."
An den darauffolgenden Tagen unternahmen die Bergkameraden mehrere
Touren zur Akklimatisation, bis zu einer maximalen Höhe von 4700 Meter
(Pastuchov-Felsen). Danach zwang das Wetter die Seilschaft zu einer
zweitätigen Ruhepause.
Dann war endlich der Gipfeltag gekommen. "Nach einem kleinen Frühstück
ging es gegen Mitternacht vom Basislager aus los. Wobei Frühstück zu
viel gesagt wäre, es war ein Getränk und ein Müsliriegel", so Nimec. Sie
stiegen über die Prijut-Hütte, den Pastuchov-Felsen und dem
Elbrus-Sattel bis zum West-Gipfel auf. Was sich in einem Satz so einfach
liest, war eine anstrengende und stundenlange Tour über weite
Schneefelder, die in der Dunkelheit und mit Stirnlampe begann und auf
dem Gipfel bei Sonnenschein ihren Höhepunkt hatte. "Der Berg zieht sich.
Es war sehr hart."
Doch der Lohn war ein traumhafter Sonnenaufgang, der
die drei Bergfreunde sehr berührte. "So etwas habe sich noch nie
gesehen. Afrika war schon traumhaft, aber das hat mich sehr bewegt."
Bei strahlendem Sonnenschein standen sie auf dem Gipfel und genossen die
Minuten des Gipfelglückes. "Weit ins Georgische Land konnten wir blicken
und sogar das Schwarze Meer erahnen."
Lange konnten sie sich nicht aufhalten, es ging zurück in den Sattel und über die wilde und stark
vergletscherte Nordseite bis auf 2600 Meter hinab. Für diesen Abstieg
hatten sie sich einen Bergführer kommen lassen, der vom Norden her
aufgestiegen war. "Die Nordseite weißt viele Spalten im Eis auf. Wir
gingen am Seil und wollten mit einem Führer auf Nummer sicher gehen."
Während des gesamten Abstieg schien die Sonne, die Schneefelder
reflektierten und es wurde richtig warm. Nach und nach zog Jürgen Nimec
die Daunenjacke und auch die Daunenhose aus, dabei waren es noch immer
minus zehn Grad. "Ich war eindeutig zu warm angezogen. Der Rucksack war
irgendwann so voll, dass wir nichts mehr ausziehen konnten."
Gute acht Kilo trug jeder der Bergfreude im Rucksack auf den Berg. Das war nötig,
da sie nach dem Abstieg auf der Nordseite ein weiteres Basislager
erreichten und dort übernachteten. Insgesamt waren sie 15 Stunden
unterwegs und hatten zirka 5.000 Höhenmeter bewältigt. Das anschließende
Bad in warmen Thermalquellen war eine wahre Wohltat für die geschundenen
Muskeln und Gelenke.
Jürgen Nimec hatte sich auf diese Tour durch ausgedehnte
Nordic-Walking-Touren und Joggen in der Rhön vorbereitet. "Ich habe im
Vorfeld nur wenig trainiert. Es war sehr hart. Die Übersteigung
erforderte einen körperlichen Dauereinsatz. Der Körper musste
funktionieren."
Glücklich, die Überschreitung des höchsten Berges Europas von Süd nach
Nord bewältigt zu haben, und nach zwei erholsamen Tagen mit Sightseeing,
kehren die Bergfreunde in nach Deutschland zurück. Was steht als
nächstes an? Konkrete Pläne gibt es keine, doch einen Wunsch: Die
Besteigung des höchstens Bergs Südamerikas, des 6.961 Meter hohen
Aconcagua in den Anden Argentiniens.