Die Auftragsbücher von Hanse Haus sind voll. Die Lockdown-Zeit nutzten viele Häuslebauer, um mit der Planung des Eigenheims weiterzukommen. Die Einführung einer dritten Schicht soll die Mitarbeiter entlasten.
Im Besucherzentrum des Fertighausunternehmens Hanse Haus in Oberleichtersbach ist viel los. Mehrere Familien werden von Mitarbeitern herumgeführt, ganz unter Berücksichtigung der Hygiene-Maßnahmen. Das ist seit wenigen Monaten wieder möglich, nachdem der Lockdown im ersten Halbjahr den direkten Kontakt untersagte.
Die Menschen habe n zunehmend das Bedürfnis nach den eigenen vier Wänden - trotz oder gerade wegen der aktuellen Corona-Krise. Dieser Schluss lässt zumindest die starken Nachfrage beim Oberleichtersbacher Unternehmen zu. "In 2020 werden wir voraussichtlich rund 700 Häuser bauen, 2019 waren es 641", sagt der Pressesprecher von Hanse Haus, Sebastian Gensichen, auf Nachfrage. Das ist eine Steigerung von rund neun Prozent zum Vorjahr.
Produktion trotz Corona
Das Unternehmen verzeichnet schon seit Jahren eine gute Auftragslage. Dann kam Corona. "Wir waren in der Lage, unsere Kapazitäten in Produktion und Montage zu 90 Prozent aufrechtzuerhalten", sagt der Pressesprecher. Viele Mitarbeiter seien zudem ins Home-Office geschickt worden, dort, wo die Möglichkeit dazu bestand. Auch jetzt noch greift das Unternehmen darauf zurück.
Auf den Baustellen selbst habe es im Frühjahr einige Komplikationen gegeben. Durch die geschlossenen Hotels sei die Unterbringung der Montagekolonnen schwierig gewesen. Wegen der Grenzschließungen konnten Arbeiter aus dem Ausland zeitweise ihre Arbeitsplätze nicht antreten. "Es kam daher zu kleinen Verzögerungen", sagt Gensichen.
Insgesamt "sind wir im Großen und Ganzen sehr gut durch die vergangenen Krisen-Monate gekommen", zieht der Pressesprecher den Schluss. Auch der Brexit habe aktuell keine Auswirkungen auf die Situation des Unternehmens, "da wir kaum Nachfrage aus Großbritannien hatten".
Stellenausbau statt -abbau
Wegen der steigenden Nachfrage im Inland seien weder Kurzarbeit noch Entlassungen ein Thema, eher das Gegenteil ist der Fall. Innerhalb eines Jahres hat das Unternehmen nach eigenen Angaben bis Ende 2020 119 neue Mitarbeiter eingestellt. 21 Azubis kamen erst im September dazu.
Ein gewisser Druck durch die vollen Auftragsbücher sei da, "deshalb gab es im vergangenen halben Jahr die Vereinbarung, eine halbe Stunde pro Tag länger zu arbeiten", sagt Betriebsratsvorsitzender Christian Limpert. Um die beiden Schichten zeitlich zu entzerren, fing die Frühschicht zudem früher an. "Aber alles im abgesprochenen Rahmen und unter geregelten Bedingungen", fügt er hinzu.
Für eine grundsätzliche Entlastung soll ab Januar die Einführung einer dritten Schicht sorgen. "Bisher haben wir keine Erfahrung mit der Nachtschicht, aber wir hoffen, dass besonders auf ältere Mitarbeiter Rücksicht genommen wird", sagt der Betriebsratsvorsitzende. Von der Pressestelle heißt es dazu: "Hier haben wir Regelungen getroffen, wonach Mitarbeiter ab einem gewissen Alter oder Schwerbehinderung keine Nachtschicht arbeiten müssen".
Neues Werk?
Mit der dritten Schicht sollen weitere Überstunden vermieden und die wöchentliche Arbeitszeit der Mitarbeiter auf 35 Stunden verringert werden, fügt der Pressesprecher. Wegen der steigenden Nachfrage ist das Unternehmen auf der Suche nach einem neuen Produktionsstandort für ein neues Werk IV. "Verhandlungen dazu laufen gerade", lässt Gensichen durchblicken.
"Mit der neuen Produktionshalle hoffen wir, dass wir in ein oder zwei Jahren wieder auf den Zweischichtbetrieb zurückkommen können", sagt Betriebsratsvorsitzender Limpert.
870 Mitarbeiter wird Hanse Haus voraussichtlich Ende des Jahres 2020 haben.