Der Wildfleckener Bürgermeister Gerd Kleinhenz feiert am 30. Oktober seinen 60. Geburtstag. Er habe Glück gehabt im Leben, sagt er, und äußert vor allem eines - Dankbarkeit. Wegen Corona muss der geplante Empfang im Rathaus abgesagt werden
Eigentlich hätte es einen kleinen Empfang im Rathaus geben sollen. Doch angesichts des jüngsten Lockdowns feiert Gerd Kleinhenz seinen 60. Geburtstag mit der Familie. Wer ihn nach seiner größten Herausforderung im Leben fragt, bekommt zu hören, "dass ich im Leben nur Glück hatte". Kleinhenz spricht von einer grandiosen Kindheit in einer intakten Familie. "Ich habe die Schule besuchen dürfen und immer Arbeit gehabt." Hunger kenne er nicht, genauso wenig wie Krieg.
Mehrere Berufe übte Gerd Kleinhenz aus, doch nur als Soldat war er länger aus seiner Rhöner Heimat fort. Sein Elternhaus in Oberbach ist sein Zuhause. Vom Esstisch aus blickt er auf die Kirche, in der er im Jahr 1987 seine Frau Irmgard heiratete. Dass Tochter, Schwiegersohn und Enkelin im Haus wohnen, auch das bezeichnet er als "großes Glück". "Ich bin zufrieden", sagt der Bürgermeister und meint damit auch die politische Entwicklung der Marktgemeinde.
Von seinem Büro im Rathaus aus sieht Kleinhenz die Jugendlichen, die auf der neuen Pump Base, dem Freizeitgelände für die Jugend, Sport treiben. "Während der Woche ist da ab mittags ein Betrieb, das ist richtig schön", erzählt er. Aufgrund von Schadstoffen im Boden verzögerte sich der Bau um Jahre. Kleinhenz gibt zu: "Wenn wir das von vorneherein gewusst hätten, hätten wir den Pumptrack nie gebaut." Vor Kurzem erließ der Gemeinderat eine Satzung, mit der Alkoholkonsum auf öffentlichen Plätzen der Marktgemeinde verboten wird. Sie gilt auch - oder gerade - für das neue Freizeitareal.
Neues Hotel in Oberbach
Er sei der letzte, der einen jungen Menschen zurechtweise, der sich draußen mal ein Bier aufmache, sagt Kleinhenz. Aber: "Der Anblick am Rathausplatz an der Bushaltestelle ist imageschädigend. Wir versuchen, das Problem jetzt mit der Satzung in den Griff zu bekommen." Die Außenwirkung der Rhöngemeinde leidet seit Jahren unter dem Zuzug nach Klein Manhattan. So nennen Einheimische die Wohnblocks, in denen früher die Familien der amerikanischen Soldaten lebten. Heute locken die günstigen Wohnungen Mieter aus der gesamten Bundesrepublik an.
"Mein Wunsch wäre, dass all diese Menschen, die nach Wildflecken ziehen, sich in Wildflecken wohlfühlen und sich in die Dorfgemeinschaft einfügen. Aber das funktioniert eben nicht", sagt der Bürgermeister, betont aber, dass es zur Zeit ruhiger in Klein Manhattan geworden sei. Rückblickend erscheint ihm der Abriss der ehemaligen Wohnblocks der Amerikaner die "einzige richtige Maßnahme gewesen" zu sein. Doch kurz vor einer entsprechenden Einigung mit der Regierung von Unterfranken habe die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben das Areal doch an private Investoren verkauft, erinnert er sich.
Viel lieber spricht Kleinhenz über verheißungsvolle Projekte. Der Verkauf des Bahnhofs Wildflecken sei mittlerweile vollzogen worden, berichtet er. Auch über den Ratskeller am Rathausplatz verhandele die Gemeinde mit einem neuen Interessenten. Besonders erfreut zeigt er sich über Pläne für ein Hotel mit 25 Zimmern in Oberbach. "Die Investoren sind zur Zeit in den Finanzierungsgesprächen", sagt der Bürgermeister optimistisch.
Drängende Fragen beim Abwasser
Gibt es noch Wunden im Markt Wildflecken? Kleinhenz schüttelt den Kopf. "Die Ortsteile nähern sich an." Vor allem die Jugend merke, "dass wir eine Gemeinde sind. Das ist eine gute Entwicklung." Auch der politische Diskurs hat unter seiner Führung zu mehr Sachlichkeit gefunden. Noch eine Amtszeit freilich mag sich Kleinhenz nicht so recht vorstellen. "2026 werde ich 66 Jahre alt", nennt er als Begründung, auch wenn er sich noch nicht festgelegt habe.
Bis dahin hat der Bürgermeister aber noch einiges zu tun. Im Hintergrund beschäftigt sich der Gemeinderat mit einer Lösung für die Abwasserfrage. Der Neubau einer Kläranlage in Oberbach oder die Weiterleitung des Abwassers zur zentralen Aufbereitung in Trübenbrunn stehen zur Debatte. Die Sanierung der Trinkwasserbrunnen in Wildflecken wird ebenfalls viel Geld kosten. Doch die Finanzlage der Gemeinde ist seit Jahren angespannt.
"Prestige-Projekte wird es nicht geben", macht Kleinhenz deutlich. Wenn er unbegrenzt Geld hätte, würde er endlich ein neues Wohngebiet in Wildflecken erschließen und die leerstehenden Straßenzüge in Oberwildflecken, für die es momentan keine Zukunft gib, kaufen. Das aber sind Träume, die wohl Träume bleiben.
Aus dem Leben von Gerd Kleinhenz
Biografie Gerd Kleinhenz wurde am 30. Oktober 1960 geboren. Der Oberbacher lernte Steinmetz und war acht Jahre Zeitsoldat. Während der Zeit bei der Bundeswehr lernte er Bürokaufmann und Bankkaufmann. Von 1986 bis 2014 arbeitete er bei der VR- Bank. Kleinhenz ist mit seiner Frau Irmgard verheiratet. Die beiden haben zwei Kinder und zwei Enkel.
Kommunalpolitik Seit 1996 sitzt Gerd Kleinhenz im Gemeinderat Wildflecken. Von 2008 bis 2014 war er 2. Bürgermeister. Seit Mai 2014 ist er Bürgermeister des Marktes Wildflecken. Im vergangenen März wurde er von den Bürgern wiedergewählt. Er war der einzige Kandidat. Seit Mai ist er zudem im Kreistag vertreten.
Vereinsleben Jahrelang leitete Kleinhenz der Oberbacher Vereinsring. Nach wie vor spielt er in der Blaskapelle Oberbach. Außerdem ist er bei der Oberbacher Feuerwehr aktiv.