Alte Hausnamen werden künftig wieder Mottens Häuser schmücken. Akribisch arbeitete ein Team deren Historie auf und verband sie mit der Gegenwart.
"Öngere Kompheimer", "Säuhirts", "Rixe" - was sagen diese Namen einem Teenager heute noch? Genau das hatte sich Bürgermeister Jochen Vogel (CSU) gefragt, als er bei der Kirmeser Jungfrauen-Versteigerung des Burschenvereins vor einigen Jahren ein paar der alten Hausnamen vortrug und auf fragende Gesichter schaute. "Wo sich alles so schnell entwickelt, ist der Blick auf die Vergangenheit auch wichtig. Das sollte man wieder lebendig machen, sonst geht es verloren."
Ein Team aus vier geschichtsbewanderten und - interessierten Mottenern fand sich zusammen. Helmut Möller, Ludwig Herbert, Emma Schuhmann und Lothar Möller hatten sich auf eine Recherche-Reise begeben. Eine von Heimatforscher Matthias Elm zur Verfügung gestellte Liste von Hausnamen aus dem Urkataster des Staatsarchivs galt es, zu überprüfen. Denn im Laufe der Jahrhunderte können sich alte Hausnamen verändern.
Handschriftliche Aufzeichnungen von Helmut Möller
Das Team fügte neues und altes Wissen zusammen. Welche alten Hausnummern zu welchen Hausnamen, und zu welchen aktuellen Hausnummern gehören, kristallisierte sich peu a peu heraus. Wichtige Quelle waren auch handschriftliche Aufzeichnungen von Helmut Möller. Viele Jahre lang hatte er Informationen über Bauplätze und den Vorbesitzern vermerkt, eventuell sogar über den Kaufpreis. Der 92-Jährige trug mit seinen Erinnerungen auch maßgeblich zur Klärung bei, warum ein Hausname heißt, wie er heißt.
Die Initiative zur praktischen Umsetzung ergriff nun Heimatforscher Matthias Elm. Er sprach Alfred Stumpf an, der sich auf den Weg machte und circa 60 Mottener Haushalte besuchte. Vor allem galt es, die genaue Schreibweise der Hausnamen zu überprüfen: "Die meisten mussten erst mal nachschauen, wie das geschrieben wird." Aus den Nachbargemeinden kannte man die Hausnamenschilder schon. Besonders die jüngere Generation war davon begeistert.
"Ortsbegeistert" nennt sich Alfred Stumpf selbst. Vor zwei Jahren hatte er
Motten auf einer großformatigen Sperrholzwand mit aufgemalten Straßen, Wiesen und Feldern abgebildet und alte Fotos mit Ortsansichten, Häusern und Familien dazu geheftet. Das Kunstwerk hatte viele Interessierte angezogen, die Einblicke in die Historie ihres Dorfes faszinierten auch damals schon die jüngere Generation.
Die Häuser schmücken
Die Hausnamenschilder liegen nun vor und werden die entsprechenden Häuser schmücken. Nähere Informationen zu jedem Hausnamen wird es in absehbarer Zeit im Mottener Häuser- und Familienbuch geben, an dem Matthias Elm derzeit noch arbeitet. Er fungierte für die Hausnamenschilder als Koordinator und hatte zusammen mit seinem langjährigen Layouter Karl Hahn nun die Schilder entworfen. Für eine bessere Lesbarkeit hatte der Brückenauer einzelne Buchstaben der alten Fraktur-Schrift modifiziert.
blm
Rund um die Hausnamen
Ein Hausname ist ein Name für ein Haus, ein Anwesen oder ein Grundstück. Alle Familienmitglieder, die dort wohnen, tragen den Hausnamen zusätzlich zum normalen Namen. Der Hausname wird dem Rufnamen vorangestellt, zum Beispiel "Müllersch Peter". Vor Einführung der heutigen Straßen mit Hausnummern waren sie nötig, um ein Anwesen eindeutig benennen zu können. Vor allem die Vornamen, Nachnamen, Spitznamen oder Berufe, aber auch spezielle Eigenheiten von Erbauer oder Bewohner, waren Grundlage für den Hausnamen. Zusätze, wie "Önner" oder "Öber" verweisen darauf, dass das Grundstück im Laufe der Zeit geteilt wurde oder die Nachfahren der Erbauer an anderer Stelle ein eigenes Haus errichteten. Durch die fast ausschließlich mündliche Überlieferung wurden die Hausnamen verändert.
Quelle: Wikipedia