Mitarbeiter von GKN in Bad Brückenau rücken aus zum Arbeitskampf

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Beschäftigte von GKN in Bad Brückenau demonstrierten am Mittwoch nach Aufruf durch die IG Metall für um acht Prozent höhere Löhne. Foto: Steffen Standke
Beschäftigte von GKN in Bad Brückenau demonstrierten am Mittwoch nach Aufruf durch die IG Metall für um acht Prozent höhere Löhne. Foto: Steffen Standke

Die IG Metall fordert für die Beschäftigten ihrer Branche acht Prozent mehr Lohn. Dafür sind am Mittwoch auch rund 100 Mitarbeiter von GKN erneut auf die Straße gegangen. Der Ton könnte bald rauer werden.

Ungewöhnliches Bild am Mittwochmittag vor dem Werkstor von GKN in Bad Brückenau: Kurz nach 13 Uhr - schon eine Stunde vor Schichtwechsel - strömen viele Mitarbeiter vom Gelände. Sie gehen nicht einfach heim, sammeln sich auf dem Parkplatz, streifen rote Westen über, entrollen Banner, schwingen Fahnen. Trillerpfeifen ertönen. Es ist "Frühschluss", Kundgebung, Warnstreik.

Für die Bad Brückenauer GKNler ist es der zweite Streik innerhalb von eineinhalb Jahren. Am 24. März 2021 traten sie schon einmal auf die Straße. Der Anlass damals wie heute: Tarifverhandlungen zwischen ihrer Gewerkschaft IG Metall Bayern und den Arbeitgebern.

Leider hat sich da nach den Worten von Gewerkschaftssekretärin Sabine Witte aus Würzburg nichts Wesentliches getan. Gerade erst am Dienstag sei die vierte Verhandlungsrunde in München quasi gescheitert.

Die Gewerkschaft fordert acht Prozent mehr Gehalt für die Beschäftigten der tarifgebundenen Betriebe ihrer Branche. Die Arbeitgeber haben 3000 Euro geboten, verteilt auf 30 Monate.

Witte warnt bei der Kundgebung: Die 3000 Euro würden klingen, als wären sie viel. Doch es sei ein Scheinangebot. Die runtergerechnet 100 Euro mehr im Monat würden derzeit nicht mal für die Tankfüllung für den Weg zur Arbeit reichen. Nach dem Auslaufen der Regelung - Stand jetzt im Mai 2025 - hätten die Beschäftigten wieder dasselbe Entgelt wie heute. Zudem könne die Gewerkschaft bis dahin nichts für ihre Klientel tun, sollte das Angebot angenommen werden.

Und überhaupt: Es sei eigentlich keins. Denn laut Witte hat der Gesetzgeber beschlossen, dass Arbeitgeber zusätzliche steuer- und sozialabgabenfreie Zahlungen an Arbeitnehmer zur Abmilderung von finanziellen Belastungen durch die Energiekrise leisten können. Diese Summe würde die Gegenseite nun zum Gegenstand der Tarifrunde machen.

Inflation frisst Gehälter auf

Des öfteren sagte die Gewerkschaftsfrau in diesem Zusammenhang das Wort "Unverschämtheit". Dazu gehöre auch, dass die Gegenseite Einmalzahlungen wie Weihnachts- und Urlaubsgeld aus den Tarifverträgen herausnehmen und auf betrieblicher Ebene verhandeln wollen würde. Wenn gewisse betriebliche Kennzahlen nicht passten, müsste sie auch nichts zahlen.

Betriebsratsvorsitzender Arno Nüchter sagte, warum seiner Ansicht nach viele Bad Brückenauer GKNler streiken: "Angesichts der hohen Inflation müssen wir zeigen und dafür kämpfen, dass wir die geforderte Entgelterhöhung von acht Prozent dringend benötigen. Die Einkommen müssen stabilisiert werden." Überall würden steigende Energiepreise an die Kunden weitergegeben. Die kleinen Leute könnten das nicht; sie müssten zahlen. Er forderte die Arbeitgeber zu einem "vernünftigen Angebot" auf.

Nüchter und Witte schworen die Zuhörer auf die Gemeinschaft und - je nach Entwicklung der Verhandlungen - auf härteren Arbeitskampf ein. Der Warnstreik war Teil einer größeren IGM-Aktion in mehreren Betrieben Bayerns.

Nach einer knappen Dreiviertelstunde war die Kundgebung vorüber. Sabine Witte forderte die Teilnehmer auf, ihre Trillerpfeifen aufzuheben. Man könne sie sicher nochmal gut gebrauchen.