Leimbachstübchen in Bad Brückenau schließt

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Da verliert Mann jede Zurückhaltung: Erhard Löser, Otto Schreiner und Fritz Knüttel stürzen sich aufs frisch gebratene Hähnchen. Fotos: Ulrike Müller
Da verliert Mann jede Zurückhaltung: Erhard Löser, Otto Schreiner und Fritz Knüttel stürzen sich aufs frisch gebratene Hähnchen. Fotos: Ulrike Müller
Das Leimbachstübchen liegt mitten im Grünen und - wie der Name schon sagt - direkt am Ufer der Leimbach.
Das Leimbachstübchen liegt mitten im Grünen und - wie der Name schon sagt - direkt am Ufer der Leimbach.
 
Das urige Gasthaus wurde am 1. Juni 1960 eröffnet, und zwar von Eugenie und Heinz Müller.
Das urige Gasthaus wurde am 1. Juni 1960 eröffnet, und zwar von Eugenie und Heinz Müller.
 
Heute steht deren Tochter Ingrid Penner in der Küche und würzt die Hähnchen...
Heute steht deren Tochter Ingrid Penner in der Küche und würzt die Hähnchen...
 
... nach dem streng geheimen Traditionsrezept ihrer Mutter.
... nach dem streng geheimen Traditionsrezept ihrer Mutter.
 
Dann entzündet sie den Grill der Marke Eigenbau, den der Vater selbst gebaut hat.
Dann entzündet sie den Grill der Marke Eigenbau, den der Vater selbst gebaut hat.
 
Mit geübten Handgriffen hängt Ingrid Penner die Spieße ein.
Mit geübten Handgriffen hängt Ingrid Penner die Spieße ein.
 
Die Hähnchen drehen eine ganze Stunde lang vor der Glut. Zeit, einen kleinen Rundgang zu machen...
Die Hähnchen drehen eine ganze Stunde lang vor der Glut. Zeit, einen kleinen Rundgang zu machen...
 
In der Ecke steht ein großer Sack Holzkohle. Sie gibt den Hähnchen den besonderen Geschmack.
In der Ecke steht ein großer Sack Holzkohle. Sie gibt den Hähnchen den besonderen Geschmack.
 
Hinter dem Häuschen fließt die Leimbach. Sie entspringt in Volkers und mündet in Bad Brückenau in die Sinn.
Hinter dem Häuschen fließt die Leimbach. Sie entspringt in Volkers und mündet in Bad Brückenau in die Sinn.
 
In der Gaststube steht noch der alte Grill, auf dem Vater Müller in den 1960er Jahren noch die Hähnchen grillte.
In der Gaststube steht noch der alte Grill, auf dem Vater Müller in den 1960er Jahren noch die Hähnchen grillte.
 
Und da ist die Stunde auch schon rum. Braun und knusprig wandern die Hähnchen direkt auf den Tisch.
Und da ist die Stunde auch schon rum. Braun und knusprig wandern die Hähnchen direkt auf den Tisch.
 

Ihre gebratenen Hähnchen sind legendär. Ende Mai schließt Ingrid Penner das Leimbachstübchen - sehr zum Bedauern ihrer Stammgäste.

Der Geruch von gebratenem Hähnchen liegt in der Luft. Und das nicht erst seit gestern. Seit 54 Jahren ist das Leimbachstübchen in der Leimbachstraße die erste Adresse für rustikale Feinschmecker. "Dieser Geschmack!", schwärmt Fritz Knüttel, der mit seinen Kaffeefreunden zu den Stammgästen zählt. "Der ist einmalig auf der ganzen Welt." Doch am 25. Mai öffnet das Leimbachstübchen zum letzten Mal seine Türen. "Wir bedauern das sehr", ist sich die Runde der Kaffeefreunde einig.

Traditionsrezept der Mutter

Begründet haben das urige Stübchen Eugenie und Heinz Müller, die Eltern der Frau, die noch heute die Hähnchen nach dem Rezept ihrer Mutter zubereitet. Ingrid Penner steht an der Spüle. Hähnchen um Hähnchen wäscht sie unter fließendem Wasser ab und reibt sie dann mit der ockerfarbenen Gewürzmischung ein. "Des wollen sie alle hab'", sagt die 66-Jährige über das geheime Traditionsrezept. Dazu kommt die Holzkohle, mit der Penner den Grill, den noch ihr Vater baute, entzündet. "Ich kenn' ja das Rezept, aber wenn ich die Hähnchen zuhause auf dem Elektrogrill mache, dann schmeckt das einfach nicht so", erzählt Ilse Neumann, die ältere Schwester von Ingrid Penner.

Die Neumanns packen mit an, wenn die Gaststube zum Bersten voll ist. Und das ist sie jetzt jeden Abend, seitdem die Nachricht die Runde gemacht hat, dass Penner aufhört. 45 Gäste passen hinein, nachdem die Eltern im Jahr 1968 einen zweiten Raum sowie die Toiletten angebaut hatten. 1978 übernimmt Tochter Ingrid das Leimbachstübchen. Auf der Speisekarte steht genau ein Gericht: Gebratenes Hähnchen mit Bauernbrot. "Jawohl, mehr gibt's nicht!", sagt Ingrid Penner. Und gegessen wird "mit die Händ'". Ja, was denn sonst?

Auf die Minute vom Grill

Manch einer nimmt für ein Hähnchen der Marke Penner lange Wege auf sich. "Mein Chef kommt sogar aus Rüsselsheim", erzählt Stammgast Wolfgang Röder aus Bad Soden-Salmünster. "Ingrid besteht drauf, dass die Gäste pünktlich sind", sagt Ilse Neumann. Denn genau eine Stunde drehen die Hähnchen am Grill, dann müssen sie runter. Und wenn nachts die letzten Gäste sitzen und sitzen, dann sitzt auch Ingrid Penner in der Gaststube - und strickt.

Am 25. Mai öffnet das Leimbachstübchen zum letzten Mal seine Türen. "Es langt!", sagt Penner. Die Rennerei werde sie sicher nicht vermissen. Und wer ihr Haus in Speicherz kennt, das im Sommer wie ein Märchen aus lauter Blumen aussieht, der weiß: Langweilig wird's Ingrid Penner nicht.