Kuno Rüttiger aus Oberbach sammelt Daten

2 Min
Kuno Rüttiger schaut nach, wie viel Schnee in der Rhön schon gefallen ist. Die Ausbeute? Mager... Fotos: Ulrike Müller
Kuno Rüttiger schaut nach, wie viel Schnee in der Rhön schon gefallen ist. Die Ausbeute? Mager... Fotos: Ulrike Müller
 
Joachim Dahmer vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bad Neustadt holt eine Flasche mit Sickerwasser aus dem Boden.
Joachim Dahmer vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bad Neustadt holt eine Flasche mit Sickerwasser aus dem Boden.
 
 
Die Energie holt sich die Station gleich direkt bei der Sonne.
Die Energie holt sich die Station gleich direkt bei der Sonne.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Bei Wind und Wetter fährt Kuno Rüttiger hinauf zur Waldklimastation Bad Brückenau und nimmt Proben. Heute ehrt das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten seinen ältesten aktiven Mitarbeiter.

Es ist kalt in der Rhön, doch Kuno Rüttiger braucht keine Handschuhe. "Wenn man so lange im Wald war, ist man das gewöhnt", sagt Maria Rüttiger über ihren Mann. Er selbst steht an der elektronischen Niederschlagswaage. Ein Blick in den großen Trichter aus Metall zeigt: Noch ist kaum Schnee gefallen.

Jeden Dienstag macht sich Kuno Rüttiger auf den Weg zur Waldklimastation Bad Brückenau. Seine Frau begleitet ihn oft. Eine enge Straße führt von Oberbach die Berge hinauf. Die Morgensonne flutet durch die Bäume, einige Rehe ergreifen die Flucht. Irgendwann wird der Asphalt zum holprigen Schotterweg. An der Rhönklub-Hütte Oberbach biegt Rüttiger scharf nach links ab, zum Kellerstein. Rechts liegt der Feuerberg, links geht's zum Gebirgsstein. Schließlich erreichen die beiden die Kuppe des Kellersteins.

Vielzahl an Messstationen

Ein Stück Wald, eingezäunt, mehr nicht - so ist der erste Eindruck von der Waldklimastation. Doch auf den zweiten Blick fallen die Nummern an den Bäumen auf und die Maßbänder um deren Stämme. Weiße Behälter sammeln die Streu, die von den Kronen fällt. Im Boden sind Behälter eingelassen, in denen das Sickerwasser aus dem Boden gesammelt wird. Gezielt steuert Kuno Rüttiger eine Hütte an. Er gibt Unterdruck auf die Saugkerzen, die die Feuchtigkeit des Bodens messen. "Da kann man rechtzeitig sehen, wann es knapp wird für die Bäume", erklärt Rüttiger.

Die Saugkerzen sind nur eine der vielen Messstationen, die Kuno Rüttiger betreut. 1953 fing er als Lehrling beim Forstamt Bad Brückenau an. 44 Jahre später geht er in den Ruhestand. Seinen Wald aber kann er nicht lassen: Als 1998 die Bestandesmessestelle auf dem Kellerstein eingerichtet wird, meldet sich Rüttiger als Probennehmer. Seit 15 Jahren ist er immer dienstags für das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bad Neustadt (AELF) unterwegs.

Bis zur Hüfte im Schnee

"Es ist schon außergewöhnlich, das man in diesem Alter noch so zuverlässig eine solche Aufgabe verrichtet, noch dazu bei oftmals extremen Witterungsbedingungen", würdigt Wilhelm Schmalen, Forstdirektor am AELF, das Engagement von Kuno Rüttiger. Und in der Tat steht der Probennehmer manchmal hüfthoch im Schnee, kämpft sich seinen Weg bis zu den Messgeräten frei.

Und warum diese Tortur? "Weil ich gern im Wald bin", sagt der einstige "Haumeister", der als Jäger bis heute auf der Pirsch ist. Ende November hat der Oberbacher seinen 75. Geburtstag gefeiert. Aufhören will er aber noch lange nicht. Zusammen mit seiner Frau betreut er die Waldstation, "solange es die Gesundheit erlaubt".


Waldklimastation Bad Brückenau

Lage Die Waldklimastation Bad Brückenau liegt etwa 1,5 Kilometer östlich von Oberbach mitten im Naturpark "Bayerische Rhön" auf rund 810 Metern Höhe auf der Kuppe des Kellersteins nahe der Kissinger Hütte.

Verbund Insgesamt gibt es 22 Waldklimastationen in Bayern, die in ein europaweites Netz zur Beobachtung der heimischen Wälder eingegliedert sind. Der Standort in Bad Brückenau kam Mitte der 1990er Jahre dazu.

Ziel Das dichte Netzwerk der Waldklimastationen dient als Grundlage für wissenschaftliche Forschungen. Dabei ist es das Ziel, die Entwicklung der Wälder zu dokumentieren. Besonderes Augenmerk gilt den Auswirkungen von Schadstoffen auf die Wälder und den Veränderungen durch den Klimawandel.