Kothens Gehweg-Anlieger sind geteilter Meinung

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Auch in Kothen soll die Ortsdurchfahrt noch vor der Umwidmung der B 27 zur Staatsstraße ausgebaut werden. Bei der Anliegerversammlung ging es besonders um die Gehsteige. Foto: Ralf Ruppert
Auch in Kothen soll die Ortsdurchfahrt noch vor der Umwidmung der B 27 zur Staatsstraße ausgebaut werden. Bei der Anliegerversammlung ging es besonders um die Gehsteige. Foto: Ralf Ruppert
Renate Möller vom Getränkeshop. Foto: Birgit Will
Renate Möller vom Getränkeshop. Foto: Birgit Will
 
Daniel Warney von Rhön-Metall. Foto: Birgit Will
Daniel Warney von Rhön-Metall. Foto: Birgit Will
 
Ralf Vogt vom Campingplatz, Foto: Birgit Will
Ralf Vogt vom Campingplatz, Foto: Birgit Will
 
Ulrich Gessinger befürwortet einen Gehweg westlich der Straße, weil dort die meisten Bürger wohnen. "Wenn ich zur Haustüre rausgehe, stehe ich praktisch auf der Straße", beschreibt der Anwohner seine Situation. Dass dafür im Gegenzug seine Gartenmauer weichen müsste, ist für ihn kein Problem. Foto: Birgit Will
Ulrich Gessinger befürwortet einen Gehweg westlich der Straße, weil dort die meisten Bürger wohnen. "Wenn ich zur Haustüre rausgehe, stehe ich praktisch auf der Straße", beschreibt der Anwohner seine Situation. Dass dafür im Gegenzug seine Gartenmauer weichen müsste, ist für ihn kein Problem. Foto: Birgit Will
 

Gehweg östlich oder westlich der Straße oder doch lieber zwei Gehwege? Bei der Anliegerversammlung zum Ausbau der B 27 in der Ortsdurchfahrt Kothen prallten die Meinungen aufeinander.

Während an der Ortsdurchfahrt Motten noch kräftig gebaut wird, laufen die Planungen für die Erneuerung der Ortsdurchfahrt Kothen auf Hochtouren. Und das im Eilverfahren: Angestrebter Baubeginn ist der 1. April 2015. Und bereits Ende 2015 soll die 800 Meter lange Ortsdurchfahrt fertig sein, weil die Bundesstraße zur Staatsstraße abgestuft wird.

Für Gerd Häpp, Straßenbauingenieur am Staatlichen Bauamt Schweinfurt, ist das Ziel realisierbar, allerdings nicht ohne die Anlieger. "Es geht nur mit euch, den Anliegern! Ansonsten schaffen wir das auch in zehn Jahren nicht", sagte Häpp bei einer Anliegerversammlung. Insgesamt vier Varianten präsentierte er den anwesenden Bürgern. Dies seien alles nur Planungen, und es sei noch nichts entschieden, betonte er.
Häpp erhofft sich, dass die Anlieger mit Anregungen auf das Straßenbauamt zukommen: "Sagen Sie uns, wo es zwickt." Man werde die Wünsche mitnehmen und versuchen, zu einem tragfähigen Kompromiss zu kommen. Der größte Unterschied bei den Plänen waren die Gehwege: ein- oder zweiseitig, westlich oder östlich der Straße, das ist die große Frage.

Während die Straßenbaubehörde zwei Gehwege anstrebt, befürchten einige Bürger, dass eine solche Lösung die Kosten unnötig in die Höhe treibt. "Dieser Ort wird nicht wachsen", sprach sich etwa Campingplatz-Betreiber Ralf Vogt gegen zwei Gehwege aus: Er beobachte nur wenige Leute, die zu Fuß unterwegs sind. Zudem müssten bei einem einseitigen Gehweg weniger Flächen angekauft werden, auch das mache die Sanierung günstiger.

Bürgermeister für zwei Gehwege

Weit auseinander gingen die Meinungen natürlich darüber, auf welcher Seite der eine Gehweg verlaufen soll: Ulrich Ges singer, Anwohner westlich der Straße, ist einer von vielen Befürwortern einer Westvariante und signalisierte, dafür auch Fläche abzugeben. Sein Hauptargument lautet, dass westlich der Straße die meisten Bürger wohnen. Dagegen verweist Daniel Warney darauf, dass sich Kirche, Kindergarten und Sportgelände östlich der B 27 stehen.

Für Bürgermeister Jochen Vogel (CSU) hat die Sicherheit der Fußgänger Priorität. "Ich glaube nicht, dass wir da viel einsparen würden", meinte er. Schließlich sei die Gemeinde auch für die Kosten eines notwendigen Sicherheitsstreifens auf der anderen Straßenseite zuständig. Die Kosten für den Straßenbau trägt der Bund, die Ausgaben für "rechts und links der Fahrbahn" schultert die Gemeinde, die allerdings 55 Prozent ihres Anteils auf die Anlieger umgelegt.

Engstelle als Kostentreiber

Das größte Kopfzerbrechen bereitet den Planern das Teilstück zwischen Gasthof Postkutsche und Einmündung Herrengasse, auf dem die Straße teilweise nur sieben Meter breit ist. "Hier wird es richtig teuer. Selbst bei einem einseitigen Gehweg in diesem Abschnitt müssen wir massiv in die Privatgrundstücke rein", sagt Häpp und schlägt eine Fahrbahnverengung auf 5,50 Meter vor. Dieser Platz reiche aber nicht für zwei Lkw nebeneinander aus.

Gastwirt Jürgen Keßler ist seit dem ersten Anliegergespräch darauf vorbereitet, dass er einen Teil von seinem Biergarten "opfern" muss. Obwohl er durch den Platzverlust Umsatzeinbußen befürchtet, ist er kooperativ: "Wir werden uns dem Fortschritt nicht verschließen."

Eigentümerin ist verschollen

Friedrich Ruppel ist Anlieger an der engsten Stelle. Dass seine Scheune und die beiden Garagen ins Visier der Planer geraten sind, bereitet ihm Kopfzerbrechen. Er habe das Grundstück mit Gebäuden erst 2007 erworben und befürchtet nun neue Kosten. Aber: "Wir können darüber reden", zeigt er sich gesprächsbereit. Die Planungen an der zweiten Engstelle im Bereich Einmündung zur Herrengasse liegen indessen "auf Eis", weil die Grundstückseigentümerin als verschollen gilt.

"Wir haben die Kosten im Hinterkopf", beteuerte Häpp den Anliegern. Er wollte aber vorerst keine Zahlen nennen. Diesen Fehler habe er in Motten gemacht, und sie seien ihm "um die Ohren geworfen worden", berichtete der Ingenieur.

Kontroverse Meinungen


Daniel Warney, Besitzer von "Rhön-Metall", plädiert aus Kostengründen für einen einseitigen Gehweg. Dieser sollte seiner Meinung nach auf jeden Fall östlich der Straße gebaut werden, wo sich Kirche, Kindergarten und Sportgelände befinden. Und: "Wir brauchen keinen Gehweg von 1,50 Meter Breite." Selbst ein Gehweg von einem halben Meter wäre immer noch besser als die jetzige Situation.

Renate Möller, Inhaberin des Getränkeshops "Rhön-Land", kann sich mit der Vorstellung einer "Engstelle" direkt an ihrem Grundstück nicht anfreunden. Sie befürchtet durch diese Lösung vor allem Beeinträchtigungen durch das Bremsen und Anfahren von Fahrzeugen. "Es sollte jetzt keine Flickschusterei gemacht werden, auch wenn es ein paar Euro mehr kostet", sagt Renate Möller.

Ralf Vogt vom Campingplatz