Kommentar: Versäumnis des Bischofs

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Am 15. September 2018 besuchte der neue Würzburger Bischof Franz Jung den Kreuzberg. Foto: Marion Eckert
Am 15. September 2018 besuchte der neue Würzburger Bischof Franz Jung den Kreuzberg. Foto: Marion Eckert

Bei seinem Besuch auf dem Kreuzberg bezog sich Bischof Franz Jung auf den Missbrauchsskandal. Doch er versäumte es, konkret zu werden - und menschlich.

In diesen Tagen beherrscht ein Thema die Medien: Der sexuelle Missbrauchsskandal durch Kleriker. Angesichts dieser Brisanz wäre es angebracht und richtig, wenn der Bischof sich mit klaren Worten an seine Schäfchen wendet und nicht in abgehobener theologischer Fachsprache verweilt.

Doch Bischof Franz Jung nahm in seiner Predigt weder die Worte "sexueller Missbrauch" in den Mund, noch nannte er den vorrangigen Täterkreis beim Namen. Er blieb auf einer theologischen Ebene, sprach von Leiden Christi am Kreuz und dem Leiden der Kirche im Allgemeinen und auch im Speziellen. Ja sicher, das Leiden müsse auch wahrgenommen werden, das räumte der Bischof schon ein. Aber beim Namen genannt hat er dieses Leiden nicht.

Scheute er sich, das Thema konkret zu benennen? Sexueller Missbrauch, unreife, narzisstische oder krankhafte Sexualtriebe von Klerikern, körperlicher und seelischer Missbrauch von jungen Menschen, von Männern und Frauen.

Sicher, die klugen theologischen Ausformulierungen klingen perfekt und halten gewiss auch jeder Kritik stand. Die Gläubigen bilden den Leib Christi und dass der Leib des Herrn am Kreuz geschunden wurde, ist jedem Christen geläufig. Nun aber durch Kleriker missbrauchte Menschen lediglich als "geschundene Glieder des Leibes Christi" darzustellen und sich nicht auf eine sprachlich wie emotionale Ebene zu den Menschen zu begeben, ist ein Versäumnis. Schade, dass der neue Bischof auf diese Weise nicht in die Herzen spricht, allenfalls zum Verstand.

Den Bericht über den Besuch des Bischofs auf dem Kreuzberg lesen Sie hier.