"Eine Abschiebung der Familie steht derzeit nicht zur Diskussion"
Immerhin: Johannes Hardenacke, Sprecher der Regierung von Unterfranken, kann die Angst vor einer abrupten Abschiebung nehmen. Die Asylverfahren der Frau und der Kinder beziehungsweise die Klagen dazu vor dem Verwaltungsgericht seien noch nicht entschieden. Deswegen hätten diese eine sogenannte "Aufenthaltsgestattung" (anders als der Mann). "Eine Abschiebung der Familie steht derzeit nicht zur Diskussion." Das sei rechtlich nicht zulässig, so Hardenacke.
Sprachkenntnisse, eine Ausbildung, feste Arbeit
Für Naranjo Figueredo gehe es nun darum, seinen Aufenthalt in Deutschland zu legalisieren. Heißt: Er könnte eine Duldung "aus humanitären Gründen, vor dem Hintergrund der guten Integration" erlangen. Kriterien dafür: Sprachkenntnisse, eine Ausbildung, feste Arbeit.
Für den Duldungsanspruch wichtig sei auch ein "Mindestaufenthalt im Bundesgebiet". Bei Erwachsenen liegt der laut dem Regierungssprecher bei sechs Jahren, bei Kindern mindestens vier Jahre. Kriterien, die der Kubaner weitgehend erfüllt (auch wenn er derzeit nicht arbeiten darf). Seine Chancen auf eine Duldung stehen also gut.
Selbst etwas zum Einkommen beitragen
Dennoch: Da sind andere Sorgen. Zum Beispiel die, ohne Verdienst von der Metzgerei Schumann die Miete für die Wohnung nicht bezahlen zu können und ausziehen zu müssen. Naranjo Figueredo hat sich nie auf die staatlichen "Grundleistungen" verlassen, die ihm und seiner Familie als Asylbewerber zustehen. Er wollte selbst etwas zum Einkommen beitragen, auch wenn ihm das auf das Geld vom Staat angerechnet wurde. Welche Leistungen ihm jetzt zustehen, weiß er nicht.
Auch fürchtet die Familie, aus der Krankenkasse zu fliegen, weil sie die Beiträge nicht mehr bezahlen kann. Und das jetzt, wo Sohn Jean Carlos wegen gesundheitlicher Probleme im Krankenhaus war.
Aktiv einen Antrag stellen
All das wäre weniger schwierig, wenn Naranjo Figueredo eine Duldung hätte und damit wieder arbeiten dürfte. Dafür muss er aber laut Regierung von Unterfranken selbst aktiv einen Antrag stellen. "Für den Antrag wird aber weder Pass noch Aufenthaltsgestattung benötigt."
Dass das so ist, hat der kubanischen Familie nach deren Angaben bisher keiner mitgeteilt. Vor Corona fuhren die Erwachsenen immer zur Zentralen Ausländerbehörde in Schweinfurt, um ihre Aufenthaltsgestattung zu verlängern. Doch persönliche Besuche sind wegen Ansteckungsgefahr derzeit weitgehend tabu. Und telefonisch verständliche Informationen einholen, ist für die Familie wegen der überschaubaren Sprachkenntnisse schwierig.
Derzeit kann sich die Familie nicht einmal ausweisen. Nach eigenen Angaben hat sie ihre Aufenthaltsgestattungen am 14. Dezember zur Verlängerung an die Ausländerbehörde geschickt, aber erst Mitte Januar eine Empfangsbestätigung erhalten. Wann die Gestattungen zurückkämen, wüssten sie nicht; über andere Dokumente verfügten sie nicht.
Figueredos Hilfe in Metzgerei dringend benötigt
Karlheinz Schumann regt diese Hängepartie auf. Der Metzgermeister würde Naranjo Figueredo lieber heute als morgen wieder einstellen. Denn in seinem Familienbetrieb schaffen jetzt nur noch er und seine Schwester; Naranjo Figueredos Hilfe würde dringend benötigt.
Schumann und seine Frau Karina wollen sich nun verstärkt um die Duldung und eine neue Arbeitserlaubnis für "Kuba" kümmern. Bürgermeister Matthias Hauke fragte bei Landrat Thomas Bold (CSU) und politischen Entscheidungsträgern wie Sabine Dittmar (SPD), Manuela Rottmann (Grüne) und Sandro Kirchner (CSU) an. Alle hätten positiv reagiert. Yoansy Antonio Naranjo Figueredos Wunsch nach Arbeit - er könnte bald wieder wahrwerden.