"Die Sanierung der Georgi-Halle ist für mich allerdings nicht so vorrangig wie die fehlenden Betten für Kurgäste", kommentiert Wildenauer den Entschluss aus der diesjährigen Haushaltsberatung. Außerdem, fügt er hinzu, finde die Vermarktung der Heilquellen zu wenig statt. Die Pandemie habe hier sicherlich einen Beitrag dazu geleistet, allerdings müsste es aktiver beworben werden. Die Heilquellen seien für Bad Brückenau nach wie vor ein ungehobener Schatz.
Dass die Pandemie in den vergangenen eineinhalb Jahren ihre Spuren hinterlassen hat, trägt offensichtlich einen Teil dazu bei, dass die Trinkkur wenig angenommen wird. Denn insgesamt ist ein Rückgang bei den Krankenkassen an genehmigten ambulanten Vorsorgeleistungen zu verzeichnen. Das teilt die Pressestelle der AOK Bayern auf Nachfrage mit. Genaue Zahlen zur Trinkkur in Bad Brückenau können laut Pressesprecher Steffen Habit nicht genannt werden.
Staatsbad profitiert
Einen Katzensprung weiter, im Staatsbad Brückenau mit fünf weiteren Quellen, sieht die Situation ganz anders aus. "Die Wirtschaftskraft im Staatsbad ist ausschließlich durch die Heilquellen entstanden", erklärt Kurdirektorin Andrea Schallenkammer. Das betreffe die rund 500 Arbeitsplätze in den Hotels, Restaurants, Kliniken und Reha-Einrichtungen. "Die Heilquellen ziehen sich wie ein roter Faden durch alles durch", fügt Schallenkammer hinzu.
Ärzte und Hotels seien gut geschult und nutzen die Quellen zur Ergänzung in der Therapie. "Sicherlich kommen die Menschen nicht ausschließlich wegen der Quellen, diese sind aber ein großer Benefit", führt sie aus. Das Quellwasser werde beispielsweise im Vital Spa genutzt und sehr gut angenommen.
Nutzung im Konzept
In Bad Brückenau wiederum sind die beiden Quellen, Georgi-Sprudel und Siebener, jeweils an eine Physiotherapiepraxis angebunden. Beide Praxen haben eine Bade-Zulassung und bieten Anwendungen mit dem Wasser aus der jeweiligen Quelle an.
"Ursprünglich habe ich die Praxis in der Georgi-Halle eröffnet mit dem Ziel, das Heilwasser mit einzubinden", berichtet Michael Szczesniak von der gleichnamigen Physiotherapie-Praxis. Das war im Jahr 2004. Doch bis heute rücken die Anwendungen mit dem Heilwasser eher in den Hintergrund. Auch wenn es im Jahr 2015 durch das Gutachten über die Wasserqualität ein kurzes Aufflammen gegeben habe, verliefen weitere Bemühungen im Sande, das Heilwasser besser zu vermarkten.
Gemeinsame Linie?
Hier, wie auch in der PhysioVital Praxis im Siebener Park, liegt der Schwerpunkt auf konventionellen Therapien wie Krankengymnastik, Massagen, manueller Therapie oder beispielsweise Osteopathie. Finanziell gesehen lohne sich das Bäder-Geschäft nicht wirklich, heißt es aus der Praxis PhysioVital im Siebener Park. "Das ist aus der Tradition des alten Badehauses eher eine Herzensangelegenheit", bestätigt Inhaber Ullrich Geppert.
"Eine Zusammenarbeit mit ansässigen Kliniken findet leider nicht statt", heißt es weiter. Trotzdem ist Geppert überzeugt vom Siebener Heilwasser und dessen Wirkung. Deshalb hält er die Bade-Anwendungen aufrecht.
Die Malteser Klinik von Weckbecker bezieht das Wasser schon lange aus der Wernarzer Quelle im Staatsbad. Zum Georgi Sprudel gebe es kein Therapiekonzept, es passe nicht zu den Indikationen des Hauses. "Das Wernarzer Wasser steht unseren Gästen hingegen rund um die Uhr zur Verfügung", heißt es aus der Weckbecker Klinik.