20 Jahre saß der Bad Brückenauer im Stadtrat seiner Heimatkommune. Noch länger engagierte er sich im Stadtleben. Nun will der 58-Jährige etwas kürzer treten.
Er sticht heraus aus der Masse, nicht nur wegen seiner schieren Größe und dem Charakterkopf: Hartmut Bös gilt als einer, der seine Meinung offen vertritt, auch wenn sie gegen die Mehrheit steht. Jetzt zieht sich der 58-Jährige nach 20 Jahren Mitgliedschaft aus dem Stadtrat zurück. Und auch an anderer Stelle im Stadtleben will er nicht mehr vorne dran stehen.
"Bei mir ist ein bisschen die Luft raus", gibt Bös im Gespräch mit dieser Redaktion zu. "Ich bin seit 20 Jahren im Stadtrat dabei und habe nicht mehr den Biss, den man für so ein Amt braucht."
Ja, er könne sich für den Rest der Wahlperiode in die Sitzungen hocken und bei Abstimmungen den Arm heben. Aber so sei er nicht. Hartmut Bös sprach immer mit den Leuten draußen, holte sich - auch am Stammtisch in der "Klappe" - verschiedene Meinungen ein, um sich seine eigene zu bilden.Und natürlich vertrat er die Entscheidungen des Stadtrates auch nach außen.
Perfekter Zeitpunkt gekommen
Prinzipiell hat sich der 58-Jährige schon länger gefragt, ob er weiter im Stadtrat sitzen will. Nun sieht er den perfekten Zeitpunkt für seinen Abschied gekommen. Die Haushaltsberatungen stehen an. Und Bös glaubt, dass er nicht noch über Dinge befinden sollte, deren Ausführung er nicht mehr aktiv mitbegleitet. Das soll sein potenzieller Nachfolger in der Grünen-Fraktion, Ingo Queck, tun.
Natürlich muss die Verwaltung noch offiziell fragen, ob der das Ehrenamt als Stadtrat antreten will. Doch Bös berichtet, dass er schon im November mit Queck gesprochen habe. Dieser sei bereit. Und als Vorsitzender der Bürgerinitiative "Sinntal gegen die Stromtrasse" sei er auch der richtige Mann für den Posten.
Hartmut Bös betont, dass sein Abschied aus dem Stadtrat nichts mit irgendwelchen Zwistigkeiten oder gar seinem Wechsel von der CSU zu den Grünen vor ein paar Jahren zu tun hat. Im Gegenteil: "Ich fühle mich im neuen Stadtrat sehr wohl." Früher sei im Gremium sehr viel Parteipolitik gemacht worden. Jetzt arbeite man je nach Themenlage fraktionsübergreifend zusammen. Eine Strategie, die Bös als "sehr positiv und gewinnbringend für Bad Brückenau" empfindet.
Welche Bilanz zieht der Bad Brückenauer nach 20 Jahren Stadtratsarbeit? "Ich habe einiges bewegt", sagt er. Als sein größtes Verdienst sieht Bös die Einführung der Doppik (doppelte Buchführung in Konten) in der städtischen Verwaltung 2007 auf seinen Antrag hin. Aber auch den Bau von Wohnmobil-Stellplätzen habe er Mitte der 2000er-Jahre initiiert.