Hartmut Bös sagt dem Bad Brückenauer Stadtrat Servus

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Hartmut Bös zieht sich aus der ersten Reihe in der Bad Brückenauer Stadtpolitik zurück. Und nicht nur dort. Foto: Archiv/Roland Pleier
Hartmut Bös zieht sich aus der ersten Reihe in der Bad Brückenauer Stadtpolitik zurück. Und nicht nur dort.  Foto: Archiv/Roland Pleier
Hartmut Bös engagierte sich als Discjockey an Silvester...
Hartmut Bös engagierte sich als Discjockey an Silvester...
Archiv/Gerd Schaar
... als Teilnehmer beim Pinklauf oder im Fasching mit falschem Haupthaar ...
... als Teilnehmer beim Pinklauf oder im Fasching mit falschem Haupthaar ...
Archiv/Roland Pleier
Und mit echtem Haupthaar wie 1979, zwei Jahre vorm 1. Stadtfest.
Und mit echtem Haupthaar wie 1979, zwei Jahre vorm 1. Stadtfest.
Bös

20 Jahre saß der Bad Brückenauer im Stadtrat seiner Heimatkommune. Noch länger engagierte er sich im Stadtleben. Nun will der 58-Jährige etwas kürzer treten.

Er sticht heraus aus der Masse, nicht nur wegen seiner schieren Größe und dem Charakterkopf: Hartmut Bös gilt als einer, der seine Meinung offen vertritt, auch wenn sie gegen die Mehrheit steht. Jetzt zieht sich der 58-Jährige nach 20 Jahren Mitgliedschaft aus dem Stadtrat zurück. Und auch an anderer Stelle im Stadtleben will er nicht mehr vorne dran stehen.

"Bei mir ist ein bisschen die Luft raus", gibt Bös im Gespräch mit dieser Redaktion zu. "Ich bin seit 20 Jahren im Stadtrat dabei und habe nicht mehr den Biss, den man für so ein Amt braucht."

Ja, er könne sich für den Rest der Wahlperiode in die Sitzungen hocken und bei Abstimmungen den Arm heben. Aber so sei er nicht. Hartmut Bös sprach immer mit den Leuten draußen, holte sich - auch am Stammtisch in der "Klappe" - verschiedene Meinungen ein, um sich seine eigene zu bilden.Und natürlich vertrat er die Entscheidungen des Stadtrates auch nach außen.

Perfekter Zeitpunkt gekommen

Prinzipiell hat sich der 58-Jährige schon länger gefragt, ob er weiter im Stadtrat sitzen will. Nun sieht er den perfekten Zeitpunkt für seinen Abschied gekommen. Die Haushaltsberatungen stehen an. Und Bös glaubt, dass er nicht noch über Dinge befinden sollte, deren Ausführung er nicht mehr aktiv mitbegleitet. Das soll sein potenzieller Nachfolger in der Grünen-Fraktion, Ingo Queck, tun.

Natürlich muss die Verwaltung noch offiziell fragen, ob der das Ehrenamt als Stadtrat antreten will. Doch Bös berichtet, dass er schon im November mit Queck gesprochen habe. Dieser sei bereit. Und als Vorsitzender der Bürgerinitiative "Sinntal gegen die Stromtrasse" sei er auch der richtige Mann für den Posten.

Hartmut Bös betont, dass sein Abschied aus dem Stadtrat nichts mit irgendwelchen Zwistigkeiten oder gar seinem Wechsel von der CSU zu den Grünen vor ein paar Jahren zu tun hat. Im Gegenteil: "Ich fühle mich im neuen Stadtrat sehr wohl." Früher sei im Gremium sehr viel Parteipolitik gemacht worden. Jetzt arbeite man je nach Themenlage fraktionsübergreifend zusammen. Eine Strategie, die Bös als "sehr positiv und gewinnbringend für Bad Brückenau" empfindet.

Welche Bilanz zieht der Bad Brückenauer nach 20 Jahren Stadtratsarbeit? "Ich habe einiges bewegt", sagt er. Als sein größtes Verdienst sieht Bös die Einführung der Doppik (doppelte Buchführung in Konten) in der städtischen Verwaltung 2007 auf seinen Antrag hin. Aber auch den Bau von Wohnmobil-Stellplätzen habe er Mitte der 2000er-Jahre initiiert.

Auch in der Tourist-Info habe er einiges vorangebracht, sagt der Mann, der von 2002 bis 2020 als Referent für Kur, Tourismus und Einzelhandel fungierte. Von 2002 bis 2016 leitete Bös den Rechnungsprüfungsausschuss, arbeitete seit 2002 auch im Geschäftsordnungsausschuss mit. Und schließlich schaute der 58-Jährige im Werksausschuss und als Aufsichtsrat bei der Arbeit der Stadtwerke Bad Brückenau genauer hin.

40 Jahre Organisator für die Stadt

Nicht nur im Stadtrat, auch an anderer Stelle wird sich Hartmut Bös künftig rar machen. Mehr als 40 Jahre lang organisierte und gestaltete er Veranstaltungen für die Stadt mit, sei es beim Open Air auf dem 1. Stadtfest 1981 oder als Discjockey beim Silvesterball in der Georgi-Kurhalle. In der Anfangszeit des Regionalmarktes war er als erster Ansprechpartner für die Stadt bekannt. Das übernehmen inzwischen andere und Bös möchte auch generell nicht mehr bei etwas vorne dranstehen.

Öffentliche Zurückhaltung

"Ich werde nichts mehr öffentlich sagen und kommentieren", hat er sich vorgenommen. Was nicht heißt, dass er am Stammtisch mit seiner Meinung hinterm Berg hält. Und wenn ihn jemand fragt, wird er für Auskünfte zur Verfügung stehen. Nur fragen müssen die Leute eben.

Aber insgesamt soll es ruhiger zugehen im Leben des Hartmut Bös. "Arbeiten und leben" heißt sein Motto. Seine Unternehmensberatung "Die Kostenrechnung" betreibt er weiter. Und auch bei kulturellen Veranstaltungen, wie den Konzerten des Bayerischen Kammerorchesters, wird man den großen Mann mit der unverwechselbaren Glatze noch wahrnehmen. Aber eben unauffällig, als einen Besucher von vielen. Wenn das überhaupt geht.