Blechbläserquintett der Weltklasse "Harmonic Brass" spielt vor begeistertem Brückenauer Publikum. Auch die Teilnehmer eines Workshops dürfen mit der Gruppe musizieren und wertvolle Erfahrungen sammeln.
Carnegie Hall in New York, Frauenkirche in Dresden, Brüssel, Berlin, Schottland und Bad Brückenau. Wie kommt das kleine Städtchen Bad Brückenau in einen solch erlauchten Kreis von Konzertorten für ein Blechbläserquintett der Weltklasse?
Das Gründungsmitglied und Hornist des in München ansässigen und seit 1991 bestehenden Ensembles "Harmonic Brass", Manfred Häberlein, ist wohnhaft im beschaulichen Eckarts, seine Frau stammt aus Brückenau. So lässt sich, mittlerweile zum vierten Mal, mit etwa zwei Jahren Vorlaufzeit, auch einmal ein Gastspiel in der Heimat arrangieren. In seiner knappen Freizeit trifft man Manfred Häberlein auch ab und zu bei Auftritten der Georgibläser, um das tiefe Blech zu ergänzen.
Workshop mit Interessierten Im Programmheft beschreiben sich die vier Herren mit Dame als Wohlfühl-Ensemble für alle Sinne, das mit seiner glamourös-virtuosen Art zu den besten der Welt gehört. Das spricht sich herum, so auch am Samstagabend in der Stadtpfarrkirche. Über 350 Fans füllten den Kirchenraum komplett, um dem Programm zu lauschen, das ergänzt wurde durch das gemeinsame Auftreten mit den fast 50 Teilnehmern des vor dem Konzert durchgeführten Tagesworkshops. In einem fünfstündigen Workshop übten die fünf studierten und diplomierten Profimusiker mit Musikern der Georgibläser und Kapellen aus dem näheren Umland zwei anspruchsvolle Orchesterstücke ein. Zuvor gab es zahlreiche Tipps und Tricks von den Profis zu Atmung, Ansatz und Spieltechnik.
Das Konzert begann mit den vier Sätzen aus Guiseppe Torellis Concerto in D klassisch, im Widerpart dazu die kurzweilig vergnügliche Moderation von Andreas Binder, dem Waldhornspieler der Gruppe.
Auch Bachs Fuge in g-moll war abwechslungsreich von Hans Zellner, dem musikalischen Kopf, Arrangeur und Trompeter der Gruppe, umgesetzt worden, und entsprechend individuell von den Instrumenten interpretiert worden.
Blumenarie mit Dame Aus der Oper Lacme von Leo Delibes zeigte mit der Blumenarie dann die Dame im Quintett, Elisabeth Fessler, dass sie seit September letzten Jahres nicht als Quotenfrau, sondern aufgrund ihrer musikalischen Qualitäten mitwirkt. Hörenswert dann bei Puccinis Arie Nessun Dorma aus der Oper Turandot das Waldhornsolospiel Binders. Das tiefe Blech von Posaunist Thomas Lux und den Tuben Manfred Häberleins bildete nicht nur in Bizets Carmen die Grundlage für das Spiel des übrigen Quintetts.
Einfühlsame Interpretation Nach einem kurzen Vorspiel des Quintetts nach der Pause drängten sich die fast 50 Workshop-Teilnehmer nebst Noten in den Altarraum und führten unter dem Dirigat von Manfred Häberlein und dann Hans Zellner ihre geprobten Stücke auf, verstärkt durch Andreas Binder an den großen Kesselpauken. "Gabriellas Sang" aus dem berührenden Kinofilm "Wie im Himmel" rief ob der einfühlsamen Interpretation des Orchesters bei manchem Zuhörer Gänsehaut hervor.
Fetzig wurde es dann bei einem von Hans Zellner arrangierten Medley bekannter Westernmelodien. Andreas Binder lobte dabei in seiner Moderation das große Potenzial an guten Musikern überall dort, wo sie solche Workshops anbieten.
Im selben Stil dann wieder die vier Herren mit Dame von "Harmonic Brass", die Bernsteins West Side Story auf ihre ganz individuelle Art musikalisch erzählten. Fast war die West Side in Südamerika, denn der Übergang zu der bekannten Weise "Tico Tico" war fließend. Hier zeigten die fünf dann in rasanten Läufen ihre Qualität als perfekte Solisten.
Armstrong-Tribut Auch das von Zellner arrangierte "Tribute to Louis Armstrong" war ein gelungener Mix aus langsamen und schnellen Teilen.
Traditionell schon, in einer der Zugaben, ein umfangreiches Solo des Tubisten Manfred Häberlein als Lokalmatador. Er verursachte bei ausnahmslos allen Zuhörern staunendes Kopfschütteln, denn die kleine Volksweise "Mein Hut der hat drei Ecken" wurde von ihm in minutenlangen immer wiederkehrenden rasanten Solis völlig neu interpretiert.
Viele angeregte Gespräche Noch lange nach dem Konzert verweilten die Zuhörer, Workshop-Musiker und die fünf von "Harmonic Brass" im Kirchenschiff bei angeregten Gesprächen, keine Selbstverständlichkeit bei ähnlich gearteten Konzerten und ein Indiz, dass sich alle während dieser gut zwei Stunden wohl gefühlt haben. Ein sicheres Indiz auch dafür, dass es weitere Gastspiele von Harmonic Brass in Bad Brückenau geben wird.