Für Cornelia Borowski und ihre Mitstreiter stand beim herannahenden Abschied aus der Bahnhofstraße 19 fest, dass dies nicht das Ende des Kunsthaus-Vereins bedeuten durfte. Seit Sommer vergangenen Jahres suchten sie einen neuen Veranstaltungsort - und wurden bei der Stadt mit ihrer Georgi-Kurhalle fündig.
Man sei überein gekommen, den großen Stadtrats-Saal vorerst bis Ende 2022 punktuell für Veranstaltungen anzumieten. Die Stadt habe aus finanzieller Sicht "gute Konditionen" geboten, die sich aber nicht von denen für andere Vereine unterscheiden, so die Vereinsvorsitzende.
Inzwischen haben einige Termine stattgefunden - darunter ein Kabarettabend und ein Klezmer-Konzert - die überwiegend gut vom Publikum angenommen wurden. Für die jüdische Musik hätte man laut Hans-Dietrich Unger einiges mehr an Karten verkaufen können, als an Plätzen zur Verfügung standen (im Moment sind das aufgrund der Corona-Beschränkungen nur 32).
Weder er noch Borowski haben nach dem Umzug einen Bruch beim Publikum oder den Mitgliedern feststellen können. Sicherlich habe einigen der alte Veranstaltungsort besser gefallen; dafür fänden andere die Georgi-Halle besser. Sie biete einige Vorteile, wie einen barrierefreien Zugang, leichtere Fluchtwege, Parkplätze, Toiletten und eine Küche mit Kühlschränken am Veranstaltungssaal nahe dran. Außerdem liege die Halle näher an der Kernstadt dran.
Und so heißt es in den Weihnachtsgrüßen des Kunstvereins: "Inzwischen können wir sagen, wir sind 'angekommen' in unseren neuen Räumen in der Georgi-Halle. Viele unserer Gäste und unserer Künstler*innen haben uns bestätigt, dass es unter den gegebenen Umständen eine gute Wahl war."
Dass die Mitgliederzahl des Kunsthaus e.V. mit rund 140 stabil geblieben ist, sieht Cornelia Borowski auch als Zeichen. "Ich freue mich über die Treue der Mitglieder und sehe dies als Bestätigung für den Weg, den wir gegangen sind. In diesen schweren Zeiten ist das nicht selbstverständlich."
Aber auch in der Bahnhofstraße 19 gehen künstlerisch nicht die Lichter aus. Anders als beim Kunsthaus-Verein in der städtischen Kurhalle finden dort weiter Ausstellungen statt. So präsentierte vor Weihnachten der ehemalige Regena-Direktor Joachim Hunger seine Werke im früheren Veranstaltungssaal, im jetzigen "Kunstraum 19". Der Vorteil: Etwaige Ausstellungen dort lassen sich immer zu den Öffnungszeiten des benachbarten Hohmannschen "Manufactur"-Ladens besuchen.
Martina Hohmann und ihr Mann Andreas bleiben weiter offen auch für kleinere Auftritte regionaler Künstler. Größere Konzerte, Lesungen oder Kabarettabende wollen die Geschäftsleute aber nicht organisieren. Das wäre für sie nicht zu stemmen. Als Konkurrenz zueinander sehen sich beide Seiten übrigens nicht, eher als Ergänzung.