Helmut Marx hat sich in den 1980er Jahren dafür eingesetzt, dass der Findling in den Neuen Friedhof überführt wird. Die Stadt hat den Gedenkstein nun frei geschnitten und gereinigt. Hier anbei jetzt einige Bilder aus der Dokumentation von Helmut Marx.
Mehr als 80 Jahre nach dem Tod des KPD-Reichstagsabgeordneten Ernst Putz wird das Andenken an den Widerstandskämpfer in seiner Heimatstadt aufpoliert.
Nach einem Bericht in der Saale-Zeitung zum Todestag ging in der Stadt und bei Hobby-Historikern die Suche los. "Der Grabstein lag lange neben der Aussegnungshalle am Alten Friedhof", konnte der Bad Brückenauer Helmut Marx eines von vielen Geheimnissen lüften. Auf seine Initiative hin ließ der damalige Bürgermeister Hans Rohrmüller den Findling zum Friedhof in der Leimbach-Straße bringen.
Helmut Marx hat die Aktion damals genau dokumentiert: Bilder, Skizzen und Notizen geben Aufschluss über den Ablauf. Der Sohn von Ernst Putz' Schwester Elisabeth Putz-Valtari habe das Familiengrab damals aufgelassen. "Die Stelle ist danach vergeben worden an die Stern-Wirts", erinnert sich Marx noch ganz genau.
Bruder fiel im Ersten Weltkrieg Es handelt sich um einen 1,17 Meter hohen und 1,19 Meter breiten Findling, den vermutlich der Vater von Ernst Putz, der Bildhauer Sebastian Putz (1867 bis 1937) behauen haben dürfte. Dafür spricht auch, dass die Namensliste mit Sebastian Putz endet: Ganz oben steht der jüngere Bruder von Ernst, Josef Putz, der 1897 geboren war, sich freiwillig zum Ersten Weltkrieg meldete und 1914 fiel.
An zweiter Stelle steht Mutter Amalie Putz, geborene Moritz, geboren 1868, gestorben 1918. Schwester Sophie Putz, Jahrgang 1894, wurde 1923 in dem Grab beigesetzt. Obwohl es keine sterblichen Überreste des 1896 geborenen und 1933 in Berlin gestorbenen gibt, ist auch er auf dem Grabstein verewigt: Die Inschrift lautet Ernst H. Putz, das H. steht für Hermann, laut Geburtsurkunde hieß Ernst Putz wohl sogar Ernst Raimund Hermann Putz, während in seiner von der Stadt später nachgeforderten Sterbeurkunde lediglich Ernst Putz steht.
In Brückenau aufgewachsen "Mein Vater war Jahrgang 1899 und hat von Ernst Putz erzählt, mein Großvater väterlicherseits hat sogar bei Putzens in der Landwirtschaft gearbeitet", erzählt der gebürtige Brückenauer Helmut Marx. Und: "Wir haben damals ja in der Badstraße gewohnt, die später in Ernst-Putz-Straße umbenannt wurde."
Als Hobby-Historiker initiierte Helmut Marx 1990 noch vor der Wiedervereinigung auch eine Busfahrt in die DDR. "Ich habe dort auch eine ältere Dame getroffen, die Ernst Putz noch persönlich gekannt hat", erinnert sich Marx. "Er war sehr beliebt", seien die Erinnerungen gerade in Oberweid noch sehr lebendig. Viele Bürger dort hätten noch eine viel konkretere Beziehung, weil sie in die Ernst-Putz-Schule gingen und oft erzählt wurde, dass sich Ernst Putz nach dem Verbot der KPD im Bereich Frankenheim vor den Nazi-Schergen versteckte. "In Kaltensundheim gab's auch die LPG Ernst Putz", erzählt Marx weiter. Auch dort hätten die Arbeiter spontan über Putz erzählt und sich mit Marx über dessen Heimatstadt unterhalten.
"Der Bus war damals voll", erinnert sich Marx an das große Interesse der Bad Brückenauer an der Fahrt nach Ober- und Unterweid. Ob es aber tatsächlich um Ernst Putz ging oder allgemein um die Situation in der DDR, könne er nicht sagen. Der Grabstein der Familie lag jedenfalls zunächst noch einige Zeit im Neuen Friedhof, bevor er unterhalb des Jüdischen Friedhofes aufgestellt wurde. "Ich glaube, Oskar Kirchner hat die Inschrift nachgefahren", sagt Marx. Zunächst sei der Gedenkstein gut gepflegt worden, in den vergangenen Jahren entstanden zu beiden Seiten Gräber und der Stein wuchs komplett ein.
"Der Bauhof hat den Stein schön frei geschnitten und gereinigt", berichtet Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks (CSU). Geplant sei, auch die schwer lesbare Schrift zu erneuern. "Dann haben wir wieder einen würdigen Gedenkort", sagt Meyerdierks, die sich vorgenommen hat, das Andenken an den berühmten Sohn der Stadt wieder aufzupolieren. Schließlich war Putz 1924 der jüngste Reichstagsabgeordnete und starb im Widerstand gegen die Nazis. "Er ist ein Beispiel für Zivilcourage, Mut und Toleranz", lautet heute das Urteil über den KPD-Abgeordneten. Im Stadtarchiv werde zudem nach weiteren Dokumenten über Putz gesucht. Und mit der Widmung der Ernst-Putz-Straße habe die Stadt sein Wirken ja auch bereits 1946 angemessen gewürdigt.