So sonnig, wie zur Grundsteinlegung vor 90 Jahren das Wetter beschrieben worden war, war es auch den Speicherzern bei den Feierlichkeiten zu diesem Jubiläum beschert. Pfarrer Michael Krammer nannte es ein "Fest der Erinnerung".
Sowohl aus Verpflichtung, als auch aus Dankbarkeit denken wir an die Menschen, die den Bau der Speicherzer Kirche ermöglicht haben. Dem Blick zurück folgte der Blick auf die Zukunft.
Völlig neu denken Genüge es, dass sich Kapellenbauverein und Kirchenverwaltung darum kümmern, dass der Bau erhalten bleibt? Angesichts Kirchenaustritten, demografischem Wandel und mangelndem Engagement müsse man "Kirche und Gemeinde völlig neu denken". Vom "aufgebauschten Apparat von Strukturen" müsse man Abstand nehmen und sich "auf den Kern reduzieren". Trotz beruflicher und verwaltungstechnischer Belastungen "dürfen wir nie den Grundstein vergessen, das Fundament, auf dem wir aufgebaut sind". Es gelte für jeden, seine Berufung und Fähigkeiten in die Gemeinde einzubringen und Zeugnis abzugeben.
"Halten wir uns nicht nur an dem Bau fest, sondern an dem, der die Grundlage ist", mahnte Krammer.
Der Festzug, mit dem Musikverein Kothen, geleitete die Gäste zum Festplatz, wo ein abwechslungsreiches Programm geboten war. Heimatforscher Matthias Elm gab Führungen durch den Kirchenbau und die Kirchengeschichte. Viele Zuhörer konnten sich noch an Erzählungen ihrer Eltern von 400 Pferdekarren Sandstein für die Errichtung der Kapelle erinnern. Auch dass der heutige Marienaltar bis 1953 ein Kriegergedächtnisaltar war, ist manchen noch bekannt. Auf dem übermalten Wandgemälde kann man an dem knienden Mann noch die Kerben von Helm-Gurt und Gewehr erkennen.
Viele Gäste stellten sich den Quizfragen zu diesen und weiteren Informationen, die Anlass für weitere geschichtliche Gespräche lieferten.
Eindrucksvolle Orgelkonzerte Steffen Link und Toni Will gaben jeweils ein kurzes Orgelkonzert. In den jeweils zirka 20 Minuten entlockten sie der kleinen Orgel, was diese hergeben konnte. Nach einem Schwelbrand war das alte Harmonium 1954 angeschlagen, 1961 endgültig unbrauchbar geworden und 1962 durch die Orgel der Firma Hoffmann aus Ostheim ersetzt worden. Auf dieser kann man nur acht Register ziehen und auf einem Manual spielen, so dass Toni Will sich ziemlich umgewöhnen muss.
Der 21-jährige Mottener hat bereits mit 14 Jahren die Prüfung zum C-Organisten bestanden. Neben seinem Haupterwerb als Veranstaltungskaufmann begleitet er seitdem als nebenamtlicher Kirchenmusiker die Gottesdienste in der Gemeinde.
Das weitere musikalische Programm wurde gestaltet von den "Haubenrockern".
Unterhaltung bis in den Abend Die Bläserklasse ist erst zarte zweieinhalb Jahre alt und hat mit ihrer Dirigentin Manuela Möller drei Auftritte im Jahr - in jedem Ortsteil einen. Die Döllautaler unterhielten bis in den Abend. Katharina Ziegler bot Kinderschminken an, bald liefen viele kleine Schmetterlinge und Spidermans über den Festplatz. Viele Teams aus Kapellenbauverein und Kirchenverwaltung kümmerten sich um das leibliche Wohl. Vom Frühschoppen bis zum Abendessen waren die Gäste gut versorgt.