Ein eingespieltes Team

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Karl-Friedrich Krohm (links) unterrichtet Karimi Shir Ali und seine Frau Mansoureh Naroozi in einem Alphabetisierungskurs. Fotos: Julia Raab
Karl-Friedrich Krohm (links) unterrichtet Karimi Shir Ali und seine Frau Mansoureh Naroozi in einem Alphabetisierungskurs.  Fotos: Julia Raab
Karl-Friedrich Krohm mit seinem täglichen Alphabetisierungskurs in ehemaligen Klassenräumen in der Dr.-Gartenhof-Straße.
Karl-Friedrich Krohm mit seinem täglichen Alphabetisierungskurs in ehemaligen Klassenräumen in der Dr.-Gartenhof-Straße.
 

Bis zur Anerkennung kann es für die Flüchtlinge mitunter dauern. Danach ist das Jobcenter für die Zuweisung von Integrationskursen zuständig.

In der Dr.-Gartenhof-Straße wird deutsche Kultur gebüffelt. Jeden Morgen kommt das Ehepaar Mansoureh Naroozi und Karimi Shir Ali von Schondra nach Bad Brückenau, um an dem Alphabetisierungskurs der Rhöner Akademie für Bildung und Entwicklung (RABE e.V.) teilzunehmen. Zusammen mit 14 anderen Migranten arbeiten sie fünf Mal in der Woche jeden Vormittag an Deutschkenntnissen. Der Verein bietet seit 2008 Kurse in Bad Brückenau an.
"Am Anfang lief es sehr schleppend", sagt Mitgründer des Vereins und Diplom-Pädagoge Karl-Friedrich Krohm. Mit der großen Flüchtlingswelle vor wenigen Jahren wurden die Integrations- und Alphabetisierungskurse dann schließlich voll besetzt. Auch heute sind die beiden Kurse nachgefragt, denn RABE e.V. ist momentan der einzige Bildungsträger, der sie hier ausrichtet.
"Es gibt aber noch mehr Bildungsträger in Bad Brückenau, die Kurse für Migranten anbieten, doch die werden momentan nicht nachgefragt", so Lena Pfister, Pressesprecherin des Bad Kissinger Landratsamts.
Kerstin Kurz, Teamleiterin des Jobcenters Bad Kissingen, präzisiert: "Wir haben einige Personen aus Bad Brückenau auf der Warteliste für den Alphabetisierungs- bzw. Integrationskurs, doch es sind leider nicht genug, damit ein ganzer Kurs zustande kommt." Die Bildungsanbieterlandschaft sei gut, doch bei der derzeitig geringen Nachfrage nicht ausgeschöpft.
Die Kurse selbst sind Voraussetzung, damit eine Eingliederung mit Hilfe eines weiteren Kooperationspartners in den Arbeitsmarkt geschehen kann. Auch für eine Einbürgerung oder eine Niederlassung muss ein Migrant solch ein Zertifikat vorlegen. Laut Kurz ist das der übliche Weg, um überhaupt erst einen Zugang zum Arbeitsmarkt zu finden. "Mittlerweile sind wir ein eingespieltes Team bezogen auf die Arbeitsmarktintegration der anerkannten Flüchtlinge", sagt Kurz und lobt die Zusammenarbeit mit den Kursanbietern. Die Erfolge lassen sich sehen: 160 Personen besuchen derzeit im Landkreis einen Alphabetisierungs- oder Integrationskurs. Bad Brückenau ist mit 36 Teilnehmern dabei. Auf der Warteliste für Bad Brückenau seien derzeit sechs Personen, sagt die Teamleiterin des Jobcenters. In diesem Jahr wurden 15 Personen im Landkreis in Arbeit vermittelt, von den momentan 515 Flüchtlingen, die arbeitslos sind. "Das ist eine gute Quote, und wir arbeiten weiter an effektiven Integrationsmöglichkeiten", verspricht Kurz.
Bis vor wenigen Monaten gab es in Bad Brückenau auch arbeitsmarktspezifische Maßnahmen für anerkannte Flüchtlinge. Der Bildungsanbieter Donner und Partner mit dem Sitz in Bad Kissingen hat Räume in Bad Brückenau, die für die MOKA-Maßnahmen (Migration, Orientierung, Kultur, Arbeitswelt) genutzt wurden. Kai Uwe Heinzelmann, Regionalleiter Franken, bestätigt das Problem: "Leider gibt es zu wenige Teilnehmer, damit ein ganzer Kurs zustande kommt, deshalb müssen einzelne Migranten bis nach Bad Kissingen fahren." Genau das bemängelt auch Daniela Schad, Flüchtlingsberaterin der Caritas in Bad Brückenau. "Ich muss Klienten nach Fulda oder Bad Kissingen schicken." Karimi Shir Ali hat schon zwei Praktika in Bad Brückenau absolviert. Von einem Arbeitgeber hat er die Zusage, dass er ihm - nach erfolgreichem Sprachkurs bei RABE e.V. - eine Arbeitsstelle anbietet. "Ich freue mich sehr über das Arbeitsangebot und will den Kurs unbedingt abschließen", sagt der 37-jährige Familienvater aus Afghanistan motiviert. Der Deutschlehrer fügt an: "Ich sehe große Fortschritte bei denen, die regelmäßig kommen."
Doch natürlich gebe es auch diejenigen, bei denen die Sprachkenntnis nicht so einen hohen Stellenwert hat. Doch die Mehrheit profitiere.