Edgar Rieß ist "überzeugter Rotkreuzler"

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"Edel sei der Mensch hilfreich und gut" hat sich die Bad Brückenauer Rot-Kreuz-Bereitschaft einst auf ihre Fahne sticken lassen. Für den langjährigen Sanitäter und Kolonnenführer Edgar Rieß war das immer ein wichtiges Leitmotiv. Foto: Ralf Ruppert
"Edel sei der Mensch hilfreich und gut" hat sich die Bad Brückenauer Rot-Kreuz-Bereitschaft einst auf ihre Fahne sticken lassen. Für den langjährigen Sanitäter und Kolonnenführer Edgar Rieß war das immer ein wichtiges Leitmotiv. Foto: Ralf Ruppert
Staatssekretär Gerhard Eck (links) und Regierungspräsident Paul Beinhofer (rechts) gratulierten Edgar Rieß. Foto: Johannes Hardenacke
Staatssekretär Gerhard Eck (links) und Regierungspräsident Paul Beinhofer (rechts) gratulierten Edgar Rieß. Foto: Johannes Hardenacke
 
 
 
 

Edgar Rieß aus Bad Brückenau erhält für seine zahlreichen Verdienste um das Rote Kreuz und das Vereinsleben das Bundesverdienstkreuz. Gezehrt hat er vor allem von seinen Erfolgen als Sanitäter.

Edgar Rieß ist ein wandelndes Geschichtsbuch: Ob es um Jahreszahlen oder Daten geht, jeder Gesprächspartner merkt sofort, dass der 74-Jährige ein Leben lang mit Zahlen zu tun hatte: Als Kämmerer und Geschäftsleiter kümmerte er sich 41 Jahre lang in Diensten der Stadt Bad Brückenau um Finanzen. Darüber hinaus prägte er in zahlreichen Ehrenämtern das öffentliche Leben. Das wurde nun mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland gewürdigt.


"Nie irre machen lassen"

"Sie engagieren sich seit annähernd sechs Jahrzehnten in außergewöhnlicher Weise beim Bayerischen Roten Kreuz in verschiedenen Funktionen auf Orts-, Kreis-, Bezirks- und Landesebene", würdigte Staatssekretär Gerhard Eck die Verdienste von Edgar Rieß. Und: "Daneben sind Sie bis heute im Vereinsleben Ihrer Heimatstadt Bad Brückenau engagiert tätig."

"Ich bin überzeugter Rotkreuzler und habe mich nie irre machen lassen", sagt Rieß selbst. Alles begann mit einem Erste Hilfe-Kurs 1955. Wieso er den als 16-Jähriger machte? Auf dem Nachhauseweg von der Schule hatte er zusammen mit anderen miterlebt, wie ein Mann bewusstlos wurde. Rieß half und wollte mehr über Erste Hilfe wissen. Der damalige Leiter des Gesundheitsamtes Dr. Steichele habe ihn auf die Idee gebracht, zum Roten Kreuz zu gehen.

Rund 50 Jahre lang fuhr Rieß nicht nur selbst im Rettungsdienst mit, sondern baute auch die Rettungswache in der heutigen Form mit auf. "Am Anfang gab es einen Hauptamtlichen, der in der Crailsheimstraße saß", erinnert sich Rieß zurück. Damals hatte er bei der Stadt seinen Schreibtisch noch im Alten Rathaus - mit Blick auf die Wache. Wenn er gebraucht wurde, hing eine weiße Fahne dort aus dem Fenster. Dann ließ er alles stehen und liegen und rannte zum Einsatz. "Der Bürgermeister duldete das, schließlich war er ja Kreis-Vorsitzender", erinnert sich Rieß.

Viele Geschichten kann er erzählen - etwa vom mühsamen Aufbau der Ausrüstung: "Am Anfang hatten wir eine Manschette und ein Stethoskop, wir konnten den Blutdruck messen, den Puls fühlen und Wunden verbinden, das war's." Rieß war sich nicht zu schade, Klinken zu putzen und Spenden zu sammeln: für Beatmungsgeräte, Daumenklipps zur Messung des Sauerstoffgehalts im Blut oder Navigationsgeräte. "Sie waren maßgeblich am Bau einer neuen Rettungsdienstgarage und an der Umwandlung eines Krankenwagens in einen zweiten Rettungswagen beteiligt", zählte Eck bei der Ehrung in Würzburg zudem auf (siehe auch Info-Kasten unten).


Bis heute als Ausbilder aktiv

"Die Ausbildung in Erster Hilfe und für Sofortmaßnahmen am Unfallort lag Ihnen immer sehr am Herzen", zählte der Staatssekretär zudem auf. Bis heute sei Rieß ein sehr qualifizierter und engagierter Ausbilder Erste Hilfe. "Ihr hoher persönlicher Einsatz und Ihre Leistungen verdienen Respekt und Anerkennung", sagte Eck, während er Rieß das Verdienstkreuz am Bande ansteckte.

"Meinen letzten großen Einsatz hatte ich kurz vor meinem 70. Geburtstag", berichtet Rieß. Was ihn so lange beim Rettungsdienst gehalten hat? "Natürlich gibt es viele negative Erlebnisse, aber man zehrt von den Fällen, bei denen man wirklich Menschen das Leben gerettet hat."


Menschenleben gerettet

Etwa ein Motorradunfall 1996 an der Autobahnabfahrt Volkers: Rieß war selbst mit dem Motorrad unterwegs, hörte es krachen und war kurze Zeit später am Unfallort. "Das Blut lief in Strömen aus der Hose", erinnert sich Rieß: Neben zahlreichen Knochenbrüchen war die Schlagader in der Leiste gerissen. Rieß handelte schnell, stoppte die Blutung und rief den Rettungshubschrauber - mit Erfolg: "Der Mann konnte notoperiert werden und lebt heute noch." Einer von vielen Fällen, die Edgar Rieß zum Weitermachen motiviert haben, denn: "Der Mann hätte ohne meine Hilfe keine Chance gehabt und wäre innerhalb weniger Minuten gestorben."

Privat Edgar Rieß wurde am 25. Oktober 1939 geboren, ist verheiratet und hat zwei erwachsene Töchter sowie drei Enkelsöhne.

Beruf Nach der Realschule trat er 1957 seine Ausbildung bei der Stadt Brückenau an, 1961 wurde er verbeamtet und übernahm gleich die Geschäftsleitung. Von 1970 bis 1992 war er als Kämmerer für die Finanzen zuständig, von 1992 bis zum Ruhestand 1998 war er erneut Geschäftsleiter der Stadtverwaltung.

Rotes Kreuz 1955 wurde Rieß Mitglied des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK). Bis vor fünf Jahren war er ehrenamtlich im Rettungsdienst in der Rettungswache Bad Brückenau tätig. Von 1970 bis 1972 sowie von 1981 bis 1985 war er Kolonnenführer der damaligen Sanitätskolonne Bad Brückenau. Von 1973 bis 1981 übernahm Rieß Verantwortung als Kreiskolonnenführer des BRK im Kreisverband Bad Kissingen. Anschließend stand er als stellvertretender Kreiskolonnenführer zur Verfügung. Noch heute ist er als Delegierter des Kreisverbandes zur Bezirks- und Landesversammlung tätig. Seit Ende der 1960er Jahre ist er Mitglied des erweiterten Vorstands des BRK-Kreisverbandes Bad Kissingen und war maßgeblich beteiligt an zahlreichen Entscheidungen beteiligt wie dem Neubau der Kreisgeschäftsstelle oder der Errichtung des neuen Lehrsaals in Bad Brückenau. Bis heute ist Rieß ein "Ausbilder Erste Hilfe". Von 1989 bis 2005 setzte er sich als Mitbegründer und Gruppensprecher für die BRK Motorradstreife ein.

Vereine Seit 1964 gehört Rieß dem "Bürger- und Schützenverein Bad Brückenau 1842" an. Die kompletten 50 Jahre über war er im Vorstand aktiv, unter anderem von 1964 bis 1973 als Schriftführer und seit 1995 als Vorsitzender. Im "1. FC Bad Brückenau 1919" ist Rieß seit 1971 und brachte sich über 25 Jahre als Beisitzer des Vereinsausschusses ein. 1999 wurde er zum Ehrenrat ernannt.