Hannes Petzsch vor der verschlossenen Tür des Steinernen Wirtshauses in Weißenbach. Wann er diese für Gäste wieder öffnen können, weiß er auch jetzt noch nicht. Foto: Stephanie Elm
Hannes und Carmen Petzsch vor der verschlossenen Tür des Steinernen Wirtshauses. Wann sie diese für Gäste wieder öffnen können, wissen sie auch jetzt noch nicht. Foto: Stephanie Elm
Allein auf weiter Flur bzw. im weiten Saal. Wo sonst große Familienfeiern gehalten wurden, bleiben die Stühle nun unbesetzt. Foto: Stephanie Elm
Allein auf weiter Flur bzw. im weiten Saal. Wo sonst große Familienfeiern gehalten wurden, bleiben die Stühle nun unbesetzt. Foto: Stephanie Elm
Luise Schüssler, die Großmutter von Dieter Voigt, der dieses Foto zur Verfügung gestellt hat, gegenüber dem Steinernen Wirtshaus. 1964 wurde das Steinernes Wirtshaus als Wohnhaus vermietet. Foto: Archiv Dieter Voigt
Kochtöpfe und Warmhaltebehälter stehen auf Halde - bis irgendwann wieder geöffnet werden kann. Foto: Stephanie Elm
Eigentlich wollte Pächter Hannes Petzsch das Steinerne Wirtshaus in Weißenbach schließen, um sich beruflich neu zu orientieren. Corona machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Nun wird an einem neuen Bewirtungskonzept gefeilt.
Wie vor 200 Jahren steht es da. Wenn man ältere Fotos des Steinernen Wirtshauses in Weißenbach ansieht, könnte man meinen, die Zeit sei stehengeblieben. Doch in den alten Mauern - und auch um sie herum - ist viel passiert, besonders im Frühjahr 2020. So mancher Gasthausbesitzer und -pächter hatte es sich anders vorgestellt. Im sprießenden Frühjahr ein florierendes Geschäft mit Kommunionsgästen, Muttertagsessen und Biergartenstimmung - Corona hat ihnen einen gehörigen Strich durch die (Wirtshaus-)Rechnung gemacht, auch Hannes Petzsch, dem Pächter des Steinernen Wirtshauses - allerdings ganz anders. Hannes Petzsch hatte geplant, das Steinerne Wirtshaus zu schließen - bis ihm Corona in die Quere kam.
"Es war einfach zu viel", erzählt der 56-Jährige von der Auslastung vor Corona. "Es ging rund um die Uhr. Jedes Wochenende war ausgebucht", berichtet Carmen Petzsch. "Wir leben von den großen Feiern", aber das große Geschäft brachte auch große Belastungen mit sich. Ob Hochzeiten oder Jubiläen - die Feierlichkeiten gingen bis spät in die Nacht. Mit der Aussicht, dass die Mehrheit seines eingespielten Teams in absehbarer Zeit eine Ausbildung oder ein Studium beginnt, reifte in Hannes Petzsch die Überzeugung, dass eine Schließung besser wäre. Bis August hätte der gelernte Koch in den Mauern des altehrwürdigen Gasthauses weitergewirkt. Danach wollte er "ein normaler Arbeitnehmer werden", mit geregelten Arbeitszeiten.
Corona und das finanzielle Polster
Mitten in die Bewerbungsphase platzte die coronabedingt erzwungene Schließung der Küche. "Unter den Umständen wäre ich arbeitslos und käme dazu noch nirgends unter", so sah Petzsch seine Zukunft. Durch ausgefallene und abgesagte Geburtstagsfeiern und anderen Familienfesten blieben Einkünfte aus, die als finanzielles Polster bis zur Einstellung gereicht hätten.
Laut der Weißenbacher Chronik steht das Steinerne Wirtshaus seit 1816. Nicht auszuschließen ist allerdings, dass es erst 1826 als Brauereigaststätte für die ebenfalls in jenem Jahr gegründete Brauerei erbaut wurde, berichtet der Weißenbacher Heimatforscher Arno Müller. Die Steine aus rotem Sandstein stammen vermutlich, wie alle damaligen Bausteine, vom "Heckberg" zwischen Detter und der Heckmühle. Das Gebäude befand sich im Besitz der Familie von Thüngen. Bis 1880 wurde es als Gasthaus genutzt, später diente es als Wohnhaus für die Angestellten des Barons von Thüngen. 1838 hatte der Weißenbacher Schneider, der ebenfalls dort wohnte, für kurze Zeit auch die Poststelle inne. 1938 verkaufte Baron Reinhard von Thüngen das Haus an die damals noch eigenständige Gemeinde Weißenbach. Während des Zweiten Weltkriegs waren im Steinernen Wirtshaus Kriegsgefangene aus Frankreich und Belgien, die bei den Bauern arbeiteten, untergebracht. Im Zuge der Gebietsreform 1974/1975 baute die Gemeinde Weißenbach das alte Gebäude zum modernen Gasthaus um. Betrieben wurde es ausschließlich von Pächtern.