Das ist natürlich für alle eine erhebliche finanzielle Einbuße. Für die Musiker auf jeden Fall. Aber ist für das BKO ein Konzert, das nicht stattfindet, ein Konzert, das nichts kostet?
Jein. Also, die Ebene Musiker ist natürlich eine Katastrophe, denn bei uns sind die meisten Mitglieder Freiberufler, und von heute auf morgen wird ihnen die Existenzgrundlage entzogen, denn es finden keine Konzerte statt. Das heißt für den, der freiberuflich unterwegs ist, der nicht als Aushilfe verpflichtet wird, nicht bei Projektorchestern Geld verdienen, keine Gottesdienste spielen kann - mit Unterrichten ist es auch schwierig momentan - für den ist es echt schwer. Für das Kammerorchester ist das Hauptproblem die kurzfristige Liquidität. Wir können zurzeit keine eigenen Einnahmen generieren, und die Fixkosten haben wir nach wie vor. Wir müssen Mieten zahlen, wir müssen für die Geschäftsstelle Gehälter zahlen, wir haben im Zusammenhang mit den Absagen einige Auslagen, die man nicht mehr rückgängig machen konnte - also Stornogebühren bei den Hotels oder Kosten für gedruckte Werbung und Programme. Und dann gibt es Verträge, nach denen bei Ausfällen 50 Prozent des Mietentgeltes fällig werden. Wir versuchen, mit unseren vorhandenen Mitteln so zu haushalten, dass wir möglichst lange durchhalten, und dass wir die Krise irgendwie überstehen. Es ist nicht absehbar, wann wir wieder spielen können.
Gerade der Juni wäre für das BKO doch eigentlich ein lukrativer Monat gewesen?
Der Juni ist bei uns eigentlich ein sehr intensiver Monat. Wir hätten da nach dem abgesagten Konzert am 14. Juni in Nettetal auch den Auftritt bei den Rosetti-Festtagen im Ries am 20. Juni und vor allem die große Geschichte in der Frauenkirche in Dresden am 26. Juni, wo unser Freundeskreis hinfahren wollte - es liegen schon über 90 Anmeldungen vor. Das ist jetzt alles noch mit großem Fragezeichen versehen.
Können Sie Unterstützung vom Freundeskreis des BKO erwarten?
Da gibt es eine gute Möglichkeit. Wir haben die Mitglieder vor kurzem über die Verschiebung des Frühlingskonzerts informiert. Da ein Ersatztermin bereits feststeht, behalten die Karten ihre Gültigkeit. Wenn jemand weiß, dass er zu dem neu angesetzten Termin nicht kommen kann oder will, dann sind wir verpflichtet, die Eintrittsgelder zu erstatten. Aber wir würden uns wegen der kurzfristigen Liquidität sehr freuen, wenn die Leute darauf verzichten und den Betrag als Spende deklarieren. Wir würden dann auch eine Spendenbescheinigung ausstellen.
Wenn Sie rechtzeitig von dem Verzicht erfahren, können Sie die Plätze ja auch ein zweites Mal verkaufen. Wie ist das mit dem Solisten Simon Höfele? Im Moment wäre eine Absage ein Vertragsbruch, weil es für den 28. April noch kein offizielles Veranstaltungsverbot gibt. Müssen Sie ihm ein Ausfallhonorar bezahlen?
Wir haben mit seiner Agentur sehr offen gesprochen. Letztendlich sitzen wir alle im gleichen Boot. Ohne behördliches Verbot könnte man eine Absage als Vertragsbruch werten, aber auch die Agentur und der Solist wissen, dass alle das Beste draus machen wollen. Konkret: Das Projekt Ende April umfasste drei Konzerte. Vom Frühlingskonzert haben wir die Verlegung noch in diesem Jahr erreicht. Ein Konzert in Tauberbischofsheim war glücklicherweise von den Veranstaltern noch nicht fertig geplant, und es sieht danach aus, dass wir das Konzert in den März 2021 verschieben können und sogar mit einem bereits fixierten Gastspiel in Ansbach kombinieren können. Das einzige, was nicht ging, war unser Gastspiel bei den Rathaustagen in Regensburg. Aber da war uns allen die zeitliche Nähe zu riskant angesichts der Entwicklung. Der Juni 2021 ist bereits fest verplant. So haben wir den Vertrag mit den Regensburgern einvernehmlich aufgelöst, mit dem Versprechen, dass wir 2022 wieder dran sind. Ein Ausfallhonorar für den Solisten wird nicht fällig.
Besteht die Gefahr, dass die öffentlichen Zuschussgeber sagen: Wenn kein Konzertbetrieb, dann auch weniger Zuschüsse?
Das kann zum jetzigen Zeitpunkt niemand sagen. Unsere Hoffnung ist, dass das nicht so ausgelegt wird. Kürzlich gab es genau dazu eine Videokonferenz der nichtstaatlichen Orchester in Bayern. Das BKO hat in dieser Situation den Vorteil, dass es keine festangestellten Musiker hat. Deshalb gibt es auch bei uns keine Themen wie Kurzarbeit. Aber die Lage ist ernst.
Wie geht es Ihren Musikern gesundheitlich?
Wir haben glücklicherweise noch keine Nachricht, dass jemand von Corona betroffen ist. Jetzt hoffen wir, dass wir unser Sommerkonzert am 18. Juli spielen können.