Eine Gruppe der Mut-Tour ist durch den Landkreis gekommen und hat in Bad Brückenau und Bad Kissingen Station gemacht. Die Teilnehmer reden über ihre Erkrankung und wollen anderen Mut machen, Hilfe anzunehmen.
"Ich fahre seit 2016 bei der Mut-Tour mit und sehe immer wieder, wie wertvoll unsere Arbeit ist und wie viele Menschen wir damit erreichen können", sagt die 30-jährige Mia. Sie ist eine von insgesamt 66 Teilnehmern in elf Teams durch Deutschland radeln. Gerade hat eine Gruppe der Mut-Tour in Bad Brückenau und einen Tag später in Bad Kissingen Station gemacht.
Die Mut-Tour ist ein Aktionsprogramm, das sich seit 2012 durch Deutschland bewegt und der Name ist Programm: Mutige Teilnehmer möchten anderen Mut machen, Hilfe anzunehmen und in den Dialog zu treten. Bislang haben 241 depressionserfahrene und -unerfahrene Menschen über 30 700 Kilometer zurückgelegt. Seit dem 15. Juni bis 1. September sind die sechser-Teams wieder in insgesamt elf Etappen in ganz Deutschland unterwegs.
Am Ende des ersten Fahrtages abends ist das Tandem-Team in Bad Brückenau gelandet. "Wir durften spontan im Garten eines Anwohners unsere Zelte aufschlagen und haben uns nach einem Tag voller Höhenmeter ein Eis gegönnt", berichten sie. Am Sonntag ging es zeitig los. Nach dem Start in Bad Brückenau, ging es durch den Regen in Richtung Bad Kissingen. "Wir mussten eine beschwerliche Schotterpiste steil hinauf fahren, sind dafür aber mit Sonne und einem verkaufsoffenen Sonntag in der Stadt begrüßt worden." Es haben sich tolle Gespräche mit Passanten entwickelt, danach ging es weiter in Richtung Schweinfurt.
"Depression kann jeden treffen und ist eine behandelbare Erkrankung. Ich habe stark zu spüren bekommen, wie es ist, wenn man als junge und aktive Frau plötzlich von 100 auf Null gebremst wird. Hätte ich mir selbst früher eingestanden, dass ich Hilfe benötige und mir diese auch geholt, wäre es vielleicht nicht so schlimm geworden, also holt euch Hilfe!", sagt Mia.
Medizin gegen Stress
Mit dabei ist auch der 58-jährige Jürgen aus Rhodt unter Rietburg. Er sagt: "Ich wurde 2012 auf die Mut-Tour aufmerksam und dachte, alleine durch die Gegend radeln war gestern. Jahrzehntelang war Bewegung meine Medizin gegen Stress, tiefe Trauer und Angst. Aber erst das Kombipaket hat meinen psychischen Zustand erheblich verbessert: mich gemeinsam mit anderen Menschen, Gleichgesinnten bewegen und austauschen zu können, ohne meine Leistungsdefizite kaschieren zu müssen."
Die 52-jährige Claudia aus Heidelberg fährt seit 2015 mit, "weil es einfach Spaß macht und weil man stolz darauf sein kann, so etwas geschafft zu haben. Wenn ich von den Touren erzähle, schlägt mir auch viel Respekt und Bewunderung entgegen. Meine Kollegen machen All Inclusive Urlaub, während ich die vielen Kilometer strample und irgendwo im Zelt kampiere. Die Mut-Tour hat mein Leben bereichert."
Und so radeln sie weiter bis sie am 1. September, nach 3675 Kilometern in Braunschweig ankommen. Insgesamt sind rund 66 Teilnehmer, verteilt auf elf Etappen-Teams, die täglich rund 55 Kilometer mit dem Tandem fahren oder rund 20 Kilometer wandern. red