Auf Facebook kursieren Gerüchte, wonach die Kurgärtnerei die Bewässerung der König-Ludwig-Eiche im Staatsbad eingestellt hätte. Dem ist nicht so - ganz im Gegenteil.
Zugegeben, der Anblick der König-Ludwig-Eiche erschrickt. Ein großer Teil des Baumes ist abgestorben. Stützen aus Metall oder Holz tragen die toten Äste, die weit auf die Wiese hinausreichen. Damit die Eiche nicht auseinander bricht, stabilisieren zusätzlich Seile die Äste. Vor zwei Jahren pflanzte die Kurgärtnerei Hecken und zäunte den Bereich ab. Herunterfallendes Totholz sollte Wanderern nicht gefährlich werden.
Vor einigen Tagen kochten Gerüchte auf Facebook hoch. Die Stadt lasse den Baum sterben, die Bewässerung sei eingestellt worden. Dem ist nicht so. Von Frühjahr bis Spätsommer bekomme die Eiche zweimal täglich jeweils eine Stunde Wasser. Seit September aber erfolge die automatische Bewässerung nachts, erklärt Robert Hildmann, Leiter der Kurgärtnerei. Er zeigt auf die Wiese, die den Baum umgibt. "Man sieht an dem satten Grün: Die Eiche ist nicht trocken", sagt er.
Den ganzen Sommer gegossen
Der Baum gehört dem Staatsbad, und damit dem Freistaat Bayern. Die Stadt Bad Brückenau hat mit der Baumpflege nichts zu tun. Die etwa 550 Jahre alte Solitäreiche - sie heißt so, weil sie allein und gut sichtbar an einer exponierten Stelle steht - gehört seit dem Jahr 1987 zu den Naturdenkmalen des Landkreises. Zweimal im Jahr macht sich Baumkontrolleur Florian Reuscher daher ein Bild von der König-Ludwig-Eiche.
"Es wird schon viele Jahre versucht, den Baum am Leben zu erhalten", sagt er. Weil viele Besucher über Jahre die Eiche besucht und dabei den Boden plattgedrückt haben, lockerten die Gärtner die Erde auf. Im Herbst rechen sie Laub am Stamm zusammen, damit der Baum zusätzlich Nährstoffe bekommt. Seit Jahren wird die Eiche gedüngt. "Manche Maßnahmen helfen wohl nicht mehr", erklärt Reuscher. Pilze zersetzen das Holz, so dass Wasser und Nährstoffe nicht mehr alle Teile des Baumes erreichen.
Im August zogen das Landratsamt und die Kurverwaltung den Garten- und Baumdienst von Olaf de Vries aus Wernarz zu Rate. Gemeinsam überlegten die Experten, ob nicht doch noch abgestorbene Äste entfernt werden sollten. Doch de Vries empfahl das nicht. Nun sei das Ziel, den Baum so zu erhalten, wie er ist, berichtet Reuscher. "Das ist der natürliche Prozess des Absterbens", sagt er.
Eine Folge wärmerer Sommer
Dass es mit der König-Ludwig-Eiche bergab geht, beobachtet der Leiter der Kurgärtnerei seit dem Hitzesommer 2003. Für ihn ist der Baum ein "Opfer des Klimawandels". Weil sich der Grundwasserspiegel abgesenkt habe, erreichten die Wurzeln nicht mehr feuchte Erdschichten. Der Baum steht auf einem künstlich angelegten Plateau. Die Bäume im Schlosspark weiter unten bekämen hingegen noch genügend Wasser, sagt Hildmann.
Am Stamm hat er zwei neue Auswüchse von Laub entdeckt. Sogar Eicheln hängen daran. Ganz tot ist der Baum also noch lange nicht. Das kann allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Eiche ihr Lebensalter wohl erreicht hat.
"Ein toter Baum ist immer noch sehr wertvoll für das Ökosystem", erklärt Reuscher, der Baumkontrolleur. Deshalb solle die König-Ludwig-Eiche weiterhin an ihrem Platz stehen bleiben. "Der Baum hat ja eine Geschichte." Diese Geschichte trägt eine junge Eiche weiter. Sie steht umzäunt etwas abseits des alten Baumes.
"Die Eiche hat gute Gene, sonst wäre sie nicht so alt geworden", sagt Dieter Dunkel, Gärtner im Staatsbad. Er achtet auf die Bäume des Schlossparks, besonders aber auf die König-Ludwig-Eiche. Der junge Sprößling reicht ihm schon bis zum Kopf. Bewundernd schaut er zu der alten Eiche auf. "Solche Bäume sieht man ja nicht jeden Tag. Sie sind selbst in Parks selten", sagt er.