Um Gastronomen zu stärken, hebt Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks die Beschränkung zur Einfahrt in die Fußgängerzone auf. Im Internet gibt es eine Liste, welches Geschäft Ware liefert.
Werkstätten sind erreichbar, die Milch-Tankstelle am Rewe-Markt ist in Betrieb und manche Sportstudios bieten Online-Fitness an. Die VR-Bank ist als systemrelevante Einrichtung regulär geöffnet. Zur Unterstützung der Tafeln gibt es dort eine Crowdfunding-Aktion. Bisher war die Zufahrt in die Ludwigstraße nur bis 13 Uhr erlaubt.
"Es ist schwierig", sagt Roberto Daniel Kopp vom Eiscafé Venezia in der Fußgängerzone. Der Sitzbereich ist abgesperrt, mit Aufstellern weist die Eismacher-Familie darauf hin, dass zum Mitnehmen geöffnet sei. Kopp findet gut, dass die Leute kommen dürfen. "Die richtige Entscheidung", sagt auch David Bär, Inhaber der Ludwigs-Apotheke schräg gegenüber. "Wir finden es gut, dass aufgemacht worden ist", schließt sich Elke Reim von der Metzgerei Schuricht dieser Einschätzung an.
Einzelhandel trotzdem ansprechbar
"Besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen", erklärt Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks (CSU), warum sie sich zu diesem Schritt entschlossen hat. Sie appelliert an die Bürger, die Angebote, die noch da sind, zu unterstützen - sei es damit, Essen oder Eis zu bestellen oder Ware zu bestellen. Einige Einzelhändler bieten einen kostenlosen Lieferservice an. Andere, wie zum Beispiel Fahrschulen, verweisen auf die Möglichkeit einer telefonischen Beratung.
Unter dem Slogan "Fairplay Wir halten zusammen - für Handelsvielfalt vor Ort" tragen Nutzer im Netz zusammen, welche Angebote es in ihren Städten trotz der aktuellen Situation gibt. Steffi Schumm aus Wernarz hat auf Facebook den Aufruf für Bad Brückenau gestartet. Kathrin Romeis-Merten, Leiterin der Tourist-Info, griff das Anliegen auf. Auf der Website der Werbegemeinschaft ist die Liste, die fast alle Geschäfte, Werkstätten, Sportstudios und Gastronomiebetriebe zusammenfasst, abrufbar.
Am Stadtrat vorbei
Ihre Entscheidung hat die Bürgermeisterin am Stadtrat vorbei getroffen. Weitestgehend stimmen ihr die Fraktionssprecher aber zu, wenn auch durchaus wahrgenommen wurde, dass noch nicht einmal eine Information an die Räte erging. "Ich finde die Entscheidung gut und richtig. Wir haben eine Ausnahmesituation durch Corona", sagt Karlheinz Schmitt, Sprecher der CSU-Fraktion. Sein Kollege von der PWG, Dirk Stumpe, sieht das ähnlich: "Es ist notwendig, die Leute so gut wie möglich zu unterstützen."
Adelheid Zimmermann (FDP), Fraktionssprecherin von Freien Bürgern und FDP, reagiert zumindest "erstaunt" auf den Alleingang der Bürgermeisterin. "Normalerweise wäre das im Stadtrat besprochen worden", sagt sie. Grundsätzlich freue sie sich aber über diese Entscheidung. Einzig Benjamin Wildenauer, Fraktionssprecher der SPD, findet deutliche Worte: "Ich finde es absolut unangebracht", sagt er zum eigenmächtigen Vorgehen. Er argwöhnt, die Bürgermeisterin präsentiere sich bewusst als Macherin, um indirekt vor der Stichwahl am Sonntag noch Wahlkampfhilfe zu leisten. "Wenn wir als Stadträte gefragt worden wären, hätte ich der Öffnung der Fußgängerzone wohl auch zugestimmt", stellt Wildenauer klar, dass es ihm nicht um die Entscheidung an sich gehe. [Absatz am 27. März, 10.50 Uhr, geändert; Anm. d. Red.]