Wo sehen Sie die Stadt Bad Brückenau im Moment? An einem Scheideweg angesichts vieler neuer Stadträte und eines neuen Bürgermeisters?
Nein, das ist kein Scheideweg, mit Sicherheit nicht. Ich bin sehr davon überzeugt, dass der Wechsel gut klappt. Ich schaue nach vorne und da sehe ich viele Aufgaben, die der Bürgermeister und die Stadträte angehen müssen. Beispielsweise steht die Gestaltung des Bahnhofs und der Parkplätze an, aber auch die Sanierung der Therme Sinnflut, der Georgi-Halle und nicht zu vergessen der Spielplatz an der Musikschule. Letzteres ist eine Herzensangelegenheit von mir. Die Themen für die kommenden Jahre sind also vorgegeben.
Die Kommunalpolitik kontinuierlich zu begleiten, öffnet den Blick für viele Abläufe hinter den Kulissen. Wie viel Gestaltungsmöglichkeiten hat ein einzelner Stadtrat?
Ein Stadtrat kann viel bewegen, wenn es in der Fraktion gut passt. Wir hatten jahrelang eine starke Fraktion und konnten dementsprechend viel bewegen. Der Austausch und die ein oder andere hitzige Diskussion sind wichtige Bestandteile. Ich war 30 Jahre als Feuerwehrreferent tätig und in dieser Zeit habe ich für die städtischen Wehren viel erreicht. Mit den Kommandanten hatte ich immer ein gutes Verhältnis und habe versucht, bei Entscheidungen einen Mittelweg zu finden. Durch meine Arbeit bei den Stadtwerken hatte ich viel Kontakt zu den Menschen. Das war mir sehr wichtig für die Arbeit als Stadtrat.
Ärgert es Sie, dass der Bau des geplanten Feuerwehrhauses in Volkers nicht mehr in Ihre Zeit als Stadtrat fällt?
Natürlich habe ich immer gehofft, dass ich es als Stadtrat noch miterleben kann. Dass sich der Prozess so lange hinzieht, hätte ich nie gedacht.
Die Wahlbeteiligung lag in Bad Brückenau trotz einer spannenden Bürgermeisterwahl nur wenig über 50 Prozent. Glauben Sie, dass viele Bad Brückenauer von der Stadtpolitik enttäuscht sind und sich deshalb von ihr abwenden?
Ganz ehrlich, es gab ja gar keinen richtigen Wahlkampf. Insgesamt habe ich acht Wahlkämpfe miterlebt. Ich glaube ja, dass die Beteiligung in Bad Brückenau auch deshalb so niedrig ist, weil viele Bürger doch grundsätzlich zufrieden sind. Dadurch nehmen sie die Wahlen nicht mehr so wahr, auch weil in den vergangenen Jahren immer etwas gemacht wurde, das die Stadt voranbrachte. Und das Thema Ludwigstraße wird meiner Meinung nach viel zu hoch gekocht, es gibt andere und wichtigere Themen.
Was wünschen Sie dem neuen Stadtrat und Bürgermeister?
Ich wünsche ihnen gute Entscheidungen für und mit den Bürgern. Diese sollten noch mehr als bisher in die Gespräche eingebunden werden. Außerdem ist es sinnvoll, schneller zu Entscheidungen zu kommen. Dann wären so manche Projekte kostengünstiger und schon fertig.
Das Gespräch führte Julia Raab