Der Gemeinderat Bad Bocklet hat über die Offene Ganztagsschule (OGTS) für Grundschüler beraten: Ab dem nächsten Schuljahr soll dieses Angebot zur Verfügung stehen.
Seit acht Jahren wird allen Grundschülern der Marktgemeinde Bad Bocklet die Verlängerte Mittagsbetreuung (VMB) angeboten. Dies haben in der Vergangenheit auch einige Mittelschüler genutzt, da die Betreuung ohnehin in der Mittelschule stattfindet.
Ab dem nächsten Schuljahr 2020/2021 will die Gemeinde ins Angebot der Offenen Ganztagsschule (OGTS) für Grundschüler wechseln. "Dies ist das qualitativ bessere Modell", ist Bürgermeister Andreas Sandwall (CSU) überzeugt. Der Gemeinderat sah dies nach eingehender Beratung ebenso und stimmte dem Vorhaben am Dienstag einstimmig zu, obwohl sich die Höhe des Eigenanteils der Gemeinde erst nach der Befragung der Eltern verbindlich berechnen lässt.
Die bisherige Mittagsbetreuung für Grundschüler wurde anteilig von der Regierung von Unterfranken, der Marktgemeinde und den beteiligten Eltern finanziert. Im Schuljahr 2018/2019 ergab sich daraus für die Gemeinde ein Eigenanteil von 20 000 Euro. Im Fall der Ganztagsschule entstehen der Gemeinde als Sachaufwandsträger bei zwei zu betreuenden Gruppen Fixkosten von 12 300 Euro pro Schuljahr. Hinzu kämen Sachkosten in bisheriger Höhe sowie Zusatzkosten je nach Angebotsauswahl.
Die OGTS bietet Eltern und Schülern konzeptionelle Vorteile. Im Vergleich zur bisherigen VMB, bei der es sich um eine freiwillige Teilnahme am Mittagsessen mit anschließender Betreuung handelt, zeichnet sich die offene Ganztagsschule durch eine relativ feste Struktur aus und bietet den Schülerinnen und Schülern ein verbindliches Bildungs- und Betreuungskonzept unter Leitung jeweils einer Fachkraft pro Gruppe.
Im Gegensatz zur verlängerten Mittagsbetreuung, bei der die Gesellschaft zur Förderung beruflicher und sozialer Integration (gfi Schweinfurt) der Träger mit voller Verantwortung ist, dies machte gfi-Schulkoordinatorin Nicole Gnam dem Gemeinderat deutlich, ist die gfi bei der offenen Ganztagsschule nur Kooperationspartner, während alle Verantwortung bei der Schulleitung und der Gemeinde liegt. Beide sind auch verpflichtet, der Regierung von Unterfranken ein Bildungskonzept zur Genehmigung vorzulegen, um in den Genuss des benötigten Zuschusses von mehr als 70 000 Euro pro Schuljahr zu kommen. Die Gemeindeverwaltung sieht allerdings auch für ihrer eigenen Pläne einen wichtigen Vorteil in der frühzeitigen Einführung der offenen Ganztagsschule. "Wir wären der Zeit voraus", machte der Bürgermeister deutlich, denn die OGTS soll ohnehin in wenigen Jahren zur Pflicht werden. "Wenn wir schon jetzt die Ganztagsschule anbieten, würde dies die Förderhöhe für den geplanten Schulneubau beträchtlich erhöhen."
Trotz Zustimmung des Gemeinderats ist das letzte Wort nicht gesprochen, da noch einige Fragen geklärt werden müssen, zu deren Beantwortung die Eltern der Grundschüler einbezogen werden. Zunächst sieht das Angebot eine kostenfreie Nachmittagsbetreuung an den Werktagen Montag bis Donnerstag jeweils bis 16 Uhr vor. Nur das Mittagessen muss von den Eltern bezahlt werden. Auch ein zusätzliches Betreuungs- und Bildungsangebot am Freitag müsste extra bezahlt werden. Ob und in welcher Höhe sich die Gemeinde an diesen zusätzlichen Kosten beteiligt, muss der Gemeinderat noch entscheiden.
Üblicherweise werden die Eltern an einem Elternabend über das Angebot der offenen Ganztagsschule und deren Finanzierung informiert. Wegen des aktuellen Versammlungs- und Kontaktverbots wollen Schule und Gemeinde alle alternativ verfügbaren Informationswege gehen, wozu auch ein Elternbrief gehört.