Auf einem Informationsabend appellierte Bürgermeister Wolfgang Back an die Bad Bockleter Bürger, die demnächst ankommenden Flüchtlinge wohlwollend aufzunehmen.
Auf sehr großes Interesse stieß die Informationsveranstaltung über die Asylbewerberaufnahme im Markt Bad Bocklet. Rund 100 Besucher aus allen Ortsteilen des Marktes waren erschienen, um Fragen zu stellen und mehr über das Prozedere zu erfahren, wie genau die Aufnahme der Asylbewerber vonstatten gehen soll.
Für die Menschen, die bei uns Asyl suchen, sei es nicht leicht, meinte Bürgermeister Wolfgang Back (CSU): "Viele von ihnen kämpfen ums nackte
Überleben und wollen den Krisengebieten einfach nur entkommen", erklärte er. Dabei hätte auch Deutschland eine Verpflichtung, für diese Menschen etwas zu tun. Mit einer solch großen Zahl von Asylbewerbern habe man zwar nicht gerechnet, jetzt sei es aber wichtig, hier unbürokratisch Hilfe zu leisten.
Keine neue Situation Im Moment suche man private Unterkünfte, wobei es sehr wichtig sei, dass die
Asylbewerber freundlich empfangen und aufgenommen werden. "Pauschale Vorurteile haben bei uns keinen Platz", versicherte das Ortsoberhaupt. Er geht davon aus, dass sich die Asylbewerber gut integrieren, schließlich habe man eine ähnliche Situation bereits Mitte der 90-er Jahre in Bad Bocklet gehabt, als sehr viele Aussiedler in den Markt gekommen seien. "Diese haben sich gut in die Gesellschaft integriert und sind heute ein wichtiger Faktor für den Markt", erklärte Back.
In der jetzigen Situation seien aber auch Schulen und Kindergärten gefragt, die die Kinder von Asylbewerbern betreuen müssten.
"In der ersten oder zweiten Novemberwoche erwarten wir im Markt die ersten Asylbewerber", ging Back auf den Zeitplan ein. Besonders freue es ihn, dass sich im Rathaus bereits Bürger gemeldet haben, die auf freiwilliger Basis den Neuankömmlingen helfen wollten, unter anderem beim dolmetschen.
Zum Ortstermin war auch Stefan Seufert vom
Landratsamt Bad Kissingen erschienen. Er ist Koordinator für die Unterbringung von Asylbewerbern. Seinen Worten nach sei der Landkreis zuständig für die dezentrale Unterbringung von Asylbewerbern. "Im Moment bekommen wir im Kreis pro Woche 20 Asylbewerber zugewiesen, die dezentral untergebracht werden müssen." Dies sei natürlich auch ein Kraftakt für die Kommunen, die Wohnungen finden müssen.
Effektive
Sozialbetreuung Stefan Seufert erklärte auch, warum man anstrebe, dass sich mehrere Asylbewerber eine Unterkunft teilen. "Die Sozialbetreuung ist so effektiver leistbar, da alle an einem Ort sind und man nicht erst verschiedene Wohnungen anfahren muss."
Aus dem Publikum wurde die Ansicht geäußert, dass man die Menschen, die zu uns kämen, wohlwollend empfangen sollte, was für spontanen Applaus und Bravo-Rufe sorgte.
Auf die Frage, wie lange die Asylverfahren dauerten, konnte Seufert keine pauschale Antwort geben. "Die Asylverfahren dauern meist ein dreiviertel Jahr, sollte es zu einer Klage gegen die Entscheidung kommen, so verlängert sich diese Zeit noch einmal um rund eineinhalb Jahre", erklärte Seufert.
Ebenso wurde die Frage in den Raum gestellt, warum die Bürger erst so spät über die Aufnahme von Asylbewerbern informiert wurden.
Dazu erklärte Bürgermeister Wolfgang Back, dass man erst am Freitag vorletzter Woche während einer Bürgermeisterbesprechung darüber informiert worden sei. "Dass die Kommunen dabei so gefordert sind, war nicht absehbar", sagte er. Auch sei nicht klar gewesen, dass jede Kommune Asylbewerber aufnehmen müsse. "Wir haben so schnell es ging gehandelt."
Auf die Frage nach Standards, die Wohnungen für Aslybewerber erfüllen müssen, erklärte Stefan
Seufert: "Es ist genau geregelt, wie viel Quadrameter Wohnfläche pro Person zur Verfügung stehen muss, wie viele Waschgelegenheiten vorhanden sein müssen, und für wie viele Personen eine Herdstelle eingerichtet werden muss." Das Landratsamt habe ein Auge darauf, dass diese Vorgaben eingehalten werden.
Bevor die Asylbewerber dezentral verteilt würden, werde bei ihnen ein ausführlicher Gesundheitscheck durchgeführt, so Stefan Seufert.
Die Frage war nämlich gestellt worden, ob es sein könnte, dass eventuell mit Ebola Infizierte in die Marktgemeinde gelangen könnten.
"Heute können wir zeigen, was Menschlichkeit bedeutet" sagte Back. Wenn man es richtig anpacke, werde es ein gutes Miteinander geben.