Auch Denkmäler können ins Schwitzen kommen

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Wie eine Fata Morgana über der glühenden Wiese: die Barrelhouse Jazzband mit (v. l.) Christof Sänger, Frank Selten, Lindy Huppertsberg, Horst Schwarz, Reimer von Essen, Michael Ehret und Roman Klöcker. Foto: Ahnert
Wie eine Fata Morgana über der glühenden Wiese: die Barrelhouse Jazzband mit (v. l.) Christof Sänger, Frank Selten, Lindy Huppertsberg, Horst Schwarz, Reimer von Essen, Michael Ehret und Roman Klöcker. Foto: Ahnert
 

Die Barrelhouse Jazzband spielte am Tattersall Rhythmen aus New Orleans.

Was passiert, wenn im Sommer die Sonne vom Himmel brennt, wissen wir spätestens seit Antonio Vivaldis "Sommer" aus den "Vier Jahreszeiten: Dann schalten Mensch und Tier ein paar Gänge zurück auf Zeitlupe. Und selbst Denkmäler geraten ins Schwitzen wie die Barrelhouse Jazzband, die älteste deutsche Formation dieser Art. Dem Jazz der 20er Jahre, den kreolischen Rhythmen aus New Orleans hatten sie ihr Programm gewidmet und insbesondere dem Pianisten und Komponisten, der
sich selbst als "Erfinder des Jazz bezeichnete: Jelly Roll Morton. Er wäre dieses Jahr 125 Jahre alt geworden. Wenn man bedenkt, dass die Band bei seinem 75. Geburtstag (er hat ihn nicht erlebt) schon zwölf Jahre im Geschäft war, merkt man, wie die Zeit vergeht.
Die sechs Mannen und eine Frau (Lindy Huppertsberg am Kontrabass) um den Klarinettisten Reimer von Essen litten unter der Sonne, die auf ihr überdachtes Podium brannte. Sie mussten alle Routine aufbringen, um ihr "Dreamboat" wirklich auf Touren zu bringen und auf Kurs zu halten. Das war ein bisschen verschenkt, denn Mortons von der Band arrangiertes Klaviersolo "Tijuana", Bob Wilbers "Crawfish Shuffle" oder wiederum Mortons "Steamboat Start" sind eigentlich pfiffige Musik. Und auch das Eigenarrangement eines Count-Basie-Medleys litt unter der Hitze.
Aber nach der Pause - die Sonne war ein Stück weitergewandert - änderte sich das Bild. Duke Ellingtons "The Old Man Blues" brachte mit pfiffigen Soli frischen Wind vor den Tattersall. Und der Drummer Michael Ehret fand plötzlich Schlagfolgen, die der Hitze vorher zum Opfer gefallen waren und die das Geschehen beschleunigten.
Und weiter ging's mit Jelly Roll Morton, mit seinem "King Porter Stomp" und mit dem köstlichen "My Substitute". Horst Schwarz sang - vielleicht nicht ganz im amerikanischen Tonfall - die Geschichte von dem Musiker, dem die Freundin davon gelaufen war und der sich jetzt freute, dass er so schnell einen Ersatz gefunden hatte. Jetzt hatten die Soli einen guten Drive, jetzt zeigte sich, dass die Truppe nichts von ihrer Musizzierlaune verloren hatte. Der Abschluss war höchst animierend: Horst Schwarz' witzig und schwungvoll komponiertes und arrangiertes "The Barrelhouse Showboat". Als Zugabe gab's Kreolisches von Guadeloupe: "Moune A Ou Ce Moune A Ou". Die Barrelhouse Jazzband spielte am Tattersall Rhythmen aus New Orleans.Was passiert, wenn im Sommer die Sonne vom Himmel brennt, wissen wir spätestens seit Antonio Vivaldis "Sommer" aus den "Vier Jahreszeiten: Dann schalten Mensch und Tier ein paar Gänge zurück auf Zeitlupe. Und selbst Denkmäler geraten ins Schwitzen wie die Barrelhouse Jazzband, die älteste deutsche Formation dieser Art. Dem Jazz der 20er Jahre, den kreolischen Rhythmen aus New Orleans hatten sie ihr Programm gewidmet und insbesondere dem Pianisten und Komponisten, der sich selbst als "Erfinder des Jazz bezeichnete: Jelly Roll Morton. Er wäre dieses Jahr 125 Jahre alt geworden. Wenn man bedenkt, dass die Band bei seinem 75. Geburtstag (er hat ihn nicht erlebt) schon zwölf Jahre im Geschäft war, merkt man, wie die Zeit vergeht.
Die sechs Mannen und eine Frau (Lindy Huppertsberg am Kontrabass) um den Klarinettisten Reimer von Essen litten unter der Sonne, die auf ihr überdachtes Podium brannte. Sie mussten alle Routine aufbringen, um ihr "Dreamboat" wirklich auf Touren zu bringen und auf Kurs zu halten. Das war ein bisschen verschenkt, denn Mortons von der Band arrangiertes Klaviersolo "Tijuana", Bob Wilbers "Crawfish Shuffle" oder wiederum Mortons "Steamboat Start" sind eigentlich pfiffige Musik. Und auch das Eigenarrangement eines Count-Basie-Medleys litt unter der Hitze.
Aber nach der Pause - die Sonne war ein Stück weitergewandert - änderte sich das Bild. Duke Ellingtons "The Old Man Blues" brachte mit pfiffigen Soli frischen Wind vor den Tattersall. Und der Drummer Michael Ehret fand plötzlich Schlagfolgen, die der Hitze vorher zum Opfer gefallen waren und die das Geschehen beschleunigten.
Und weiter ging's mit Jelly Roll Morton, mit seinem "King Porter Stomp" und mit dem köstlichen "My Substitute". Horst Schwarz sang - vielleicht nicht ganz im amerikanischen Tonfall - die Geschichte von dem Musiker, dem die Freundin davon gelaufen war und der sich jetzt freute, dass er so schnell einen Ersatz gefunden hatte. Jetzt hatten die Soli einen guten Drive, jetzt zeigte sich, dass die Truppe nichts von ihrer Musizzierlaune verloren hatte. Der Abschluss war höchst animierend: Horst Schwarz' witzig und schwungvoll komponiertes und arrangiertes "The Barrelhouse Showboat". Als Zugabe gab's Kreolisches von Guadeloupe: "Moune A Ou Ce Moune A Ou".