Asylbewerberinnen zeigen äthiopische Kaffee-Zeremonie

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Alem röstet die Kaffeebohnen. Die Gäste sitzen um sie herum. Foto: privat
Alem röstet die Kaffeebohnen. Die Gäste sitzen um sie herum.  Foto: privat
Fotos: privat
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Dreimal am Tag wird in Äthiopien der Kaffee zelebriert. Äthiopische Asylbewerberinnen zelebrierten diesen Brauch aus ihrer Heimat in Münnerstadt vor interessierten Gästen.

Der Kaffeeduft war vielleicht nicht so intensiv wie in einer Tchibo-Filiale, doch die äthiopische Kaffeezeremonie vor der Marienanstalt entführte die Besucher in eine ganz fremde Kultur. Der laue Sommerabend war geradezu geschaffen für diesen Ausflug in das ferne Äthiopien. Für die Asylbewerberinnen war es eine Möglichkeit, einen wichtigen Brauch ihres Heimatlandes vorzustellen. Für die Besucher war es eine zweistündige Auszeit - ein kleiner Kultur-Urlaub neben dem Münnerstädter Marktplatz.

Die Münnerstädterin Bärbel Fürst hat diese Zeremonie initiiert. Sie gibt ehrenamtlich Deutschkurse für Asylbewerber in Münnerstadt. Knapp 20 Asylbewerber aus Äthiopien leben zur Zeit in Münnerstadt. Und die Frauen nahmen das Angebot gerne an. Kaffeezeremonien, erklärte Bärbel Fürst während des Kaffeekochens, ist Frauen- bzw. Mädchensache. Buna heißt der Kaffee in Äthiopien. Und von dort soll er ursprünglich auch seinen Siegeszug in die ganze Welt angetreten haben.

 


Doch es war an diesem Abend viel mehr als eine reine Kaffeezeremonie. Denn bevor es den heißen Mokka gibt, wird gegessen, hatten die jungen Frauen aus Äthiopien erklärt und es sich nicht nehmen lassen, ihre Gäste vorher mit leckeren landestypischen Spezialitäten zu bekochen. Linsen und Fleisch, Reis und Salat gab es - für manchen zarten europäischen Gaumen waren die scharfen Saucen durchaus eine Herausforderung - das Essen ohne Besteck ohnehin.

Alem Kebede Welde war die Zeremonienmeisterin. Die 44-jährige röstete auf der offenen Feuerstelle zuerst die noch grünen Bohnen. Nach dem Rösten wurden diese im Mörser fein zerstoßen, ehe die langwierige Prozedur des Kaffeekochens begann. Eine äthiopische Kaffeezeremonie ist kein schnelles Gebräu zwischendurch für den gestressten Alltagsmenschen. Die Kaffeezeremonie erfülle eine wichtige soziale Funktion, erläutert Bärbel Fürst. Bei dieser kommen die Menschen zusammen - auch in Münnerstadt war das so. Man plauderte, saß in gemütlicher Runde zusammen, schaute in die glühende Holzkohle oder auf die Handgriffe von Alem, die mit Würde und großem Ernst den Kaffee zelebrierte. "Sie ist für uns wie eine Mutter", sagt Tigist Bekele Cobene über ihre Mitbewohnerin. Tigist, Sarem G/meskel und Helen Dessu H/mariam schenkten den Kaffee in kleinen Tässchen aus, verteilten Kuchen oder Popcorn - das Popcorn wird in Äthiopien gerne zum Kaffee geknabbert. Die äthiopischen Männer bedankten sich auf ihre persönliche Weise für diesen gelungenen Abend. Sie sangen und tanzten und alle klatschten mit.