Mit der Sammlung von Unterschriften kämpft ein Anlieger der Bahnhofstraße dafür, dass der Durchgangsverkehr eingeschränkt wird. Für die Lösung greift er einen alten Vorschlag auf.
Dass die Verkehrssituation in der Bahnhofstraße wieder "auf den Tisch kommt", fordert Hans-Günther Schlüter. "Wir erwarten eine Entscheidung." Dafür sammelt Schlüter Unterschriften bei den Anliegern der Bahnhofstraße. Bisher sind es 33, nur drei hätten sich geweigert. "Die Situation mit Stau, Anfahren, Bremsen, Lärmbelästigung und Luftbeeinträchtigung ist unerträglich", heißt es in dem "Antrag der Anwohner und Geschäftsleute zur Verkehrsregelung in der Bahnhofstraße".
Schlüter bezieht sich auf Ergebnisse einer Verkehrszählung der Stadt. Demnach habe sich der Verkehr von 1989 mit 880 Pkw auf 3400 Pkw im Jahr 2010 vervierfacht.
"Von den 3400 Fahrzeugen täglich nutzen zirka 2400 Fahrzeuge die Bahnhofstraße nur zum Durchfahren, obwohl in nächster Nähe die Turnhouter Straße als Umgehungsstraße gebaut wurde."
Nach Ansicht der Unterzeichner sollte der Durchgangsverkehr daher eingeschränkt werden. Sie schlagen ab der Buchhandlung Endres ein Durchfahrtsverbot stadtauswärts Richtung Postamtskreuzung vor. In Gegenrichtung soll die Bahnhofstraße wie bisher zugänglich bleiben.
"Diese Regelung gab es schon mal unter Bürgermeister Arnold Zeller", erklärt Reimar Glückler bei der Vorstellung der Unterschriftenaktion. Dabei weist er ausdrücklich darauf hin, dass die Sammlung von den Anwohnern ausgehe und er nur wegen seiner Kenntnisse über die Bahnhofstraße bei dem Gespräch dabei sei.
"Ich habe zweimal einen Vorstoß gemacht und bin damit gescheitert."
Glückler sieht nach den Geschäftsschließungen der jüngsten Vergangenheit und wegen den um die Bahnhofstraße wabernden Gerüchten um weitere Ladenaufgaben eine Tendenz zum Umdenken. Gleichwohl: "Man wird nie alle unter einen Hut bringen. Die Mehrheit ist aber mit der Situation unzufrieden." Auch Anwohner und Ladenbesitzer Edgar Hirt meint: "Da es anders nicht funktioniert hat, muss jetzt etwas Neues ausprobiert werden." Das Verkehrskonzept der Stadt bezeichnet Alfred Jeurink vom Verein Tourismus Fränkisches Saaletal Hammelburg als eine Katastrophe.
Eine "Kompromisslösung" für ihn wäre die Verkehrsberuhigung der Innenstadt, indem eine Rechts-vor-Links-Regelung eingeführt wird. Jeurink fordert ein umfassendes Verkehrskonzept für Hammelburg.
Die Rote-Kreuz-Straße ist für ihn die eigentliche "Umgehung der Altstadt". Die Bahnhofstraße müsse den Charakter "einer Geschäftsstraße" bekommen. Denn sonst werde sich der Verlust an Läden auch auf die Tourismuszahlen niederschlagen.
Ein Verkehrskonzept gibt es bereits seit Ende der 80er Jahre, wie Glückler erinnert. "Vieles daraus ist bereits verwirklicht." So wurde die Kissinger Straße zu einer Einbahnstraße umgestaltet. Dies sieht das alte Konzept laut Glückler auch für die Bahnhofstraße vor.
"Seit 20 Jahren liegt eine Entscheidung auf Eis", meint denn auch Schlüter. Das Durchfahrtsverbot sei eine Möglichkeit für eine Verkehrsberuhigung der Bahnhofstraße. Schlüter bezieht sich auch auf die Empfehlungen des Jugendladens von 2009 als ein Beispiel, wie die Straße gestaltet werden kann. Er hat dabei nur ein Ziel: "Die Bahnhofstraße muss so beruhigt werden, dass sich das Durchfahren nicht lohnt."
Seit Jahren blockiert der Vorstand des Vereins für Wirtschaft und Stadtmarketing (VWS) in Hammelburg eine Verkehrsberuhigung der Bahnhofstraße. Sogar eine Teilberuhigung (Einbahnstraße) wird vom VWS boykottiert. "Diese Politik" ist nicht mehr vertretbar, denn sie geht an die Existenz von Hausbesitzern in der Bahnhofstraße. Es wird allerhöchste Zeit, dass sich Anlieger der Bahnhofstraße für eine eigene Lösung stark machen und sich von der bestimmenden "Ideologie" des Vorstandes des VWS, dass nur Autoverkehr Kunden bringt, distanzieren. Die Behauptung und These des VWS, dass nur dort Leben in der Stadt aufblüht, wo jeder mit dem Auto bis vor die Tür des Geschäfts hinfahren kann, straft die Realität schon lange Lügen. Siehe Bahnhofstraße, die im Verkehr erstickt und gleichzeitig "erstirbt" dort ein Geschäft nach dem anderen. Der Vorstand des VWS sollte zurücktreten, weil er seit Jahren eine Verkehrsberuhigung der Bahnhofstraße blockiert und auf diesem Wege Haubesitzern der Bahnhofstraße die Existenz abgräbt. Die Bahnhofstraße kann nur durch Maßnahmen der Verkerhsberuhigung wiedererblühen. Der Stadtrat sollte endlich den Mut haben, der "Autopolitik" des VWS die rote Karte zu zeigen.