Amanda sucht den Traummann

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Eine "Speziale" für Amanda vom Pizzaboten Benedikt Schmitt bei ihrem Auftritt in Reiterswiesen. Foto: Werner Vogel
Eine "Speziale" für Amanda vom Pizzaboten Benedikt Schmitt bei ihrem Auftritt in Reiterswiesen. Foto: Werner Vogel
Jens Nöhrbaß aus Garitz war Amandas neuer Schwarm.
Jens Nöhrbaß aus Garitz war Amandas neuer Schwarm.
 
Maulwurf als fränkischer FSA Agent
Maulwurf als fränkischer FSA Agent
 
"Stimmuuung" brachte "Herr Esel" in den Saal.
"Stimmuuung" brachte "Herr Esel" in den Saal.
 
Anstehen für Autogramme
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Alle 213 Plätze im Krone Saal waren besetzt.
Alle 213 Plätze im Krone Saal waren besetzt.
 

Der Bauchredner Sebastian Reich brachte mit seiner Nilpferddame Amanda das Publikum zum Jubeln.

Reiterswiesen — Hat die schwergewichtige Nilpferddame des Sebastian Reich ihrem bisherigen Favoriten Horst (Seehofer) den Laufpass gegeben? Beim umjubelten Comedy Abend zum 44-jährigen Jubiläum der Fidelia in Reiterswiesen packte Amanda so richtig aus. Es blieb kein Platz frei und kein Auge trocken.
Er hieß Jens und war froh, in der ausverkauften Krone Halle einen Platz in der ersten Reihe gefunden zu haben, der "Mitmachreihe" wie Sebastian Reich gleich zu Anfang
seines komödiantischen Feuerwerks andeutete. Da ahnte der Comedy Freund aus Garitz noch nicht, was da auf ihn zukommen sollte, denn Amanda, das vorlaute sprechende zweite Ich des Bauchredners, hatte ein Auge auf ihn geworfen und himmelte ihn den ganzen Abend völlig ungeniert an. Ihr langgezogenes "Jeeens", das sie ihm anfangs zärtlich, später meist rotzfrech zurief und ihn so zu ihrem Verbündeten machte, ließ die Zuschauer im Saal jubeln.
Scheinbar nur ihrem neuen Freund offenbarte sie ihr kompliziertes Seelenleben, die Sorge um ihre Figur, ihre Ansichten über Gott und die Welt im Allgemeinen und ihren Begleiter Sebastian Reich im Besonderen. Vergessen schien der Horst vom Fasching in Veitshöchheim, obwohl der immerhin bayerischer Ministerpräsident ist.
Sebastian Reich, der so liebenswürdig nett daherkommt, ist ein fränkisches Schlitzohr. Was immer er auch an Sprüchen, Witzen und Frechheiten parat hat, lässt er seine vorwitzige Nilpferddame Amanda sagen. Mit Schlagfertigkeit und Gestik zieht sie alle in ihren Bann, ja man fühlt sich von ihren großen Augen fast ständig beobachtet.
Er selbst hingegen gibt sich jung, locker und schlagfertig, würzt seinen Vortrag mit Lokalkolorit und aktuellem Tagesgeschehen, und gibt dem Zuschauer so das Gefühl, Teil der Show zu sein. Souverän zieht er mit spontanen Einfällen das Publikum in seinen Bann. Da akzeptiert er scheinbar zähneknirschend, dass Amanda seine Handynummer verrät, um nach der Pause die eingegangenen SMS vorzulesen, sich mit deren Absendern im Saal auszutauschen und gestellte Fragen schlagfertig zu beantworten: SMS Frage: "Amanda, was trägst Du darunter"? Reich: "Das will niemand wirklich wissen". Aber selbst mit diesen SMS Botschaften hat er am Ende der zweieinhalb Stunden noch eine Spitzbüberei vor. Dass er dann über Google per i-Phone der ewig hungrigen Amanda eine "Pizza Spezial" aus dem Ort bestellt -während man sich sonst gerne im Restaurant "Goldene Schachtel" der amerikanischen Fastfood Kette mit dem goldenen "M" versorgt- wie Amanda hinterhältig verriet, und wenig später tatsächlich ein Pizzabote auf der Bühne erscheint, gehört dann in die Kategorie: Immer noch ein As im Ärmel.

FSA = Fränkische Söder Armee

Reich hat die Kunst des Bauchredens perfektioniert, die Dialoge mit Amanda, also mit sich selbst, fliegen als Bass und Sopran in atemberaubender Geschwindigkeit hin und her. Dazwischen singt und rappt er, lässt den frechen "Herrn Esel" in anderer Tonlage Witze am Fließband erzählen, nur unterbrochen von dessen Zwischenruf "Stimmuuung", den der Saal schon nach dem dritten Mal mitbrüllt.
Bis zum Fasching in Veitshöchheim wird Reich dann vermutlich auch seinen Vorschlag für eine neu zu schaffende fränkische Spionageabwehr, einer "FSA" genannten "Fränkischen Söder Armee" ausbauen, die eine "nürnberchisch" sprechende Maulwurf-Handpuppe vorstellte: "Horch emol Horst, bei uns gibt"s dann Pizza mit blaue Zipfl".
Am Ende des Programms lüftete Reich auch das Geheimnis des silbernen Safes, der von der ersten Minute auf der Bühne stand. Amanda rief dazu ihren Schwarm "Jeeens" mit dem Schlüssel auf die Bühne, der den Safe öffnen und den darin liegenden Brief vorlesen durfte. Dass darin alle Namen, Vorlieben und persönliche Daten der Besucher, mit denen Reich während seiner Show gesprochen hatte, chronologisch verzeichnet standen, verblüffte die Zuschauer dann nicht wirklich, hatte der Tausendsassa doch verraten, dass er in seiner Jugend, noch vor seiner Zeit als Bauchredner Pierre Ruby, schon als Zauberer auf der Bühne stand. Der Saal tobte und forderte Zugaben.
Mit einem romantischen Lied beendete Sebastian Reich den heiteren Abend. Dass er und seine Kultfigur Amanda "Jeeens", ihr Pendant im Publikum mit netten Geschenken verabschiedete, passt so ganz in das Bild des professionellen, aber herzlichen Komödianten.