Oberhalb vom Basaltwerk gibt es eine Klimastation. Hier wird erfasst, wie viel Niederschlag fällt und untersucht, wann im Herbst welche Blätter fallen.
Vorsichtig öffnet Maria Rüttiger den Deckel der metallenen Box. Zum Vorschein kommt eine kleine, trapezförmige Wanne. Wasser hat sich darin gesammelt. Doch das spielt für die Oberbacherin keine Rolle. Das darüber befindliche Zählwerk ist für sie interessant. "Jedes mal, wenn die Wanne mit Wasser vollläuft, kippt sie, und das wird gezählt", erklärt sie, wie der Apparat funktioniert.
Seit 19 Jahren begleitet Maria ihren Mann Kuno Rüttiger zur Klimastation, die sich im Waldstück "Am Kellerstein" 1,5 Kilometer östlich von Oberbach im Biosphärenreservat befindet. Jeden Dienstag macht sich das Paar auf den Weg, um Ergebnisse in Listen einzutragen und Proben zu nehmen. "Die werden in die Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft (LWF) nach Freising geschickt", weiß Kuno Rüttiger. Der 79-Jährige war über 40 Jahre beim Forst angestellt, hat mit Eintritt in den Ruhestand die Probenahme als Minijob übernommen. "Bei Wind und Wetter kommen wir hier herauf", erzählt seine Frau. Dann wendet sie sich wieder der Messeinrichtung zu. "6931", liest sie den aktuellen Stand am Zählwerk vor. Michael Schneider notiert das und sagt: "Beim letzten Mal waren es 5631." "Es hat in dieser Woche schon ziemlich geregnet", antwortet Maria Rüttiger.
19 Stationen in ganz Bayern
Doch was sind das für Zahlen? Und was ist das für eine seltsame Apparatur? "Hier wird ermittelt, wie viel Regenwasser am Baumstamm herunterläuft", erklärt Michael Schneider. Er ist Fortwirtschaftsmeister und wird die Datenerfassung in der Klimastation ab Herbst von den Rüttigers übernehmen. Die Anlage ist eine von insgesamt 19 in ganz Bayern, liegt 810 Meter hoch und besteht aus zwei Teilen. "Hier ist die Bestandsmessstelle, die gibt es seit 1998. Weiter unten befindet sich noch eine Freilandmessstelle, die schon 1995 eingerichtet wurde", erklärt Michael Sautter, der für die Klimastation zuständige Betreuungsbeamte vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF). Er kümmert sich darum, dass die Anlage funktioniert, koordiniert die Datenerfassung. Schließlich laufen in der Anlage auch Forschungsprojekte, unter anderem der Universitäten Tübingen und Halle an der Saale.
In kleine Probenfläschchen
Nicht nur das Regenwasser, das am Baumstamm hinabläuft, wird wöchentlich ermittelt, auch das, was zwischen den Bäumen und von deren Blättern fällt. Das fangen 15 Behälter auf, die auf Säulen in der Anlage stehen. "Fünf weitere werden hinzukommen", sagt Sautter. Kuno Rüttiger ist soeben dabei, Regenwasser aus einem dieser Behälter in eine kleine Probenflasche abzufüllen. Anschließend macht er sich auf den Weg zu einer kleinen Hütte.
Eine Plastikwanne ist hier im Boden eingelassen, unzählige Schläuche sind darin zu sehen. "Wir erfassen hier, wie viel Regenwasser zu den Baumwurzeln gelangt", erklärt der Förster. Dafür wurden Saugkerzen in den Boden eingelassen, in 20, 40 und 60 cm Tiefe. Sie leiten das Bodenwasser über Schläuche in Messflaschen. Normalerweise wird hier nur alle vier Wochen ermittelt. "Doch jetzt läuft ein Forschungsprojekt der Uni Halle, da messen wir jede Woche", sagt Kuno Rüttiger.
Wie durchlässig ist Waldboden?
In der Anlage befinden sich noch weitere außergewöhnliche Apparate. So wird am unterirdischen Humus-Lysimeter ermittelt, wie durchlässig der Waldboden ist, wie viel Regenwasser in die oberen Erdschichten gelangt. Zudem gibt es noch mehrere Körbe aus Metall, sogenannte Boxen-Streubehälter, die noch leer sind.
Nur ein paar Blätter sind hineingefallen. In wenigen Wochen, wenn der Herbst beginnt, werden sie jedoch voll sein. "Den Inhalt schicken wir dann ebenfalls nach Freising", sagt Rüttiger. Im Landesamt wird die Blättersammlung schließlich genau analysiert. "Wir ziehen daraus Rückschlüsse über den Kronen- und Gesundheitszustand der Bäume", erklärt Michael Sautter.
Inzwischen haben Rüttiger, seine Frau und Michael Schneider sämtliche Messwerte eingetragen und alle erforderlichen Proben genommen. Listen und Fläschchen werden in einer großen Tasche verpackt. "Die Proben werden bis zur Abholung, die alle vier Wochen erfolgt, in einem Kühlschrank aufbewahrt", erzählt der Oberbacher. An Michael Sautter gewandt, fügt er hinzu: "Wir gehen schon mal runter zur Freilandstation." Dort haben die Datenleser nicht so viel zu tun. Die Regenmenge wird mit einer Niederschlagswaage ermittelt, die die Daten gleich ans LWF sendet. Lediglich die Proben von drei freistehenden Regenbehältern müssen genommen werden.
Elektronische Messungen
Die Daten zu Windstärke, Luftfeuchte, Temperatur und Ozonbelastung bleiben ebenfalls unberührt. Auch sie werden digital zum LWF nach Freising übertragen. "Den Strom dafür erzeugt das Solarpaneel", weiß Sautter.
Kurze Zeit später schaut der Förster in der Freilandstation nach dem Rechten, kontrolliert, ob die Messgeräte funktionieren. Dafür öffnet er einen großen Kasten, in dem allerhand Elektronik versteckt ist. "Wir haben momentan 14,4 Grad Celsius Bodentemperatur, 15,4 Grad Celsius Lufttemperatur und eine Luftfeuchte von 62 Prozent. Der Wind hat eine Geschwindigkeit von 1,2 Metern pro Sekunde", liest er die Daten vom Dienstagvormittag vor.
Blick auf den Sommer
Bleibt schließlich noch die Frage: Wie schätzt der Klimafachmann den Sommer 2017 ein? "Obwohl es so viel geregnet hat, ist es zu trocken", sagt Michael Sauter. Auch, dass er darauf hofft, dass in den kommenden Monaten weiterhin ordentliche Niederschläge fallen. "Denn 2015 und 2016 waren in Summe zu trocken für den Wald, ebenso das diesjährige Frühjahr", ist er überzeugt. Seine Aussage belegt er mit unterschiedlichen Diagrammen. Sie beinhalten die einzelnen Auswertungen der Datenreihen, die an der Klimastation erfasst werden.