Alexander Walter hat in der Kirche die Orgel gespielt, die Blaskapelle dirigiert und den Kirchenchor geleitet. Jetzt legt er aus beruflichen Gründen den Taktstock weg und greift nicht mehr in die Tasten.
Freude und Wehmut in der jüngsten Sitzung des Pfarrgemeinderates: Für seine langjährigen Dienste als Organist und Leiter von Kirchenchor und Blaskapelle erhielt Alexander Walter die Ehrennadel der Diözese. Gleichzeitig aber muss er diese Ämter aus beruflichen Gründen aufgeben.
Alexander Walter arbeitet bei SKF in Schweinfurt und wechselte im letzten Jahr in die Abteilung Berechnungssoftware für Anwender und Weiterentwicklung. Oft müsse er Auslandsreisen wie nach Schweden, Frankreich, Belgien und Niederlande unternehmen. Zudem gebe es für ihn keine geregelten Arbeitszeiten, so dass er festgelegte Zeiten nicht einhalten könne. "Als Dirigent musst du immer da sein. Als Musiker oder Sänger kannst du auch fehlen", ergänzt er zur Aufgabe seiner Dienste.
"Musik war schon von Kind an mein Hobby", sagt er. Mit 12 Jahren lernte er bei Organist Bernhard Wetterich eine elektronische Orgel zu spielen. Ab und zu durfte er auch auf der Kirchenorgel spielen. "Als mein Musiklehrer 1988 an grauem Star erkrankte, wurde ich sozusagen ins kalte Wasser geworfen: Von jetzt auf gleich ließ ich mich 1988 überreden, die Orgel zu spielen", sagt Walter. Als Autodidakt habe er sich selbst weiter gebildet. 1993 übernahm er ebenfalls von Bernhard Wetterich den Kirchenchor, den er 20 Jahre lang dirigierte.
Aktiv war er von Jugend an in der Blaskapelle. Hier spielte er vor allem Saxophon. Als 2003 offiziell der Musikverein Rottershausen gegründet wurde, übernahm er von Siegbert Kiesel den Taktstock. Ob Gottesdienste, Prozessionen, Andachten oder Pfarreifeiern, die Blaskapelle war dabei. Auch von diesem Amt trat nun Walter zurück. Sein Vorgänger sprang inzwischen in die Presche. Auf die Frage, ob er sich eine Rückkehr vorstellen könnte, merkt er nur an: "Sag niemals nie. In 25 Jahren gehe ich wohl in Rente. Dann schau`n wir einmal."
Mit Herzblut dabei "Im Namen der gesamten Kirchengemeinde St. Dionys danken wir Ihnen für Ihr Engagement über Jahrzehnte bei Gottesdiensten aller Art", lobte Pfarrer Balthasar Amberg. "Sie waren immer mit Herzblut dabei. Wir konnten es zunächst nicht fassen, dass Sie die Aufgaben an Orgel und mit dem Dirigentenstab ablegen. Aber Ihre berufliche Situation müssen wir annehmen, so schwer es uns auch fällt." Oft hätten persönliche Wünsche zurücktreten müssen. Vor allem als Organist sei man immer gefordert, ob morgens, nachmittags oder abends. Auf Alexander Walter sei immer Verlass gewesen. "Im Lob für Gott haben Sie die Gläubigen an der Orgel unterstützt", hob Pfarrer Amberg hervor.
Den Kirchenchor, der vor allem Hochfeste bereicherte, gebe es nicht mehr. Als Außenstehender sei nur zu ahnen, wie viel Mühen es kostete, die Sängerinnen und Sänger bei der Stange zu halten. Jetzt sei der Verlust groß, weil niemand den Chor weiter führe. Viele kirchliche Anlässe gestaltete die Blaskapelle unter Alexander Walter als Dirigent mit. Zehn Jahre lange habe er dieses Amt bekleidet und viele Kinder und Jugendliche gewonnen, ein Instrument zu lernen. Mit einem aufrichtigen Vergelt`s Gott rundete der Geistliche seine Laudatio ab und überreichte im Auftrag von Bischof Friedhelm Hofmann Urkunde und Ehrennadel.
Mit Liebe und Leidenschaft Der Würdigung schloss sich Gabi Kanz als Vorsitzende des Pfarrgemeinderates an. "Uns beide verbindet das Musizieren seit vielen, vielen Jahren", betonte sie, "für uns in der Pfarrei war es immer Freude und Genuss, Dich an der Orgel zu hören. Mit Liebe und Leidenschaft hast Du gespielt und uns zum Mitsingen bewegt." Im Blick voraus fügte sie an: "Orgel zu spielen verlernt man nicht. Vielleicht kehrst Du ja wieder zurück." Dem Dank schloss sich für die Kirchenverwaltung Klaus Kiesel an und übergab eine als Holz gefertigte Kerze mit Bild der Rottershäuser Kirche.