Die Bürger in Albertshausen zeigten sich sehr verärgert über das Engagement, das die Stadtverwaltung im Stadtteil zeigt.
Harter Gegenwind schlug den Verantwortlichen des 6. Ortsteilspazierganges in Albertshausen entgegen. Und fast schien es, als solle dem Orts-Spaziergang eine verbale Saal-Schlacht werden. "Was nützt uns das eigentlich alles, die Stadt hat kein Geld und soll lieber zuerst mal ihre Hausaufgaben machen", polterte Ex-Ortssprecher Albin Markert. Mit dieser Einschätzung stand er in Albertshausen nicht alleine da, vor allem auch, als er auf die Kosten dieses Gemeindeentwicklungskonzeptes zu
sprechen kam.
"Was braucht du da hinzugehen, das kostet alles Geld, das man lieber dem Bauhof geben sollte" ... "Diese Luftschlösser des heutigen Abends", die Begehung sollte um 18 Uhr beginnen, seien ja doch nur eine Lachnummer, wenn sie erst in 10 bis 15 Jahren verwirklicht werden sollen. Für den neuen Kissinger Stadtbaumeister Jan Voll war dies nun der Anlass zu erklären, dass man bis 2030 da hinkommen wolle, was heute erörtet würde.
"Was aber nicht heißen soll, dass wir einiges nicht schon viel früher in die Wege bringen".
Es ist kein Geld da
Aber auch andere Albertshäuser zweifelten an dem Konzept und stellten schlicht und einfach fest: Es ist kein Geld da, mit dem irgend etwas bezahlt werden könne, der Stadtteil sei dreckig, auch weil städtische Grundstücke ungepflegt seien, da machten eben auch andere Eigentümer nichts aus ihren
Grundstücken. Erst auf den Einwand von Stadtrat Klaus Zehe, "gebt ihnen (
den beiden externen Stadtplanern,
Anm. d. Red.) eine Chance", setzte sich der eigentlich gut besuchte Zug langsam in Bewegung, musste sich jedoch vorher noch anhören, dass bei der Stadt alles rückläufig sei, und man die Servicenummer der Stadt vergessen könne.
Grasschnitt lässt
Wünsche offen
Am Dorfbrunnen in der Sauerbrey-Straße angekommen bot sich allen ein sehr schön gepflegter Platz, was natürlich sofort mit einem "diese Begehung sollte viermal im Jahr stattfinden, dann wäre wirklich alles gepflegt", kommentiert wurde. Fast zu offensichtlich schön war der Rasen gemäht. "Sonst steht das Gras oft kniehoch und wenn man bei der Stadt deswegen anruft, bekommt man zu hören, dass dies keine städtischen Flächen
seien". Christine Schwind vom städtischen Bauamt versicherte jedoch, dass man diesen Einwand aus Albertshausen mit ins Rathaus nehmen werde, die Klagen über den an eine externe Firma vergebenen Grasschnitt gab es auch, wenngleich in kleinerer Form, in Poppenroth.
Planungsbedarf am Friedhof
Ein eigentlich nicht geplanter Stopp auf dem Friedhof zeigte, dass auch hier Planungsbedarf bestehe.
So wurde zum einen bemängelt, dass aufgelassene Gräber (im Stadteigentum) nicht gepflegt/gemäht würden. Zum anderen gäbe es zu viele und zu große (freie) Doppelgräber. Eine Urnenwand fehle gänzlich. Selbst die externen Fachleute waren sich da einig: "In zehn Jahren ändert sich vieles und wenn in Albertshausen vor zehn Jahren niemand eine Urnenwand wollte, könne dies heute ganz anders sein.
Kniehohes
Gras
"Der Platz hätte Aufwertungsbedarf", sagte Stadtplaner und Geograf Gunter Schramm, als man einen Schlenker hinter den Kindergarten machte. Wo eigentlich ein toller Wasserspielplatz sein könnte und in Ansätzen sogar vorhanden ist. Auch hier: kniehohes Gras. Der Embach wurde hier mit Kies verschönt, aber "es ist eine Sauerei, dass der sonst so saubere Embach weiter oben verschlammtes Wasser aus dem Regenrückhaltebecken erhält", meldete sich wieder
Albin Markert.
Gepflegter Jugendtreff
Weiter ging es über die Prozessionsaltäre - "einzigartig in der Region" (Gunter Schramm) - zum Jugendheim, das die "Blaubären" unter ihrer Aufsicht haben. Da mussten selbst Gunter Schramm und Nadja Christmann, die beide als "Externe" am Gemeindeentwicklungskonzept arbeiten, zugeben, dass man solch einen gepflegten Jugendtreff nur sehr selten zu sehen bekommt.
"Alles Vereinsarbeit" schallte es vielstimmig aus der inzwischen auf knapp 30 Köpfe angewachsenen Gruppe.
Defizite sahen die beiden Planer beim öffentlichen Nahverkehr sowie in der Beschilderung bei den Radwegen. Da einige Albertshäuser die bisherige Busverbindung als "katastrophal" bezeichneten, müsste man zu einer sehr schnellen Lösung zu kommen.