Ärztliche Versorgung in Münnerstadt im Wandel

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Dr. Gertrud Kuchler erläutert, wie die neue Bereitschaftsdienstgruppe für die Region aussehen könnte. Foto: Heike Beudert
Dr. Gertrud Kuchler erläutert, wie die neue Bereitschaftsdienstgruppe für die Region aussehen könnte. Foto: Heike Beudert

Ärzte aus Rhön-Grabfeld und Münnerstadt planen den Zusammenschluss für Bereitschaftsdienste am Wochenende. Frühestens im Februar 2014 soll der Bereitschaftsdienst umorganisiert werden.

Der Raum Maßbach hat sein erstes Wochenende ohne den gewohnten ärztlichen Bereitschaftsdienst hinter sich. Wer krank wurde und einen Arzt brauchte, musste erstmals nach Schweinfurt in die Bereitschaftspraxis der neu gegründeten Bereitschaftsdienstgruppe Schweinfurt Stadt und Land. Hausbesuche wurden auf das medizinisch absolut notwendige Maß beschränkt. In Münnerstadt arbeitet die bestehende Dienstgruppe noch selbständig.

Die Betonung liegt jedoch auf "noch". Denn Dr. Gertrud Kuchler, Obfrau der hiesigen Hausärzte, bestätigt, dass es voraussichtlich im Laufe des nächsten Jahres einen Dienstgruppenzusammenschluss geben wird.

Derzeit besteht die Münnerstädter Bereitschaftsdienstgruppe aus sieben Ärzten, die sich im Wochenend-Bereitschaftsdienst abwechseln.Eigentlich seien sie und die Kollegen mit der Situation recht zufrieden, erklärt Gertrud Kuchler.

Doch sie weiß, dass sich die Münnerstädter Gruppe alleine nicht mehr halten kann. Das liegt nicht unbedingt an der Altersstruktur, sondern auch daran, dass die gesetzlichen Vorgaben verschärft worden sind. Seit neuem muss eine Bereitschaftsdienstgruppe aus mindestens 15 dienstverpflichtenden Ärzten bestehen. Diese Größe hat die Münnerstädter Gruppe einfach nicht.

 


Hinzu kommt, dass die Zahl der dienstverpflichtenden Hausärzte in der Region deutlich zurückgehen wird. Ärzte sind bis zu einem Alter von 62 Jahren zur Bereitschaft verpflichtet. Danach könnten sie diesen noch freiwillig leisten, müssen aber nicht. Deshalb würde es für die einzelnen Bereitschaftsdienstgruppen - gerade im Landkreis Rhön-Grabfeld - immer schwieriger, den Bereitschaftsdienst alleine zu bewältigen.

 

"Wir haben eine zunehmenden Überalterung", weiß Kuchler. Und sie weiß, dass unter den bisherigen Voraussetzungen keine Nachfolger für die Landarztpraxen gefunden werden. "Es muss etwas passieren", sagt die Münnerstädter Ärztin. Mit den neuen Bereitschaftsdienstgruppen reagiert die kassenärztliche Vereinigung auf die Problematik.

Verhandlungen laufen
Münnerstadt (mit Ausnahme vom

Ortsteil Windheim, der zur Bockleter Gruppe gehört) soll - so die Planungen - Teil der großen Bad Neustädter Bereitschaftsgruppe werden. Verhandlungen würden derzeit mit der Kreisklinik Bad Neustadt geführt, um dort die entsprechenden Praxisräume für den Wochenendnotdienst einzurichten. Der Regionalleiter der kassenärztlichen Vereinigung in Würzburg, Ernst Schlereth, bestätigte, dass es entsprechende Verhandlungen gibt und die Neuorganisation

in Arbeit ist.

Dieser Bereitschaftsdienst wird dann am Wochenende für knapp 93 000 Bewohner zuständig sein. Wie bereits jetzt in der Schweinfurter Bereitschaftsdienstgruppe verwirklicht, wird am Wochenende die Bereitschaftspraxis mit einem Arzt besetzt sein, während zwei Ärzte Hausbesuche fahren. Wie viele dieser Schichdienste im Jahr auf die Hausärzte zukommen werden, ist noch offen.

Gertrud Kuchler rechnet damit, dass die Neuordnung frühestens am 1. Februar 2014 in Kraft tritt.

Eine Umstellung für alle
Dr. Gertrud Kuchler weiß, dass diese Umorganisation vor allem für die Patienten eine Umstellung bedeuten wird. Hausbesuche würden auf das wirklich Notwendige beschränkt. Die zentrale Einsatzstelle werde wohl viel strenger als bisher nachfragen.

Und wer nach Bad Neustadt in die große Gemeinschaftspraxis komme, müsse mit Wartezeiten rechnen. Gertrud Kuchler glaubt aber, dass sich die Patienten umstellen und dann ihre Arztbesuche besser einteilen werden. Denn mancher Arztbesuch am Wochenende lasse sich durchaus vermeiden, ist die Erfahrung der Ärztin.

Weite Fahrtstrecken
Aber nicht nur die Patienten, auch die Hausärzte werden sich umstellen

müssen, weiß Kuchler; vor allem diejenigen, die an einem Wochenende für die Hausbesuche eingeteilt sind, müssen mit langen Fahrtzeiten rechnen. In der Bad Neustädter Bereitschaftsdienstgruppe soll es einmal so sein, dass ein Arzt für die Hausbesuche im nördlichen, einer im südlichen Bereich zuständig ist.

Die Entfernungen werden groß sein, wenn man bedenkt, dass die Gruppe Patienten zwischen Bischofsheim und Willmars sowie zwischen Fladungen und Seubrigshausen zu betreuen hat. Maximal liegen zwischen den einzelnen Orten im künftigen Bereitschaftsgebiet 50 Kilometer.
Patienten müssen vielleicht lange auf den Arzt warten, weil dieser viel Zeit auf der Straße verbringt. Unangenehm für den Arzt: Die Fahrtkostenpauschalen sind auf solche Entfernungen nicht angepasst.

Bislang gibt es für einen Hausbesuch (neben der Behandlungsverrechnung) nur eine Fahrtkostenpauschale von maximal acht Euro. Hier sieht Kuchler Handlungsbedarf.

So könnte die neue Bereitschaftspraxis aussehen:

Zusammensetzung Die neue Dienstgruppe sollen sich aus den derzeitigen Bereitschaftsdienstgruppen Münnerstadt, Bad Königshofen, Bad Neustadt/Bischofsheim und Mellrichstadt bilden.

Ärzte In der möglichen neuen Bereitschaftspraxis würden (Stand März 2013) einmal 78 Ärzte zusammengeschlossen sein. Die Zahlen ändern sich aber vermutlich, da in einigen Regionen absehbar ist, dass Ärzte aus Altersgründen aus dem Bereitschaftsdienst ausscheiden werden. Denn im neuen Zusammenschlussgebiet sind derzeit 15 Ärzte im Alter zwischen 60 und 62 Jahren tätig, müssen also in spätestens zwei Jahren keinen Bereitschaftsdienst mehr leisten.