Die Volkshochschule Bad Kissingen hat eine Reise nach Armenien organisisert.
Bad Kissingen — Die diesjährige Studienreise der Städtischen Volkshochschule Bad Kissingen unter Leitung von Christa Nürnberger galt zum wiederholten Mal dem ältesten christlichen Land der Welt - Armenien. Bereits 301 hatte das Land - nicht immer freiwillig - das Christentum angenommen und mit dem Bau von Kirchen und Klöstern begonnen, die auch heute noch Zeugnis ablegen von der Frömmigkeit in diesem Land.
Diese frühchristlichen Stätten
standen im Mittelpunkt der Vhs-Reise, waren sie doch während der Sowjetzeit stellenweise gesprengt worden, waren zweckentfremdet und nur in ganz wenigen durfte Gottesdienst abgehalten werden. Viele Gotteshäuser liegen hoch in den Bergen oder tief im Wald, sie sind meist zwischen dem 5. und 11. Jahrhundert gebaut worden. Heute sind sie wieder zugänglich, in den meisten gibt es wieder einen Priester, der regelmäßig Gottesdienst hält, und auch Priesterseminare wurden
neu gebaut. Die meisten Bauten sind in einem guten Zustand und beeindrucken sehr. Insbesondere die in Armenien üblichen "Chatschkars", wunderbar bearbeitete Kreuzsteine, begeisterten die Kissinger.
Tiefe Frömmigkeit Der Sitz des Katholikos (des Papstes) der armenisch-apostolischen Kirche befindet sich in Etschmiadsin, wo die Kissinger sich an einem Sonntag von der tiefen Frömmigkeit der Menschen überzeugen
konnten. Großen Eindruck hinterließ auch das Kloster Gheghard am Ende eines Talkessels mit einer tiefen Schlucht, dessen früheste Kirchen in den Berg gehauen wurden, wo in der Oberkirche ein Frauenchor speziell für die Reisegruppe liturgische Gesänge, Liebes- und Kinderlieder zu Gehör brachte. Natürlich standen auch Kunst, Kultur, Landschaften und die Menschen auf dem Programm.
Seit dem letzten Besuch einer Kissinger Gruppe im Jahr 2004 hat sich viel geändert. Erewan beispielsweise ist eine moderne Großstadt, in der das Leben pulsiert - allerdings meist erst abends. Es ist eine sehr "junge" Stadt, man sieht viele junge Familien, die vom Spätnachmittag bis tief in die Nacht die Straßen bevölkern, einkaufen (meist rund um die Uhr möglich), in Cafés sitzen. Topmodisch kommen sie daher - High Heels sind völlig normal.
Das Genozid-Denkmal, der Matenadaran, eine der größten Handschriftensammlungen der Welt und Weltdokumentenerbe der Unesco, und weitere Museen überraschten nicht nur durch den Reichtum der ausgestellten Objekte, sondern auch durch die Freundlichkeit der Führerinnen und deren akzentfreies Deutsch.
Überhaupt fand man in den Städten und draußen im Land meist nette Menschen.
Leider machte sich der Ararat rar und hüllte sich in Wolken.
Neben den Tagen in Erewan führte die Reise in großem Bogen vom Südwesten des Landes hinauf über den Selimpass (2400 m) mit einer gut erhaltenen Karawanserei hinauf zum Sevansee auf 1900 m, der immerhin 78 km lang und 56 km breit ist. Durch wunderschöne Gegenden geht es wieder hinunter ins Tal, wo bei Alawerdi immer noch die Hinterlassenschaften der Sowjets - vergammelte Industrieanlagen
- die Landschaft verschandeln. Bis kurz vor die georgische Grenze ging die Reise, bevor es über den Spitakpass (2378 m) am höchsten Berg Armeniens (Aragats 4095 m) und in der Nähe der Festung Amberd nach Erewan zurück ging. Hier konnte man die Vielfältigkeit und Schönheit der armenischen Gebiete erkennen.
Besichtigt wurden eine Teppichknüpferei, eine Brandyfabrik und eine Weinkellerei (mit Proben). Das abendliche Essen wurde in stets
unterschiedlichen Lokalen eingenommen, bei dem mehrfach Sterneköche die einheimischen Gerichte zubereiteten und erklärten. Unterwegs nahm man die Mahlzeiten meist in Gartenlokalen oder in Veranden ein - in Etschmiadsin in einer Ausbildungsstätte für Jugendliche. Die wirtschaftliche Lage des Landes hat sich gebessert, kann aber noch nicht als gut bezeichnet werden. Viele Familien müssen immer noch sehr kämpfen, obwohl bei manchen schon der Wohlstand eingezogen ist.
Das Bildungswesen ist immer noch nicht auf dem Stand, auf dem man es gern haben möchte - die Bemühungen gehen aber weiter, und man kann Erfolge vorweisen.
Unbekannte Gebiete Für die kleine Kissinger Reisegruppe war es ein Vordringen in völlig unbekannte Gebiete und auch Denkweisen, die Reiseleiterin Aida in hervorragender Weise und mit außerordentlicher Sachkenntniss erklärte und auch verstehen half.
Fahrer Aram kutschierte die Gäste mit sehr großer Sicherheit durch Schluchten und über hohe Berge, war stets hilfsbereit und auch zu Späßen aufgelegt. Eine gelungene Reise, welche den Teilnehmern ob der Vielfalt noch lange in Erinnerung bleiben wird.
knc