ADAC: Geteilter Meinung

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Bei der Eigenpanne des ADAC kann kein Gelber Engel helfen. Sie werden allerdings auch nach wie vor von den Autofahrern gebraucht - die die Hilfe dankbar anerkennen. Symbolfoto: Archiv
Bei der Eigenpanne des ADAC kann kein Gelber Engel helfen. Sie werden allerdings auch nach wie vor von den Autofahrern gebraucht - die die Hilfe dankbar anerkennen. Symbolfoto: Archiv

Die Mitglieder sind sauer über den Verein, aber sie wissen, dass die Gelben Engel an der Basis nicht für die Situation verantwortlich sind.

Die öffentliche Diskussion um die kürzlich aufgedeckten Missstände beim ADAC waren am Donnerstag auch Thema der Jahreshauptversammlung des Automobil-Clubs Bad Kissingen. Der vor rund 90 Jahren gegründete Motorsportverein ist mit seinen 111 Mitgliedern als Ortsverein dem ADAC angeschlossen. "Wir machen die Basisarbeit, aber wir sind nicht der ADAC", betont allerdings Vorsitzender Michael Strecker ausdrücklich.
Die Rufschädigung sei immens, bedauert Strecker. "Das Vertrauen bei den Mitgliedern ist erschüttert, das ist wahnsinnig schade." Der Club-Vorsitzende fordert deshalb die Neuorganisation des größten deutschen Automobilclubs, der mit einem Jahresumsatz von 2,5 Milliarden Euro nicht als Verein geführt werden dürfe. Doch befürchtet Strecker trotz des Skandals keine Auswirkung auf den Kissinger Automobil-Club.

"Man darf nicht alles über einen Kamm scheren." Seine Mitglieder wüssten zu unterscheiden, ist sich Strecker sicher. Austritte wurden bisher nicht gemeldet. "Wir ärgern uns aber, weil wir das Ganze ausbaden", ist seine Stellvertreterin Christa Nürnberger sauer. Man habesich immer schon geärgert, dass der ADAC so groß geworden sei und sich von der Basis abgehoben habe.

Bei den Mitgliedern im Landkreis ist die Stimmung zwiespältig. Erst seit einem Jahr ist André Iff aus Nüdlingen Mitglied im ADAC. Vorher war er über 20 Jahre beim AvD, doch als frischgebackener Wohnmobilist will er jetzt die Vorteile der ADAC-Campingplätze und die Ermäßigungen für Mitglieder nutzen. Trotz der aktuellen Meldungen bereut er seinen Wechsel zum ADAC nicht. "Die Medien bauschen alles viel zu sehr auf." Für ihn sind die praktischen Hilfsdienste wie die Krankentransporte aus dem Urlaub oder die Gelben Engel wichtig. "Dafür zahle ich meinen Beitrag gern."

Keine große Überraschung

Heinz Schmitt aus Fuchsstadt, seit 35 Jahren Mitglied beim ADAC, beobachtet die Diskussion ebenfalls gelassen. An Austritt denkt er nicht, zumal die Meldungen in den Medien ihn nicht überrascht haben: "Die Entwicklung war doch irgendwo absehbar." Schmitt war sein Leben lang in der Automobilbranche tätig und kennt sich aus. Er kritisiert die Erhebungspraxis bei der Pannenstatistik. "Erst waren die Japaner die Besten, plötzlich sind es die Deutschen." Der Grund: Nach Einführung der Mobilitätsgarantie deutscher Hersteller werden Pannen dieser Automarken nicht mehr statistisch erfasst, weil sie von Vertragswerkstätten als Garantieleistung behoben werden.

Das sieht Wolfgang Speyer vom Abschlepp- und Bergungsdienst Speyer & Hofmann in Eltingshausen ähnlich. Seit Jahren ist er als Gelber Engel im Auftrag des ADAC auf den Landkreisstraßen unterwegs. Auch er kritisiert die Erhebungspraxis zur Pannenstatistik: Hat ein Fahrer sein Licht brennen lassen und kann deshalb sein Fahrzeug nicht starten, ist dies als Fehler der Lichtanlage zu verbuchen. Speyer: "Die Pannenstatistik hat noch nie mit der Wirklichkeit übereingestimmt."

Speyer findet die Diskussion um den Automobilclub "ziemlich kurios". Als weiteres Beispiel nennt er die Wahl zum beliebtesten Auto der Deutschen. "Wenn ein Auto vom ADAC hochgelobt wird, man aber relativ wenige Modelle dieser Marke auf der Straße sieht, dann kann doch was nicht stimmen."

Seit dem ganzen Wirbel muss sich Speyer bei seinen Einsätzen als Gelber Engel so einiges anhören. Aber: "Die Autofahrer machen zum Glück einen Unterschied zwischen dem ADAC und den Gelben Engeln."