Stadträte besichtigten die kommunalen Liegenschaften. Die Visite vor Ort soll politische Entscheidungen erleichtern und sichtbar machen, was Bad Kissingen zu bieten hat.
Das Bismarck-Museum gehört zu den Vorzeigeobjekten der Stadt Bad Kissingen, genauso wie die Musikschule. Das Turniergebäude in der Au eher nicht. Am gestrigen Mittwoch genehmigte sich der Stadtrat einen Zehn-Stunden-Tag, um alle städtischen Liegenschaften zu besichtigen. "Es ist eine notwendige Grundlage, das zu kennen, worüber man entscheidet", begründete Oberbürgermeister Kay Blankenburg (SPD) die Rundfahrt.
Denn: Es geht vor allem um's Geld. Es geht um Investitionen, die die Stadt unternehmen muss - und manchmal nicht unternehmen kann. Auch Vorzeigeobjekte wie das Bismarck-Museum sollen noch ausgebaut werden und belasten damit den Stadtsäckel. Für das marode Turniergebäude wird da in absehbarer Zeit kaum etwas übrig bleiben.
Gleichzeitig ging es Blankenburg darum, zu zeigen, was die Stadt alles zu bieten hat. Einrichtungen, auf die man stolz sein kann. "Es geht um die Pfunde, mit denen Bad Kissingen wuchern kann", wie der Oberbürgermeister betonte. Denn eigentlich sollte jeder Stadtrat auch ein Botschafter Bad Kissingens sein.
Die Exkursion richtete sich nicht nur an die Neulinge, sondern auch an die "altgedienten" Ratsmitglieder. "Es gibt heute viele Punkte auf der Tagesordnung, die mit Sicherheit in nächster Zeit im Bauausschuss auftauchen werden", sagt Richard Fix(Grüne), der dem Gremium seit vielen Jahren angehört: "Man kann nicht alles kennen."
Zum Beispiel die baufällige Kelleranlage samt Stützmauer an der Oberen Saline. 200 000 Euro würde die Sanierung mindestens kosten. Und dieses Geld wird die Stadt in nächster Zeit nicht aufbringen können. Da wird sich der Stadtrat wohl eher Gedanken über den millionenschweren Neubau eines Hallenbades samt Klärung der Standortfrage machen müssen.
Geld sinnvoll ausgeben "Der Stadtrat ist gehalten zu überlegen, wo es sinnvoll ist, Geld auszugeben", sagt Michael Heppes, "und sich dabei auch Gedanken über die Einnahmenseite zu machen." Der CSU-OB-Kandidat und Stadtratsneuling denkt an Investitionen, die Geld in den Stadtsäckel zurückbringen. Zum Beispiel an erhöhte Eintrittspreise für das Bismarck-Museum, wenn durch einen weiteren Ausbau entsprechender Mehrwert geschaffen wurde.
Sein Fraktionskollege Steffen Hörtler bergüßt wie alle Teilnehmer die Tournee durch die städtischen Liegenschaften: "Man hat einen ganz anderen Überblick, wenn man das gesehen hat." Michael Heppes ergänzt: "Die Rundfahrt bringt sehr viel. Obwohl ich die meisten Objekte kenne, wird einem wieder bewusst, welche Möglichkeiten Bad Kissingen hat."
Prioritäten setzen Auch Christina Scheit (SPD), ebenfalls neu in den Stadtrat gewählt, sieht nach der Rundfahrt vieles mit anderen Augen. "Man sieht Objekte, wo etwas gemacht werden müsste und gleichzeitig sieht man, was nicht geht." Ihr wird die Rundfahrt helfen, Prioritäten zu setzen.
"Man hört die Probleme, die die Leute vor Ort haben", ergänzt die neue Kleinbracher Ortssprecherin Dawn Hänsch (SPD). Sie findet die Rundfahrt auch deswegen spannend, weil sie zum Beispiel noch nie im Spielzeugmuseum war.
Florian Keßler (DBK) ist ebenfalls Stadtrats-Novize. "Man kennt viele Gebäude von außen, es war interessant, den Schlachthof von innen zu sehen", sagt er. Besonders beeindruckt zeigt er sich über Musikschule, Stadtbücherei und die Ex-US-Turnhalle, die heute unter anderem von KIDRO genutztb wird: "Da war und ist das Geld gut angelegt." Aber er hat auch die "Baustellen" kennengelkernt. "Der Servicebetrieb muss in Angriff genommen werden", sagt Keßler, ob mit oder ohne Integration der Lindesmühle, darüber werde nachzudenken sein.
Auf vieles stolz "Es gibt in Bad Kissingen vieles, auf das man stolz sein kann", meint Klaus Zehe (Freie Wähler). Wie Hans-Joachim Hofstetter (FDP) würdigt er Musikschule und Aktivspielplatz. "Woanders werden massenweise Spielplätze geschlossen, hier werden neue aufgemacht", betont Zehe. Aber auch er weiß, dass es genug Projekte gibt, für die kein Geld da ist. "Es wird schwierig sein, den Bürgern zu erklären, was notwendig ist und was nicht", sagt Zehe. Aber auch: "Die Kissinger sollten sich öfter mal bewusst anschauen, was wir alles haben."