Wenn die Wallfahrer kommen, ist der ganze Ort auf den Beinen, um sie zu begrüßen.
Wenn die Wallfahrer aus Haßfurt in Großenbrach eintreffen, dann ist der ganze Ort auf den Beinen. Bereits einige Zeit vor der eigentlichen Ankunft stehen die Großenbracher auf der Straße und fragen sich: "Kommen die Wallfahrer auch pünktlich und wohlbehalten an?"
Gut gelaunt und fast pünktlich begrüßen sie die Gastgeber mit herzlichem Winken. Die Zuschauer säumen die Straße, auf denen die Wallfahrer kommen.
"Schön, dass ihr wieder hier seid", ruft eine ältere Dame und winkt ihnen herzlich zu. Bereits vor Ankunft in der Kirche fallen die Wallfahrer ihren Gastgebern in die Arme, schließlich kennt man sich schon seit vielen Jahren und freut sich, wieder hier übernachten zu können, bevor es dann weiter zum Kreuzberg geht.
Begrüßung in der Landessprache
Natürlich wird nach dem Eintreffen in
Großenbrach zuerst einmal ein Halt in der Kapelle eingelegt. Pater Raja begrüßt die Wallfahrer und spricht ein kurzes Gebet. Auch dies ist etwas Besonderes, tut er es doch in seiner Landessprache. Man nimmt sich noch einmal an den Händen, um die glückliche Ankunft hier zu feiern, dann geht es rasch weiter zum Feuerwehrhaus.
Hier wartet schon das Versorgungsteam, welches die zahlreichen Koffer bereits abgestellt hat, so dass jeder sein Gepäck sofort in
Empfang nehmen kann. Insgesamt suchen 145 Personen einen Schlafplatz. Hierfür ist der Quartiermeister Günter Neumann zuständig, weshalb er auch von zahlreichen Wallfahrern umringt wird, die noch keine Bleibe für die Nacht haben. Als auch der Letzte ein Bett für die Nacht gefunden hat, wird es etwas ruhiger, jetzt heißt es für die Wallfahrer erst einmal duschen und sich von den Strapazen erholen.
"In diesem Jahr führen wir die Wallfahrt zum 15.
Mal durch", erklärt der Wallfahrtsleiter Manfred Griebel. Dabei machen sie bereits zum 14. Mal Rast in Großenbrach. Das Thema in diesem Jahr lautet: "Du bist mein geliebtes Kind" - ein Motto, was bei der Wallfahrt immer wieder durchscheint. Denn längst ist eine solche kein katholisches Phänomen mehr - bei der Haßfurt-Wallfahrt zum Kreuzberg sind alle eingeladen, egal, welcher Konfession.
"Wir haben neben katholischen und evangelischen Pilgern auch Moslems dabei, die sich uns angeschlossen haben", berichtet Griebel. Egal, zu welchem Glauben sich eine Person bekennt und woher sie kommt - hier integriert sich jeder, und man ist sofort auf Du und Du. Überhaupt herrscht eine ganz besondere, fast familiäre Stimmung.
Insgesamt nehmen an der Wallfahrt rund 220 Pilger teil, teilweise von Haßfurt bis zum Kreuzberg und zurück, teilweise steigen sie auch
unterwegs ein oder laufen nur den Weg vom Kreuzberg bis Haßfurt zurück. Das Pensum - immerhin 190 Kilometer - ist auch eine sportliche Herausforderung. Für viele ist es eine gute Möglichkeit, vom Alltag abzuschalten und neue Kraft zu schöpfen.
Seit Jahren dabei
Dafür, dass man unbeschwert laufen kann, sorgt das Versorgungsteam unter Leitung von Elisabeth Grasser, die mit ihren zehn Mann das Gepäck
transportiert, die Zwischenpausen vorbereitet und immer sicherstellt, dass die Pilger auch genug Wasser zu trinken haben. Und falls ein medizinischer Notfall eintreten sollte: Ein Rotkreuzauto des Kreisverbands Haßfurt ist dabei.
Viele Pilger sind bei dieser Wallfahrt schon seit Jahren dabei, so auch der Limbacher Alois Böhnlein, für den dies das 12. Mal ist.
Für ihn ist eine solche Pilgerreise etwas sehr Spirituelles, mit ihr will er seine Dankbarkeit für das vergangene Jahr ausdrücken. "Die Hinwendung zu Gott auf solch einer Wallfahrt ist mir sehr wichtig", erklärt Böhnlein ernst. Aber natürlich ist ihm auch die Gemeinschaft der Pilger wichtig und die Kameradschaft untereinander. "Hier haben sich schon zahlreiche Freundschaften entwickelt", sagt der Limbacher.
Mit den Gastgebern ist man verbunden, auch außerhalb der Wallfahrt. So besuche man beispielsweise den Weihnachtsmarkt in Thundorf und nehme auch beim Feuerwehrfest in Großenbrach teil. Besonders lobt er die Gemeinschaftsunterkünfte in Großenbrach, aber auch in Thundorf, wo man ebenso übernachtet: "Alles ist hier bestens organisiert, man muss sich als Pilger um nichts kümmern und kann sich ganz auf die Wallfahrt konzentrieren." Besonders die besinnlichen
und lebensnahen Worte und Betrachtungen von Manfred Griebel haben es ihm angetan, hier könne man auch über das eigene Leben nachdenken und komme so zur Ruhe. Böhnlein gefällt in Großenbrach auch die Lichterprozession sehr, die immer ein Highlight auf der Wallfahrt ist.
Seit 14 Jahren Quartiermeister
Nachdem die Quartiere verteilt sind, hat auch Günter Neumann etwas Zeit: "82 private Unterkünfte in
Großenbrach und Aschach nahmen heuer die Pilger auf." Außerdem ist beim Feuerwehrhaus eine Massenunterkunft aufgebaut, in der man ebenso übernachten kann. Bereits seit 14 Jahren hat er das Amt des Quartiermeisters inne, mit viel Freude versieht er diesen Dienst. "Ende Juli beginne ich meist zu fragen, wer Pilger aufnimmt. Über die Jahre hat sich das natürlich eingespielt", erklärt er.
Teilweise fragen die Leute auch bei ihm nach, ob noch Gastgeber gebraucht werden.
Das Essen wird beim Feuerwehrhaus serviert, für die Verpflegung ist das "Küchen-Dream-Team" der Freiwilligen Feuerwehr Großenbrach zuständig, wie groß auf den roten T-Shirts zu lesen ist. "Insgesamt werden die Pilger zwei Mal bewirtet - einmal auf dem Weg zum Kreuzberg und einmal auf dem Rückweg", erklärt der ehemalige Vorsitzende der Wehr, Harald Neugebauer.
Für 160 Personen hat man gekocht. "Wir sind hier ein eingespieltes Team: Die einen kochen, die anderen sichern den Pilgerzug ab Nüdlingen ab. Jeder weiß genau, was er zu tun hat, so dass alles leicht von der Hand geht", erklärt Neugebauer. Die Arbeitsteilung auch zwischen Quartiermeister und Freiwilliger Feuerwehr funktioniere ohne Problem. "Es ist einfach super, wie gut das alles klappt", meint der Quartiermeister.
Harald Neugebauer erzählt, dass auch er schon einmal ein Stück auf der Wallfahrt mitgelaufen ist - von Haßfurt nach Thundorf: "Es war wirklich ein ergreifendes Erlebnis."
Heute, Mittwoch, werden die Pilger wieder in Großenbrach eintreffen, um hier bei der Rückkehr vom Kreuzberg zu übernachten. Was es dann wohl zu essen geben wird? "Das verraten wir noch nicht.
Schließlich soll das eine Überraschung sein", erklärt Harald Neugebauer mit einem verschmitzten Schmunzeln. Dass es etwas Gutes sein wird, steht außer Frage. Und eine Wallfahrt soll ja auch beides bieten: Gut für die Seele, aber auch gut für den Leib sein.