Zum Start der Aktionswoche der Feuerwehren fand in der Kurstadt eine Großübung statt, bei der diesmal eine Kurklinik als "Brandobjekt" auserkoren wurde. Die "Opfer" waren somit durchweg körperlich eingeschränkt.
Dramatische Szenen spielten sich am Samstagnachmittag im Haus Kreuzberg der Kurklinik "Am Kurpark" in Bad Kissingen ab. Dutzende von Menschen standen an den Balkonen und vor geöffneten Fenstern und riefen, ja schrien um Hilfe. Aus etlichen Fenstern im vierten Stock drang dichter weißer Qualm - aber, wie bei der Papstwahl, weißer Rauch bedeutet Gutes und so war dieser "Brand" nur eine Übung.
Eine Übung, die die Aktionswoche, die ehemalige Feuerschutzwoche einleitet und in der so gut wie alle freiwilligen Wehren meist mindestens eine Großübung abhalten. Hier waren es nun die Feuerwehren der Kernstadt und die Stadtteile Reiterswiesen, Garitz, Arnshausen und Winkels, die gemeinsam die Rettung von knapp 30, zum Teil gehandikapten Personen übten.
Dass bei solch einer groß angenommenen Schadenslage auch noch die Unterstützungsgruppe
Örtliche Einsatzleitung (UG ÖEL aus Oerlenbach) mitalarmiert wird, ist fast selbstverständlich. Mit dabei natürlich auch das BRK, das mit mehreren Fahrzeugen und Notärzten vor Ort war und die zuständigen Haustechniker und der Klinikeinsatzleiter Bernhard Lotz.
100 Patienten in "Gefahr"
163 Patienten befinden sich aktuell in den beiden Häusern der Klinik "Am Kurpark", davon alleine etwas über 100 im
Haus "Kreuzberg", dem angenommenen Brandobjekt. Im 4. Stock solle es brennen, und, weil Türen nicht geschlossen wurden, seien inzwischen das gesamte Stockwerk und die Treppenhäuser verqualmt, so dass sich die Bewohner nicht mehr selbst in Sicherheit bringen konnten - so die Ausgangslage.
Über die Integrierte Rettungsleitstelle in Schweinfurt wurde für die Kissinger Wache und den Rettungsdienst Alarm ausgelöst und nach Eintreffen von Kreisbrandmeister Steffen
Kiesel die weiteren Wehren hinzugezogen. Relativ schnell konnten über die beiden Drehleitern die zur Schlossstraße liegenden Räume erreicht und evakuiert werden.
Räume, die zum parkähnlichen Innenhof gelegen sind konnten nur durch Steckleitern erreicht werden, da auch eine zwischen Haus Saaleblick und Haus Kreuzberg hindurch manövrierte Drehleiter nur die äußersten Balkone erreichte: aber, die Übungslage sah ja vor, dass etliche Patienten in
ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt waren. Sei es durch vorangegangene Krankheiten, oder eben durch den Brand, sie konnten sich auf dem Fluchtbalkon, der über die ganze Hauslänge reicht, nicht selbstständig bewegen.
Kaum Sicht im Innern
Im Treppenhaus selbst sah man die Hand vor den Augen nicht, so gut arbeiteten die insgesamt vier eingesetzten Nebelmaschinen, die einen künstlichen weißen Rauch erzeugten.
So blieb als Alternative zunächst nur der Angriff über mehrere Steckleitern, der dann vor allem von den Stadtteilwehren vorgenommen wurde. Wer "leidlich gehfähig" war, wurde auch, gut gesichert, über die Steckleitern nach unten gebracht, nicht gehfähige Patienten wurden auf Tragen zum Ende des Balkons gebracht, wo sie von der Drehleiter übernommen wurden.
Neben den Sanitätern und Ärzten stand sogar ein aus dem gesamten Landkreis zusammengezogenes Team der Psychosozialen Notfallversorgung bereit, so dass mit Verletztendarstellern, dem RUD-Team, also der Schminktruppe, Feuerwehrleuten, Klinikpersonal und Rotem Kreuz rund 200 Personen aktiv an der von Stadtbrandinspektor Harald Albert, Stadtbrandmeister Michael Wolf und Felix Keßler ausgearbeiteten und vorbereiteten Übung teilnahmen.
